Aufgrund der schlechen Förderergebnisse waren die französischen Eigentümer mit den wirtschaftlichen Ergebnissen der Grube Friedrichssegen nicht mehr zu frieden. Die Zahl der Mitarbeiter wurde nach und nach auf 60 reduziert. Die Aktionäre der Bergwerksgesellschaft gaben 1897 ein Gutachten in Auftrag in dem die Ergiebigkeit der Erzlager untersucht wurden. Das Ergebnis war niederschmetternd: Die Grube Friedrichssegen ist ausgebeutet. Die Gutachter schlugen vor, zur Minimierung der Kosten sollten die Tiefbausohlen ab VII unter Wasser gesetzt und dann evtl. auf der VI. Tiefbausohle das westliche Feld in Richtung Bärnsköpf aufgeschlossen werden. 1897 wurden nur noch 694 Tonnen Erze gefördert. 1898 sind es nur noch 206 Tonnen Bleierze Es werden nur noch 30 Mitarbeiter in der Grube Friedrichssegen beschäftigt. Die französischen Eigentümer verlieren auf Grund des Gutachtens gänzlich ihr Interesse am Grubenbetrieb und legen den Betrieb im Tiefbau still. Dabei werden die Tiefbausohlen VII bis XI unter Wasser gesetzt. Am 16. Februar 1898 werden die Wasserhaltungsmaschinen abgeschaltet. Es dauert bis zum 23. August 1898 (6 Monate und 7 Tage) bis die Grube bis zur VII. Tiefbausohle 200 m "ersoffen" war. Die Grube Friedrichssegen wird zum Verkauf angeboten. Direktor Carl Heberle jun. verläßt die Grube Friedrichssegen und übernimmt im Kaukaus eine neue Aufgabe. Er nimmt mit sich den schönen Teil der Grubencolonie Friedrichssegen, die sein Vater und er maßgeblich beeinflußt haben.

Am 4. 12. 1899 wurden Verkaufsverhandlungen mit dem Bankhaus Zielenziger, Berlin, abgeschlossen.

Die Grube Friedrichssegen mit all ihren Gewerken wurde schließlich am 14. Januar 1900 an das Berliner Bankhaus Zielenziger für 900 000 Mark verkauft.

Zu diesen Gewerken zählten, wie in einer Beschreibung der Bergreviere Wiesbaden und Diez aus dem Jahre 1893 zu erkennen ist, auch folgende Bergwerksverleihungen, die die Grube Friedrichssegen erworben hatte: Salzborn, Pedro und Gaston II, Felix II, Moritz III, Georg II, Otto, August VI. Bertha II und Carl VII., Kupferberg, Germania, Caroline VI. sowie Hilda, Frieda, Neuhoffnung IV und Gutehoffnung V. Die fünf letztgenannten sind als Ergänzungen zur Hauptverleihung "Friedrichssegen" auf die betreffenden Erze erworben worden. Diese Bergwerke lagen alle in der näheren Umgebung der Grube Fried-richssegen. Abbau an Ort und Stelle hat nur bei den Bergwerken Georg II bei Oberlahnstein und Kupferberg (oberhalb des Distriktes Diebisch der Gemarkung Frücht) stattgefunden.Zu bemerken ist, daß in früheren Zeiten allein schon dann von einem Bergwerk gesprochen wurde, wenn einer glaubte Erz gesehen zu haben und dies bei den entsprechenden Stellen zum Ausbeuten anmeldete und um Verleihung der Bergrechte nachgesucht hatte. Im Falle der vorgenannten Bergwerke ist anzunehmen, daß sich die Grube Friedrichssegen für alle Fälle von dem Entdecker die Schürfrechte übertragen ließ. Eine Besonderheit sind die Verleihungen auf Dachschiefer, einem Gestein, das nach dem Allgemeinen Berggesetz (ABG) nicht zu den bergfreien Mineralien gehört. Diese Verleihung auf Dachschiefer war nur im Gebiet des ehemaligen Herzogtums Nassau möglich. Hier wurde 1857 eine eigene Bergordnung erlassen. Als dann 1867 auch in Nassau das AGB eingeführt wurde, blieb die Verleihung auf Dachschiefer erhalten. Die Zusammenfassung der Bergrechte von Friedrichssegen ist in einer "Übersicht der Bergwerksfelder im Bereich des Emser Gangzuges" der AG des Altenberg enthalten.

