Das Leben nach dem Kriege war zunächst sehr schwer und durch viele Entbehrungen gekennzeichnet. Auch hier war Not, Elend und Hunger ein täglicher Wegbegleiter. Nur zögerlich wurde das Leben erträglicher, als 1948 eine Währungsreform die "Deutsche Mark" einführte.Von da an gings bergauf. Auch in unserem Dorfe setzte der so genannte Wiederaufbau ein. Die Aktiengesellschaft des Altenbergs für Bergbau und Zinkhüttenbetrieb (Vieille Montagne) Bergbauabteilung, Unter-Eschbach (Bezirk Köln), errichtete am Olsborn in den Jahren 1951 bis 1952 eine Flotationsanlage.Dazu wurde nach der Planung am 23. 10. 1951 der Bauantrag gestellt. Die Baubeschreibung zum Neubau der Flotationsanlage Friedrichssegen hat folgenden Wortlaut: Das vorliegende Gebäude der Flotationsanlage soll in Friedrichssegen auf dem Grundstück der A.G. des Altenbergs für Bergbau und Zinkhüttenbetrieb errichtet werden. Dem Zweck der Anlage entsprechend wird das Gebäude am Berghang in gestaffelter Bauweise erstellt. Die Beschickung des Gebäudes erfolgt auf Bühne + 149,0 in die Roherzbunker. Unterhalb der Bunker wird das Material abgezogen und durch den Verbindungsbau (Bauabschnitt 4) über die Brechanlage in die Brechererzbunker geleitet. Von dort erfolgt auf Bühne + 137, 05 der Abzug und die Weiterführung des Materials über Kugelmühlen und Flotationsanlagen. Das fertige Blei- und Zinkkonzentrat wird in den Bunkern des 1. Bauabschnittes gelagert und von dort aus zur weiteren Verwendung verfrachtet. Die Bauabschnitte 2 bis 4 dienen lediglich der Aufnahme der maschinellen Einrichtung bzw. des Erzes. Der 1. Bauabschnitt umfaßt neben der Maschineneinrichtung noch Büro, Werkstatt- und Lagerräume sowie den Heizungskeller. Die einzelnen Gebäudeteile sind durch Treppen innerhalb und außerhalb des Gebäudes miteinander verbunden. Zur Beschickung der einzelnen Bühnen und zum Abtransport der Abfallstoffe dient der vor dem Gebäude angeordnete Bremsberg. Oberhalb des Bremsberges wird auf Höhe 149,00 das Haspelhaus mit Haspelfundament und Maschinen errichtet. Die Ausführung der gesamten Anlage geschieht im unteren Teil teils aus Stahlbeton, teils aus Stampfbeton. Soweit die Anlage nicht dem Erddruck ausgesetzt ist, wird für die Außenwände Ziegel oder Hohlblockmauerwerk verwendet. Die Dachkonstruktion erfolgt in Holz als Sparrendach auf Fachwerkbindern. Die Dach-deckung doppellagige Pappe auf Schalung. Der Fußbodenbelag auf den einzelnen Bühnen besteht aus 2 cm starkem Zement-Estrich. Die Beheizung der Anlage erfolgt durch zentrale Heizungsanlage, die auf Bühne + 126,5 untergebracht wird. Die Isolierung des Bauwerkes gegen den Berg erfolgt durch doppelten Goudron-Anstrich. Die Außenwände werden in Zementmörtel verputzt. Die Entwässerung der Anlage einschl. der Dachentwässerung geschieht in einem offenen Entwässerungsgraben, der in dem zur Anlage gehöri-gen Klärteich mündet. Der Bau kam zügig voran, so daß die Gebrauchsabnahme schon am 14. Juli 1952 stattfand. Diese Flotation arbeitete mit einer Stundenleistung von rund 8 Tonnen und nahm im Frühjahr 1952 ihren Betrieb auf. Das aufzubereitende Haldenmaterial, das zum größten Teil oberhalb der Aufbereitung lag, konnte mit einem Bagger gewonnen werden. Die Aufgabe der Erze - sowohl Haldenhaufwerk wie auch Grubenhaufwerk z.B. der Gruben Hainchen und Silbersand - erfolgte in zwei Bunkern mit jeweils 40 Tonnen Fassungsvermögen. Die Bunker wurden entweder unmittelbar aus Lastwagen beschickt, die über eine neu angelegte Straße zur Aufbereitungsanlage fahren konnten, oder aus der auf Schienen laufenden Seitenkippe von etwa 3/4 m3 Inhalt, die über einen neben dem Aufbereitungsgebäude angeordneten Schrägaufzug