Hierzu einiges über das B e r g r e c h t:

In besonderen Gesetzen niedergelegt, ist es das Sonderrecht des Bergbaus und geht daher den Bestimmungen des allgemeinen Rechts vor. Es enthält Normen des Privatrechts (zB Bergschadens-recht) und des öffentlichen Rechts (zB Bergaufsicht, Verleihung von Bergwerkseigentum Unter Einfluß der französichen Berggesetze von 1781 und 1810 wurden alle regionalen unterschiedlichen Regelungen und Ordnungen zum <Allgemeinen Berggesetz für die preußischen Staaten vom 24. Juni 1865 (AGB)> zusammen gefaßt. Nach seinem Vorbild haben dann die einzelnen deutschen Staaten ihre Berggesetze erlassen, die in dieser Form im wesentlichen heute noch Gültigkeit haben.

Die Berggesetze gehen von dem Grundsatz der Bergfreiheit aus: Jeder hat das Recht, überall auf die vom Gesetz eigens aufgeführten Minerale (im wesentlichen Erze, Kohle, Graphit und Salze) die der Verfügung des Grundeigen- tümers entzogen wurden, zu <schürfen>, d. h. sie aufzusuchen, und bei Fündigkeit die Verleihung des Bergwerkseigentums vom Staat zu verlangen. Er hat in diesem Falle eine Entschädigung für die Nutzung und evtl. Wertminderung des Grundstückes oder der auf ihm befindlichen Bauten (zB bei Bergschäden durch bergbaulich bedingtes absinken des Bodens) zu zahlen. Der Staat verleiht auf Grund seiner Berghoheit das privatrechtliche Bergwerkseigentum und übt mittels der Bergbehörden (Bergamt, Oberbergamt, Wirtschaftsminister) die bergbaupolizeiliche Aufsicht aus. 1935 wurde das Bergwesen zur Reichangelegenheit erklärt; die seit Jahrzehnten angestrebte und als erforderlich anerkannte Vereinheitlichung des deutschen Bergrechts konnte bisher jedoch leider noch nicht durchgesetzt werden.

Quelle: Enzyklopädie 2000 Band 2 Seiten 876 ff

Die Mitarbeiter der Grube Friedrichssegen wurden durch die neuen Eigentümer alle übernommen. Noch im gleichen Jahre bewilligten die neuen Eigentümer die Aufnahme von 300 000 Mark Darlehn für den Bau eines Wasserkraftwerkes an der Lahn und für ein neues Walzwerk im Pochwerk im Kölsch Loch. Am 2. August 1901 wurde ein weiteres Dienstjubiläum auf Grube Friedrichs-segen begangen: Zu Ehren des Herrn Verwalters Beilstein, der gestern sein 25jähriges Dienst-jubiläum beging, fand am Mittwoch Abend im Beamtenkasino eine familiäre Feier statt. Herr Direktor Leuschner gedachte während derselben in kurzen Worten der verdienstreichen Thätigkeit des Jubilars und wünschte ihm weitere 25 Jahrefröhlicher Arbeit und Glück und Segen ihm und seiner Familie. Von Seiten der Kasinogesellschaft erhielt Herr Beilstein zum Andenken ein Vertikow und ein Bauerntischchen. Herr Beilstein dankte für die ihm erwiesene Ehre und Geschenke in herzlichen Worten. Es gab nicht nur berichtenswerte freudige Ereignisse in Friedrichssegen und der Grube. Neben den schon geschilderten Betriebsunfällen unter Tage, verunglückten Fuhrleute der Grube Friedrichssegen, deren Pferde mit Wagen und Ladung durchgingen, gab es auch Besonderheiten nicht alltäglicher Art.So wird am 11. September 1901 berichtet, daß gestern dahier die gerichtliche Section einer Kindesleiche stattfand. Dazu waren der erste Staatsanwalt Meyer aus Wiesbaden und mehrere Personen des Amtsgerichts, Polizei ect. erschienen. Es handelt sich um ein vor etwa 4 Wochen auf einem nahen Hof geborenes Kind, das bald nach der Geburt gestorben sein soll. Die Mutter hatte das Kind in der Scheune bekommen und legte sich ohne jeden Aufwand zu machen ins Bett.  Die Amme sei erst nach mehreren Stunden gerufen worden. Die Leiche wurde auf hiesigem Friedhof beerdigt und nun wieder ausgegraben. Die Untersuchung wird wohl Licht in die dunkle Angelegenheit bringen. Es wird auch am 1. August 1904 über einen Einbruch im Hof Süß Grund berichtet, bei der die kühne Hausfrau den Einbrecher zur Flucht trieb, ihn aber leider nicht fassen konnte. So schnell war die alte Bäuerin nun doch nicht.

Friedrichssegen, den 16. Januar 1905

Morgen feiert Herr Malkemuß sein 45jähriges Jubiläum als Maschinensteiger in der Gewerkschaft Friedrichssegen. Wir wünschen dem Jubilare viel Glück zu dem seltenen Feste; er möge dem Werke noch recht viele Jahre erhalten bleiben.

Der Ahlerhof wird zur Verpachtung ausgeschrieben.Dazu die folgende Zeitungsanzeige im Lahnsteiner Tageblatt:

Hofgut - Verpachtung

Das dicht bei der Station Friedrichssegen a.d. Lahn liegende

"Ahlerhofgut"

soll auf weitere 9 Jahre und zwar vom 11. November 1903 bis dahin 1912 verpachtet werden. Das Hofgut, mit welchem der Betrieb einer "Schankwirtschaft" verbunden ist, umfaßt ca. 16 ha. Ackerland, Wiesen, Hofraum mit Hausgarten und Weideland. Die Pachtbedingungen liegen auf dem Bureau zur Einsicht offen und sind die Angebote bis zum 25. Januar n. Js. von den Bewerbern in Person abzugeben.

Friedrichssegen, 24. Dezember 1902

Gewerkschaft des Silber- und Bleibergwerks     Friedrichssegen

Über das Ergebnis der Ausschreibung wurde dann am 14. Februar 1903 im Lahnsteiner Tageblatt mitgeteilt:

Friedrichssegen, den 13. Februar 1903

Zu der im vorigen Monat ausgeschriebenen Neuverpachtung des Ahler Hofgutes waren eine große Anzahl Offerten aus entfernten und nahen Orten eingelaufen. Die Gebote gingen, wie bei allen Vergebungen, auffallend auseinander und wurde der Zuschlag dem Gebote des Herrn Ed. Schickel aus Oberlahnstein ertheilt, der in Gemeinschaft mit mehreren Betheiligten in dorten  leerstehenden Fabrik-Gebäuden eine Fabrikation von Packpapier und Pappdeckel aufnehmen will.

Wichtige Dinge werfen ihren Schatten voraus.