hochgezogen wurden. Zum Vergleich der Aufbereitungsart aus dem Jahre 1880 mit der Flotationsanlage des Jahres 1952 geben wir den technischen Ablauf so wieder, wie Dr. Rainer Slotta, Deutsches Berbau-Museum, Bochum diesen in seinem schon erwähnten Buch über die Industriedenkmäler -hier insbesondere die des Bergwerkes Friedrichssegen - beschrieben hat. Die Weiterverarbeitung in der Grobzerkleinerung geschah abwechselnd. Für den Austrag aus den Vorratsbunkern waren Plattenbänder vorhanden, die auf ein schräg ansteigendes Gummiband austrugen. Dieses beförderte das Aufgabegut über einen feststehenden Spaltrost in einen Backenbrecher von 400 X 250 mm Maulweite. Das in diesem Brecher zerkleinerte Gut gelangte zusammen mit dem Feinen des Spaltrostes über ein weiteres Gummiförderband in eine Walzmühle mit Walzen von 700 mm Durchmesser und 280 mm Breite. Das nunmehr auf etwas 10 mm zerkleinerte Gut wurde sodann von einem Reversierband den Zwischenbunkern zugeführt. Die Feinzerkleinerung war für den gleichzeitigen Durchsatz der beiden Erzsorten in getrennten Apparaten vorgesehen. Aus dem einen Zwischenbunker für Haldenhaufwerk gelangte das Gut über eine Schüttelrutsche in eine Kugelmühle vom 1 800 mm Durchmesser und 2 000 mm Länge, der ein Rechenklassierer nachgeschaltet war. Das zerkleinerte Gut gelangte über einen Probennehmer und einen Meßkasten auf die Zink-Flotations-Zellen. Aus dem anderen Zwischenbunker für Grubenhaufwerk wurde das Haufwerk entsprechend über eine Schüttelaufgabe in eine Kugelmühle von 1 300 mm Manteldurchmesser und 2000 mm Länge geleitet und gelangte dann über einen Rechenklassierer, der das nicht ausreichend zerkleinerte Gut in die Kugelmühle zurückführte. Über einen Probennehmer und einen Meßkasten in die Flotationsabteilung. Die Flotation von Haldenmaterial und Frischhaufwerk erfolgte auf verschiedene Weise. Aus den Haldenerzen wurde ein bleihaltiges Zinkkonzentrat gewonnen; auf eine selektive Flotation wurde verzichtet. Aus dem Frischhaufwerk indessen wurde zunächst das Bleierz ausflotiert, bevor es mit den Haldenerzen zusammen auf die Zinkflotation gelangte. Für die Bleiflotation standen 8 Zellen von jeweis 0,6 m3 Inhalt in runder Ausführung, für die Zinkflotation 12 Zellen von jeweils 1 m3 Inhalt - ebenfalls in runder Ausführung - zur Verfügung. Die Zinkerz-Mittelprodukte konnten zwecks weiterer Ausmahlung über eine Zwischenproduktpumpe und eine Verdichtungsspitze in die Kugelmühle zurückgegeben werden. Das Zinkkonzentrat wurde in einem Vakuum-Zellenfilter von 4 m2 Filterfläche, das Bleikonzentrat in einem gleichen Apparat von 2 m2 Filterfläche entwässert. Auf der Filtersohle waren die für die Filterung notwendigen Nebenapparate (2 Vakuumkessel, 2 Filtratwasserbehälter, 2 Filtratpumpen, 1 Wasseringpumpe und 1 Gebläse) angeordnet. Die gefilterten Konzentrate wurden in die Konzentratbunker geschüttet, aus denen sie in Lastwagen zum Abtransport entleert werden konnten. Die Aufbereitungsapparate wurden durchweg durch Elektromotoren mit 380 V Spannung angetrieben. Die elektrische Ernergie wurde von den Main-Kraft-Werken in Form von Drehstrom mit 10 kV Spannung geliefert, die in einen an die Aufbereitung angebauten Gebäude von 2 Umformern von jeweils 200 kVA Leistung auf die Betriebsspannung gebracht wurden. Das Betriebswasser wurde dem Erzbach entnommen. Die Flotations-Bergetrübe wurde in einen Klärteich im Olsborntal gepumpt. Das geklärte Wasser wurde wieder dem Erzbach zugleitet. Diese Flotationsanlage wurde durchschnittlich von 46 Mitarbeitern bedient und war bis 1957 in Betrieb. Mit der Stilllegung endete die vorläufig letzte Betriebszeit der Grube Friedrichssegen.