Die neuen Besitzer der Grube Friedrichssegen berichten in der Coblenzer Volkszeitung über die im Monat Juni 1902 für das Geschäftsjahr 1901/1902 in Coblenz stattgefundene Gewerkenversammlung, auf welcher 861 Kuxen (Geschäftsanteile) vertreten waren. Auf Anfragen aus der Versammlung wurde seitens des Vorstandes mitgetheilt, daß die, insbesondere in den letzten beiden Jahren gewidmet gewesenen Aufschlußarbeiten fortgesetzt und von gutem Erfolg begleitet waren, und sich nunmehr, nachdem die Tagesanlagen für die zunächst vorgesehene Production jetzt beendet seien, die gehegte Erwartung zu realisieren beginnt. Während das 1. Quartal des Jahres 1902 insgesamt 2 100 Mark Überschuß geliefert hat, erbrachte der Monat April 1902 bereits 8 400 Mark, der Monat Mai 1902 12 300 Mark Überschuß, wovon 2 900 Mark bzw 3 000 Mark für  Versuchs- und Hülfsbaue abzusetzen sind, sodaß ein Nettoüberschuß von 5 500 Mark bzw. 9 300 Mark, für die beiden Monate, also ein Netto von 14 800 Mark, verbleibt. Bei unveränderten Metallpreisen sind für die nächste Zeit mit ähnlichen Überschüssen wie pro Monat Mai 1902 zu gewärtigen, die eine weitere Steigerung durch die Nutzbarmachung der Schlämme und Sande, wofür die Arbeiten im Gange sind, zunächst um etwa 3 000 Mark netto pro Monat, erfahren dürften, sowie fernerhin durch den Abbau der Bleiaufschlüsse.Ferner wurde mitgetheilt, daß zu gegebener Zeit die noch recht reichen Hülfsmittel zur weiteren Zeit-Erhöhung der Production herangezogen werden sollen, sodaß das Unternehmen allmählich auf eine große Basis gestellt  werden würde. Das Gangvorkommen sei im Allgemeinen ein sehr mächtiges. Die Versuchsarbeiten in dieser Richtung lassen sich erfreulich an. Bezüglich des Absatzes der gewonnenen Producte wurde mitgetheilt, daß kürzlich die Blende-Production bis Ende 1903 vorteilhaft verkauft worden sei, daß speziell das Blende-Material der Friedrichssegener Grube gesucht sei und Gelegenheit vorhanden ist, die Production auf mehrere Jahre fest zu verschließen. Der Berichterstatter der Coblenzer Volkszeitug schreibt dann weiter: Diese günstigen Mittheilungen werden unter der Arbeiterschaft der ganzen Umgegend zweifellos im Hinblick auf die bevorstehende lohnende Beschäftigung freudigst aufgenommen werden. in einer weiteren Pressemitteilung vom 17. August 1902 berichtet die Gewerkschaft des Silber- und Bleibergwerks Friedrichssegen über die günstige Entwicklung auf Grube Friedrichssegen.Nach Mittheilung der Verwaltung ergab sich im zweiten Vierteljahr, obschon eine monatliche Reinerzförderung von durchschnittlich 1 000 Tonnen nicht ganz erreicht wurde, infolge der größeren Zinkgewinnung von 1 495 Tonnen gegen 1282 Tonnen im ersten Vierteljahr und der besseren Marktlage für Zink (der Zinkpreis betrug im Durchschnitt des zweiten Vierteljahres 18. Lstr.5s 9d gegen 17 Lstr. 6s 9d im ersten Vierteljahr) ein Gewinn von 31 564 Mark (April 8 439 Mark, Mai 12 275 Mark, Juni 10 848 Mark.) Die Aufwendungen für Hülfs- und Versuchsbaue erforderten 9 560 Mark. Bei den Aus- und Vorrichtungsarbeiten gingen die Gangörter der 2. und 5. Sohle ziemlich arm, sehr verwachsen, bei 0,60 m durchschnittlicher Mächtigkeit um, während der Gangort der 3. Sohle sowie namentlich die Heinrichstollen- und Mittelsohle sich weiter reich bei durchschnittlicher Mächtigkeit von 1 - 1,5 m derbem Erz aufschlossen. Die Aufbereitung verarbeitete insgesamt 9 242 Tonnen Roherze und stellte daraus dar: 960 Tonnen Reinerze und 1 928 Tonnen Spatblende. An der Gewinnung sind betheiligt: Bleiglanz mit 85 Tonnen im Werth von 11 385 Mark, Zinkblende mit 1 495 Tonnen im Werth von 127 072 Mark, Spateisenstein mit 1 259 Tonnen im Werth von 5 561 Mark, zusammen: 2 839 Tonnen im Werth von 144 948 Mark im ersten Vierteljahr 1902. Zur Verwerthung des feinen Sandes u.s.w. soll nunmehr ein Apparat Aufstellung finden, mit dem man in 12stündiger Schicht 6-8 Tonnen Spatblende zu 50 % Blende zu verarbeiten hofft, es würden mithin monatlich 50 Tonnen Blende mehr gewonnen. Im Jahresbericht der Handelskammer Limburg a. d. Lahn, veröffentlicht im Lahnsteiner Tageblatt Nr. 120 vom 5. August 1902 wird ebenfalls von der Verwaltung der Grube auf die günstige Geschäftsentwicklung hingewiesen. Wie der Geschäftsbericht besagt, sind in dem Berichtsjahr 1901 vorwiegend Aus- und Vorrichtungsarbeiten mit durchweg günstigen Ergebnissen getrieben worden, die für das neue Geschäftsjahr eine wesentlich erhöhte Production bei entsprechend billigeren Gestehungskosten erhoffen lassen. So vorbereitet beruft die Gewerkschaft "Friedrichssegen" zum 22. Juni 1903 ihre ordentliche Gewerken-Versammlung ein, berichtet das Lahnsteiner Tageblatt in seiner Ausgabe Nr. 80 vom 23. Mai 1903. Auf der Tagesordnung stehen neben den üblichen Ordinarien folgender wichtiger Tagesordnungpunkt: "Beschlußfassung über Veräußerung des Gewerkschaftsvermögens im ganzen behufs der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft, Festsetzung der Form und der Modalitäten dieser Umwandlung". Das zwischen Ems und Niederlahnstein gelegene Bergwerk wird bereits seit etwa 50 Jahren zum Teil mit sehr erheblichem Erfolg betrieben, und zwar bis noch vor kurzem in Form einer Aktien-Gesellschaft, deren Aktien sich fast ausschließlich in französischem Besitz befanden. Mit Beginn des Jahres 1900 ging das Bergwerk in deutschen Besitz über und wird seitdem in einer tausendteiligen Gewerkschaft betrieben. Die französischen Besitzer wandten in den letzten 10 Jahren Mittel für Aufschluß- und Versuchsarbeiten nicht auf, obwohl seitens der damaligen Verwaltung auf die Bewilligung solcher Mittel gedrängt wurde, worauf das zurückgehen des Bergwerkes in den 90er Jahren zurückzuführen ist. Die Gewerkschaft ließ sich in den ersten beiden Jahren ihres Bestehens die  Erschließung neuer Erzmittel und Ergänzung der Anlagen unter Aufwendung  von etwa 500 000 bis 600 000 Mk mit gutem Erfolg angelegen sein, sodaß gegenwärtig etwa 50 000 Kubikmeter aufgeschlossene Erzmittel anstehen. Die Zinkproduktion betrug für das abgelaufene Geschäftsjahr etwa 5 500 Tonnen gegen etwa 1 100 Tonnen Jahresproduktion bei Übernahme des Besitzes. Es wurden ferner etwa 350 Tonnen Bleierze und etwa 5000 Tonnen Spateisenstein produziert. Der Betriebsüberschuß belief sich für das abgelaufene Geschäftsjahr, das als das erste lediglich die Produktion wieder gewidmete zu bezeichnen ist und von mehrfachen ungünstigen Faktoren noch beeinflußt war, auf etwa 81 000 Mark bei einem durchschnittlichen Zinkpreise von 18,10 Pfd. St. Das Bergwerk ist durch eigenen zur gleichnamigen Station "Friedrichssegen" führenden Eisenbahnstrang an die Staatsbahn angeschlossen und zugleich hart an der Bahn gelegen.

Über das Ergebnis der Gewerken-Versammlung der Gewerkschaft "Friedrichssegen" berichtet das Lahnsteiner Tageblatt in seiner Nr. 99  vom 27. Juni 1903:

Friedrichssegen den 24. Juni.

Die vorgestrige Gewerken-Versammlung der Gewerkschaft "Friedrichssegen" beschloß einstimmig die Umwandlung der Gewerkschaft in eine Aktien-Gesellschaft mit 2,6 Millionen Mark Kapital, wovon 1 000 000 Mark in bar eingezahlt werden. Anschließend wurde dann die Bergbau-Aktiengesellschaft zu Friedrichssegen a. d. Lahn gegründet. Das Aktienkapital betrug:
Vorzugsaktien: 3 104 000 Mark
Stammaktien : 1 140 000 Mark
Summe: 4 244 000 Mark
Der neue Direktor war ein Herr Leuschner. Neben den bisher in Friedrichssegen tätigen Grubendirektoren: Carl Heberle sen., Carl Müller, beide gleichberechtigt bis zum Tode von Herrn C. Müller im Jahre 1885, und von da ab Carl Heberle jun. als Nachfolger von Herrn C. Müller ist nun Herr Leuschner als alleiniger Chef der Grube Friedrichssegen seit 1854 der 4. Grubendirektor. Nachfolger hat er, wie wir noch sehen werden, nicht mehr gehabt.

Einer Dokumentation für die Aktionäre wurde folgendes vorangestellt:

"Das Bergwerkseigentum Friedrichssegen umfaßt 32 Verleihungen mit einem Gesamtflächeninhalt von 35 240 102 qm, welche auf Silber, Blei, Kupfer, Zink, Nickel, Eisen, Mangan, Schwefelkies und Dachschiefer konzessioniert sind. 14 Kessel erzeugen den nötigen Dampf für 13 Dampfmaschinen mit 909 Pferdekräften. Belegschaft 313 Mann. Gesamtes Grundeigentum: 29 ha, 73 ar, 8 qm."