Erfreulicher Weise haben die Parteien gemerkt, daß es gut ist auch aus Friedrichssegen Vertreter als Stadtrat zu haben.
Bisher waren dies die Herren:
Alfred Christ, (SPD) vom 04. 12.1956 bis 30. 6. 1994
Josef Egenolf (CDU) vom 15. 07.1957 bis 31.10.1960
Willi Kaiser (CDU) vom 17. 11.1960 bis 23.11 1964
Hermann Steltner (CDU) vom 24.11. 1964 bis 30.06.1979
Peter Witt (CDU) vom 01.07. 1979 bis 30.06.1994
Egbert Korn (SPD) vom 01.07.1979 bis 30.06.1989
Ulli Struwe (SPD).vom 13.06.1991 an

Alfred Christ erhielt für seine langen Dienste im Stadtrat und seinen steten Einsatz in den Friedrichssegener Vereinen am 17. 07. 1993 die Verdienstmedaille aus Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.
Josef Egenolf wurde für seinen steten Einsatz zum Wohle des Stadtteils Friedrichssegen mit der Verdienstplakette der Stadt Lahnstein am 08. 07. 1994 ausgezeichnet.
Herr Hartmann Grunewald wurde für besondere Dienste mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Um die Wohnungsnot in Oberlahnstein zu lindern hatte sich dort eine Siedlergemeinschaft "St. Martin" gegründet, die in Selbsthilfe (Eigenleistung) familiengerechte Heime bauen wollte. Einige Friedrichssegener hatten von dieser Siedlergemeinschaft erfahren und wollten auch hier in Friedrichssegen eine solche Siedlergemeinschaft ins Leben rufen. Dazu steht im Protokollbuch der Siedlergemeinschaft St. Martin Friedrichssegen e. V. auf der ersten Seite folgendes geschrieben: Es war an Nachkirmes und zwar am 3. August 1952, als sich einige junge Leute unserer Gemeinde die Frage vorlegten, sich der Siedlungsgemeinschaft in Oberlahnstein anzuschließen. Zwei der Einwohner hatten sich schon in Oberlahnstein gemeldet und schilderten die Angelegenheit in den schönsten Farben.

An diesen Abend, an dem alle lustig sein sollten, wurde nur noch von der Siedlungsgemeinschaft und dem Bau eines Eigenheimes gesprochen, Sogar die Frauen waren begeistert und sprachen den Männern am Tisch zu, diese Sache doch in Angriff zu nehmen. So wurde dann beschlossen, am Dienstag den 5. August 1952 nach Oberlahnstein zu fahren und Erkundigungen einzuziehen.  Wir fuhren dann mit 5 Mann los. Als Vertrauensmann ist in Oberlahnstein der Stadtrat, Herr Johannes Knauf, bestellt. Dieser Mann hat schon viel für Friedrichssegen getan und hält trotz allem, was scheinbar gegen Friedrichssegen spricht, viel von unserem Ort. Auf Ihn bauten sich unsere ganzen Hoffnungen, zumal er den beiden schon angemeldeten Mitgliedern vesprochen hatte, sich voll und ganz für eine Siedlungsgemeinschaft Friedrichssegen einzusetzen. Als wir mit unseren 5 Mann den Geschäftsraum des Herrn Knauf betraten, wurden wir mit den Worten: "Ach, die Siedlergemeinschaft Friedrichssegen, diesmal verstärkt", empfangen. Nach diesen Worten wußten wir, daß sich unsere Pläne verwirklichen lassen würden. Seit diesem Abend wird in Friedrichssegen unter den Jungen und auch vielen Alten vom Selbsthilfebauen und von der Siedlungsgemeinschaft gesprochen.
Wir, das sind die 5 Mann, suchten dann die uns zusagenden und siedlungs-willigen jungen Leute aus. Wir waren dann 12 Mann, die die Siedlungsvereinigung Friedrichssegen gründeten. So haben wir den Grundstein für ein schönes, der Dorfgemeinschaft und den jungen Familien nützliches Vorhaben gelegt. Im christlichen Geist soll unser Vorhaben, der Bau von vorläufig 12 Einfamilienhäuser, durchgeführt werden.
Mit Gottes Hilfe wollen wir es auch beenden.

Friedrichssegen, den 16. August 1952

Siedlungsgemeinschaft St. Martin
Oberlahnstein/Rhein
Baugruppe Friedrichssegen
Hans - Günther Christ
Schriftführer

Die Siedlergemeinschaft "St. Martin" e. V. (wie sie später amtlich geführt wurde) machte in Friedrichssegen 1953 den Anfang und baute in Eigenleistung bis 1958 insgesamt 26 Siedlerstellen. Dabei mußte die Siedlergemeinschaft "St. Martin" für 98 000 DM einen eigenen Abwasserkanal (Dreikammerklärsystem) bauen, weil auch schon damals für Friedrichssegen wieder einmal keine Mittel im Stadtsäckel vorhanden waren. An diesem Kanal waren auch die Grundstücke von 3 Nichtmitgliedern angeschlossen. Frau Multhaupt (Autogarage), die Familien Graz und Sauerborn (Süßgrund). Eine Besonderheit beim Bau der "Siedlung St. Martin" soll nicht unerwähnt bleiben. Die Siedlergemeinschaft nahm im Jahre 1955 8 so genannte Umsetzer, Flüchtlinge, die Ihre Heimat in Folge der Kriegsereignisse verlassen mußten, auf, Das Umsetzer-Programm versuchte Flüchtlingsfamilien, die weit von der Stadt auf dem Land wohnten, näher an die Arbeitsplätze heranzubringen. Wir können mit großer Freude sagen, daß sich alle 8 Umsetzer mittlerweile bei uns gut eingelebt haben und Friedrichssegener geworden sind. Im 1. Bauabschnitt konnten 8 Siedlerstellen gebaut und an Josef Egenolf, Siegfried Herber, Alfred Christ, Helmut Christ, Otto Lautz, Heinrich Zink, Hans Günther Christ und Hans Körner vergeben werden. Im 2. Bauabschnitt wurden 6 Siedlerstellen errichtet und an die Siedler Theo Neidhöfer, Otto Friedrich, Johann Kolf, Alfred Seifert, Willi Güll und  Fritz Hartmann vergeben.

Im 3. Abschnitt wurden die Siedlerstellen für die Siedler Willi Sankowski, Heinrich Brahm, Peter Witt und Alfons Stinner erstellt Für die so genannten Umsetzer wurden in den Jahren ab 1955 8 Siedlerstellen erstellt und den folgenden Siedlerfamilien: Martha Jordan, Bruno Steinert, Josef Riehl, Richard Grünert, Josef Hermann, Anton Reichhardt, Josef Wintergerst und Peter Jäger übergeben.