Ein Situationsplan der Werkanlagen der Grube Friedrichssegen und die Legende hierzu vervollständigen diese Dokumentation. Dieser Situationsplan und die Legende hierzu sind als Anlagen 2 und 3 beigefügt (s. Seiten 349 bis 354). Am 5. Februar 1904 wird die Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen in das Handelregister B beim Königlichen Amtsgericht III Niederlahnstein eingetragen. Diese Eintragung wird in der Nr. 24 des Lahnsteiner Tageblattes vom 13. Februar 1904 bekanntgegeben.

Bekanntmachung

In das Handelsregister B ist heute die Gesellschaft unter der Firma "Bergbau=Aktiengesellschaft Friedrichssegen" mit Sitz in Friedrichssegen a. d. Lahn eingetragen worden. Die Gesellschaft ist eine Aktiengesellschaft. Der Gegenstand des Unternehmens ist: 1. Der Erwerb, der Betrieb und die Ausbeutung des konsolidierten Bergwerks Friedrichssegen, belegen in den Feldmarken Oberlahnstein, Braubach, Frücht, Hinderwald, Becheln, Sulzbach, Kreise St. Goarshausen und Unterlahn, Bergrevier Diez. 2. die Mutung oder käufliche Erwerbung, sowie die Ausbeutung sonstiger auf bergrechtlicher Verleihung beruhenden Gerechtsame, 3. die Benutzung und Verwertung der selbstgewonnenen oder sonst erworbenen Bergprodukte in rohem, verfeinertem oder anderweitig verändertem Zustande und der Handel mit denselben, 4. die Herstellung der zu den vorgenannten Zwecken erforderlichen Anlagen und Einrichtungen. Insbesondere ist die Gesellschaft berechtigt zur Errichtung von Zweigniederlassungen, zur Beteiligung an industriellen Unternehmen und kaufmännischen Geschäften aller Art, sowie zum Erwerbe und Veräußerung von unbeweglichen Sachen und Rechten, soweit es den sub. 1 - 4 angegebenen Zwecken entspricht. Das Grundkapital beträgt 2 600 000 Mk. Der Gesellschaftsvertrag ist am 15. Juli 1903 und am 29. Dezember 1903 festgestellt. Die Zeitdauer der Gesellschaft ist unbestimmt. Der Vorstand besteht aus dem Bergwerksdirektor Carl Leuschner zu Friedrichssegen. Besteht der Vorstand aus mehr als einem Mitgliede, so bestimmt der Aufsichtsrat und meldet zu den Akten des Handelsgerichts in beglaubigter Form an, ob die alleinige Unterschrift einzelner Vorstandsmitglieder und welcher genügen soll, andernfalls ist zur gültigen Firmenzeichnung erforderlich entweder die Unterschrift zweier Direktionsmitglieder oder stellvertretender Direktoren, oder die Unterschrift eines stellvertretenden Direktors mit der eines Prokuristen, oder die Unterschrift zweier Prokuristen.

Es wird ferner veröffentlicht: Die Aktien sind Inhaberaktien. 1000 Stück davon lauten über je 1 500 Mk, 1100 Stück über je 1 000 Mk. Die Aktien werden zum Nennwert ausgegeben. Die Mitglieder des ersten Aufsichtsrats sind:

Otto Mueller, Fabrikdirektor zu Wiesbaden,
Dr. Max Hirschel, Rechtsanwalt zu Berlin,
Max Rosenthal, Bankier zu Berlin.