Weitere Mitglieder der Siedlergemeinschaft waren: Gustav Seck, Günther Zobel, Willi Höhn.

Durch Arbeitsplatzwechsel konnten sie leider nicht mehr in Friedrichssegen wohnen bleiben.

In dieser Chronik ist hinreichend auf die schlechten Friedrichssegener Wohnverhältnisse hingewiesen worden. Es soll aber auch noch Erwähnung finden, daß schon zu Beginn der 30 Jahre dieses Jahrhunderts der Friedrichssegener Lehrer Pflüger, den Plan gefaßt hatte, einigen Erwerbslosen im Rahmen der "Reichssiedlung" zu einer Siedlungswohnung zu verhelfen. Leider wurde das Vorhaben nicht genehmigt, weil es sich um ein zu kleines Projekt (8 Siedler) handelte. Die Angelegenheit  wird aus einem anderen Grunde hier erwähnt. Herr Pflüger, der über gute Beziehungen zur "Frankfurter Zeitung" verfügte, hielt es für vorteilhaft, zur Unterstützung seines Siedlungsvorhabens sich dieser Zeitung zu bedienen. Wenn auch der hierher entsandte Redakteur, Herr Kallmann, sich der Sache nicht mehr annehmen konnte, da der Plan bereits abgelehnt war, so erweckte eine Besichtigung der ganzen Kolonie hier doch so sein Interesse, daß er unter dem 12. 2. 1932 in der "Frankfurter Zeitung" den schon abgedruckten Artikel, "Das Tal der Verbannten" veröffentlichte (S. 264).

Um 1955 erhielten die Straßen in Friedrichssegen Namen:

Ahl, Ahlerhof, Im Süßgrund und Erzbachstraße.

In diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, daß man im Lahnsteiner Stadtgebiet zwischen der Lahnmündung und Friedrichssegen immer wieder auf den Namen Ahl aufmerksam wird. So findet man im Stadtteil Oberlahnstein als Straßennamen:
den Ahlerweg, Auf Ahl, Schleuse Ahl, Ahlerhof, Ahlerkopf und Ahl.

Friedrichssegen hatte lange Zeit die Postleitzahl 5421. Danach erhielt Friedrichssegen die Postleitzahl von Lahnstein 5420 mit der örtlichen Unterscheidungszahl 4 und seit dem 1. 7. 1994 56112. Das Vereinsleben blühte wieder auf. Die Männergesangvereine "Glückauf" und "Eintracht" nahmen den Chorbetrieb wieder auf. Der MGV "Glückauf", dessen Sänger meist aus den oberen beiden Ortsteilen Kölsch Loch und Tagschacht stammten, stellte aber alsbald die Gesangsstunden wieder ein, da ja die Einwohner des Tagschachtes nach und nach wieder wegzogen.
1957 wurde der Sportverein wieder gegründet, jetzt allerdings in den Farben "Schwarz-Weiß".
Aus dem Sprengübungsplatz am Tagschacht wurde wieder ein Fußballplatz. Auf ihm wurde bis 1964 gespielt, bis dann in der Nähe der Schule, die zwischenzeitlich um ein beträchtliches erweitert worden war (1961), ein Sportplatz mit Hilfe der Bundeswehr erbaut wurde.

Die evangelische Kirchengemeinde Friedrichssegen erhielt ihr eigenes Gotteshaus.