Der Vorstand besteht aus einem oder mehreren , von dem Aufsichtsrat mit Stimmenmehrheit zu bestellenden und eventuell zu entlassenden Direktoren deren Amtsdauer, Besoldung und etwaige Tantieme von dem Aufsichtsrat vertragsmäßig festgestellt wird. Über die Zahl der Mitglieder des Vorstandes entscheidet der Aufsichtsrat. Derselbe ordnet eine erforderliche Stellvertretung für Vorstandsmitglieder an. Die Wahlen der Vorstandsmitglieder, der Stellvertreter und Prokuristen, bzw die Genehmigung zur Wahl derselben, ist zu notariellem Protokoll zu erklären. Für einen im Voraus begrenzten Zeitraum kann der Aufsichtsrat einzelne seiner Mitglieder zu Stellvertreter behinderter oder ausgeschiedener Mitglieder des Vorstandes bestellen. Die Berufung der Generalversammlung erfolgt durch einmalige öffentliche Bekanntmachung und zwar so zeitig, daß zwischen dem Versammlungstage  und dem Datum der Blätter, in welchen die Veröffentlichung der Bekanntmachung erfolgt ist, beide Tage nicht mitgerechnet, ein Zeitraum von mindestens 20 Tagen liegt. Die Generalversammlungen der Aktionäre werden seitens des Vorstandes berufen. Auch dem Aufsichtsrat steht das Recht einer solchen Berufung zu. Alle Urkunden und Erklärungen des Vorstandes sind für die Gesellschaft verbindlich, wenn sie mit der Firma der Gesellschaft unterzeichnet oder unterstempelt und vom Vorstand unterschrieben sind. Die Bekanntmachungen und schriftlichen Erklärungen des Aufssichtsrates sind in der Weise zu vollziehen, daß unter die Firma die Worte: "Der Aufsichtsrat" und der Name des Vorsitzenden oder seines Stellvertreters gesetzt wird. Alle von der Gesellschaft ausgehenden Bekanntmachungen erfolgen durch den "Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger". nDem Aufsichtsrat bleibt es überlassen, die von der Gesellschaft ausgehenden Bekanntmachungen in seinem Ermessen auch noch in anderen Blättern zu veröffentlichen. Zur rechtlichen Gültigkeit dieser Bekanntmachungen genügt jedoch deren einmalige Veröffentlichung im "Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger", soweit das Gesetz nicht häufigere Bekanntmachungen vorschreibt. Die Bekanntmachungen des Vorstandes sind diejenigen Formen, welche für die Firmenzeichnung, bei Bekanntmachungen des Aufsichtsrates diejenigen Formen, welche für schriftliche Erklärungen desselben in dem Statut vorgeschrieben, maßgebend.

Gründer sind die :

Gewerkschaft des Silber= und Bleibergwerks Friedrichssegen zu Friedrichssegen a. d. Lahn, zur Zeit in Liquidation ,
Otto Mueller, Fabrikdirektor zu Wiesbaden
Dr. Max Hirschel, Rechtsanwalt,
Jacques Zielenziger, Bankier,
Max Rosenthal, Bankier, alle zu Berlin.

Die Gründer haben alle Aktien übernommen.

Die Gewerkschaft des Silber= und Bleibergwerkes Friedrichssegen in Liquidation, vorgenannt, bringt bei der Errichtung der Aktiengesellschaft ihre gesammten Aktiva, wie sie am 31. März 1903 vorhanden waren und im § 31 des Gesellschaftsvertrages im Protokoll der Generalversammung vom 29. Dezember 1903 im einzelnen vorgezeichnet sind, und zwar in der nachstehend aufgeführten Bewertung ein:

Konzessionen, Berggerechtsame, einschließlich Stollen und Schachtanlagen MK 1 500 000,00 Grundbesitz MK 70 000,00

Gebäude:
a. Maschinengebäude, Betriebsanlagen ect. MK 362 407,57
b. Arbeiterwohnungen MK 168 377,00
c. Beamtenwohnungen MK 0,00
d. Verwaltungsgebäude einschl. Laboratorium
und 2 Beamtenwohnungen, Ökonomiegebäude
Schule ect. MK 132 851,00
Maschinen und Dampfkessel MK 150 000,00
Aufbereitungs- und sonstige Apparate MK 150 000,00
Grubenbahn mit Lokomotiven MK 100 000,00
Wasserkraft MK 100 000.00
Beleuchtungs- Wasser- und Telefonanlagen MK 10 000,00
Utensilien und Gerätschaften MK 1,00
Inventar MK 1,00
Patent-Konto MK 1,00
Debitoren MK 32 780,71
Magazinvorräte MK 28 066,53
Roherzvorräte MK 42 472,50
Kautionskonto MK 3 080,00
Kassakonto MK 2 740,20

also in Summa: MK 3 009 268,51

In Anrechnung auf diesen vereinbarten Kaufpreis übernimmt die Aktiengesellschaft

1. die auf dem Grundbesitz der einbringenden Gewerkschaft am 31. März 1903 ruhenden Hypotheken von zusammen MK 329 000,00
2. die am 31. März 1903 laufenden Verpflichtungen der Gewerkschaft mit MK 180 268,51
Zusammen: MK 509 268,51