Friedrichssegen, den 14. Juli 1963

Grundstein für ev. Kirchenbau

Feierstunde auf dem festlich geschmückten Baugelände In einer feierlichen Stunde wurde auf dem festlich geschmückten Baugelände, nahe des Ortseingangs, der Grundstein für den Bau der neuen evangelischen Kirche in der Gemeinde Friedrichssegen gelegt. An der Feierstunde nahmen außer Behördenvertretern, auch Dekan Hergenhahn von der kath. Gemeinde Oberlahnstein teil, der die herzlichsten Segenswünsche für das Vorhaben der Schwestergemeinde übermittelte. Wie in einer früheren Ausgabe bereits berichtet, hatte sich Pfarrer Stahl, Frücht, der die evanglelische Gemeinde Friedrichssegen betreute, in besonderer Weise für den Neubau der Kirche in Friedrichssegen eingesetzt. Mit der Grundsteinlegung werden die Pläne nun in die Tat umgesetzt.In seiner Ansprache auf dem Baugelände sprach Dekan Zöllner von der evan-gelischen Gemeinde über den Sinn des modernen Kirchenbaues. Die Kirche habe der Ort zu sein, wo das Wort Gottes gepredigt werde. Und an diesem Ort müsse sich das Volk Gottes allzeit geborgen fühlen, ohne das Leben der Welt aus den Augen zu verlieren. Entscheidend sei allerdings die lebendige Gemeinde, die das Gebäude erst zu einer Kirche mache. Die von Pfarrer Stahl verlesene Urkunde über den Kirchenneubau wurde dann feierlich mit dem Grundstein eingemauert. - Die Pläne für den Neubau entwarf Oberkirchenbaurat Schuhmacher. Die Feierstunde, die von Darbietungen des Kirchenchores aus Frücht musikalisch umrahmt wurde, fand ihren Ausklang mit der Überreichung der Grundsteinurkunde der Friedenskirche im Kölsch Loch an Dekan Hergenhahn von der katholischen Kirche. Diese Urkunde stammt aus der alten Kirche in Friedrichssegen, die 1937 von Pionieren gesprengt worden war und ehemals von beiden Konfessionen gemeinsam benutzt wurde.
Die Grundsteinurkunde der neuen evangelischen Kirche hat folgenden Wortlaut:

Urkunde

Im Jahre des Heils 1963 zwei Jahre nach der Weltkirchenkonferenz in Neu Delhi, in dem Jahre, in dem der Kardinal Montini als Paul VI zum römischen Papst gewählt wurde, setzen wir am 14. Juli den Eckstein der evangelischen Kirche zu Friedrichssegen. Wir tun es im Gedenken an die vor 74 Jahren am 14. Juli 1889 eingeweihte und im Jahre 1937 gesprengte alte Simultankirche. Dieses Gedenken findet darin seinen Ausdruck, daß der Eckstein der neuen evangelischen Kirche aus einem Kapitell der alten Kirche gefertigt wurde. Außerdem legen wir eine Fotokopie der Grundsteinurkunde der alten Kirche bei. Die alte Kirche trug den Namen Friedenskirche. So soll auch die neue Kirche diesen Namen tragen. Gebe Gott, daß die neue Kirche Zeiten des Friedens erleben möge. Der Herr möge auch mit seinem Geiste dazu helfen, daß die Einheit unter den Kirchen mehr und mehr wachse. So soll auch diese neue Kirche ein Ort sein, in dem Gottes Wort von der Versöhnung "lauter und rein verkündigt" werde gemäß der Heiligen Schrift.

Die Vorgeschichte des Kirchenbaus ist reich an Schwierigkeiten.

Zuerst war geplant, gemeinsam mit der Stadt Oberlahnstein eine Friedhofskapelle als Gotteshaus zu bauen. Nachdem dieser Plan verworfen wurde, gab es immer wieder Schwierigkeiten wegen der Beschaffung eines Bauplatzes. Nach langen vergeblichen Verhandlungen wurde endlich ein Bauplatz gefunden, der uns von der Stadt Oberlahnstein geschenkt wurde. Wiederum nach längeren Verhandlungen wurde der Kirchenbau spruchreif, und nun haben die Arbeiten ohne langen Aufschub begonnen. Weil wir wissen, daß alles menschliche Werk Geschenk des lebendigen Herrn ist, befehlen wir Ihm den weiteren Bau und alles, was in dieser Kirche geschehen wird, mit den Gebetsworten des heutigen Tages:

Hilf - Deinem - Volk- und - segne - Dein - Erbe und - weide - sie - und erhöhe sie - ewiglich ! Das walte GOTT ! Amen

Die Urkunde ist unterschrieben:
Der Dekan des Dekanates Nassau: Der Architekt:
K. Zöllner G. Hurt (in Vertretung für OKR Schuhmacher)
Der Ortspfarrer Der Baumeister
R. Stahl Krajewski
Die Kirchengemeindevertretung von Friedrichssegen Für Bürgermeister und Stadtbaumeister:
H.Grunewald, Emil Theis, A. Christ ,Martha Zobel, Karl Laux, Ernst Gilles F. Richter, Beigeordneter Heinrich Brahm, Heinz Horn

Die Bildhauer:
Albert Dreßler, Hermann Dreßler

Diese neue evangelische Kirche wurde 1965 geweiht. An dieser Stelle sei dem damaligen Pfarrer Stahl für sein wirken in Friedrichssegen und für den Bau der Kirche herzlich gedankt. An die katholische Kirche wurde von 1972 bis 1974 ein Pfarrheim angebaut, in dem sehr viele kirchliche und familiäre Aktivitäten stattfinden. Am Tagschacht machte sich endlich auch der Beschluß aus dem Jahre 1938 bemerkbar. So wie die Wohnungen frei wurden, wurden sie unbrauchbar gemacht und abgerissen.

Das letzte Haus, die alte Schule, später Gastwirtschaft, wurde 1970 abgerissen, nachdem es noch einmal ausländischen Gastarbeitern als Unterkunft gedient hatte. In den 100 Jahren seines Bestehens wurde dem Wohngebiet Tagschacht viel zugemutet.
Die Natur holt sich seit 1970 wieder, was ihr einmal gehörte.

In dem Buch: Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland 4 Der Metallerzbergbau Teil II von Dr. Rainer Slotta, Bochum aus dem Jahre 1983 ist zum Tagschacht folgendes nachzulesen:

"Dieser Betriebspunkt ist vollständig abgebrochen worden: Lediglich Böschungsmauern am Hang und der betonierte Schachtdeckel auf der Fläche des ehemaligen Zechenplatzes zeigen noch an, daß sich hier überhaupt einmal bauliche Anlagen befunden haben. Man bemerkt zuweilen die in Reih` und Glied gepflanzten Kastanienbäume im oberen Bereich: Hier standen die neuen Häuser der Wohnsiedlung "Tagschacht". Auch von diesen zweigeschossigen Kolonialbauten haben sich lediglich ausdruckslose Böschungsmauern erhalten. Nur anhand von historischen Fotografien läßt sich überhaupt noch ein Eindruck von der starken Bebauung dieses Talbereichs zurückgewinnen. Es ist bemerkenswert, wie schnell die Natur über dieses ehedem so umfassend industriealisierte Tal wieder hinweggegangen ist."

So auch über den am 9. Juli1872 erstmals mit dem verstorbenen Bergmann Arnold belegte Bergmannsfriedhof, oberhalb des Tagschachtes an der Hermannswiese gelegen, der 1937 mit der verstorbenen Frau Eleonore Hirschbrunn, geborene Herber, letztmals belegt wurde.Auf diesem Bergmannsfriedhof dürften, es sind leider keine Belegungsunterlagen mehr vorhanden, ca. 500 Friedrichssegener ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Von 1937 an wurden die verstorbenen Friedrichssegener in Oberlahnstein beerdigt, bis dann 1954 eine neuer Friedhof hinter der Schule und katholischen Kirche in Friedrichssegen geweiht wurde. Die als erste auf diesem Friedhof beerdigte Friedrichssegenerin war Frau Arnold. 1956 erhielt der neue Friedhof eine Leichenhalle.

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Fotos ©EmaeS

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