Zum Ausgleich des Überschusses des Wertes der eingebrachten Aktiva über die übernommenen Schulden, also des Betrages von 2 500 000 MK, erhält die Gewerkschaft 1000 Stück Aktien der Gesellschaft zu 1 500 MK und 1000 Stück zu 1000 MK mit Dividenten-Bezugsrecht ab 1. April 1903, welche für voll gezahlt gelten, zum Nennwert ausgehändigt. Von den mit der Anmeldung der Gesellschaft eingereichten Schriftstücken, insbesondere vom Prüfungsbericht des Vorstandes, des Aufsichtsrates und der Revisoren, kann beim unterzeichneten Gericht, vom Prüfungsbericht der Revisoren auch bei der Handelskammer zu Limburg a./L. Einsicht genommen werden.

Niederlahnstein, den 5. Februar 1904.Königliches Amtsgericht III.

Friedrichssegen,den 4. Juni 1904

In der Aufsichtsratssitzung der aus der Gewerkschaft "Friedrichsssegen" hervorgegangenen Bergbau A.=G. Friedrichssegen an der Lahn wurde die Bilanz und das Gewinn- und Verlust-Konto für das erste Geschäftsjahr 1903/1904 vorgelegt, das einen Betriebsüberschuß von 327 374,00 Mark aufweist, sodaß nach Abzug von 89 079,00 Mark für allgemeine Kosten ein Reingewinn von 238 295,00 Mark verbleibt. Es wurde beschlossen, der in Ems im Hotel "Gutenberg" am 27. Juni 1904 stattfindenden Generalversammlung die Dividende von 5 % bei Abschreibungen in Höhe von 94 281,00 Mark vorzuschlagen.  Nachstehend geben wir die Einladung zur Generalversammlung am 27. Juni1904 in Ems wieder:

E i n l a d u n g

Die Herren Aktionäre der Bergbau= Aktien=Gesellschaft Friedrichssegen werden hiermit zur ordentlichen Generalsversammlung auf den  27. Juni d. Js. 12 Uhr mittags nach Ems "Hotel Gutenberg" eingeladen.

T a g e s o r d n u n g :

1. Erstattung des Jahresbericht
2. Vorlegung und Genehmigung der Bilanz, sowie des Verlust-Gewinn-Kontos
3. Beschlußfassung über Verwendung des erzielten Reingewinnes
4. Entlastung des Vorstandes und des Aufsichtsrates
5. Revisorenwahl

Zur Teilnahme an der Generalversammlung sind nur diejenigen Aktionäre berechtigt, welche ihre Aktien, oder die Depotscheine der Reichsbank über ihre Aktien, oder die Urkunde über deren Hinterlegung bei einem Notar spätestens am dritten Werktage bis Abends 6 Uhr vor dem Versammlungstage, das Datum der Versammlung nicht mitgerechnet, bei der Gesellschaftskasse oder bei der Bankfirma Samuel Zielenziger, Berlin NW, Dortheenstraße 42, hinterlegt haben. Über die Hinterlegung werden Empfangsscheine ausgestellt, welche als Einlaßkarten zur Generalversammlung dienen.

Berlin, den 1. Juni 1904. Der Aufsichtsrat: M. Rosenthal, Vorsitzender

Unter Hinweis auf die Bedingungen der von der früheren Gewerkschaft des Blei- und Silberbergwerks Friedrichssegen übernommenen Hypothekenanleihen bringen wir hiermit zu Kenntnis, daß die Teilschuldverschreibungen:

Nr. 8, 18, 20, 22, 24, 28, 29, 39, 107, 111, 113, 116, 117, 118, 119, 121, 123, 126, 127, 128, 147, 207, 261, 263 267, 273, 274, 275, 283, 293

ausgelost sind und am 2. Januar 1905 bei der Dresdner Bank zu Frankfurt/M zur Rückzahlungen gelangen.

Friedrichssegen, den 29. Oktober 1904

Bergbau-Actiengesellschaft Friedrichssegen Der Aufsichtsrat Max Rosenthal, Vorsitzender
 

Die Eisenbahn-Direktion Frankfurt/M erwirbt 1905 vom Tonwerk Gelände zur Erweiterung des Bahnhofes Friedrichssegen. Die Stadt Oberlahnstein und die Grube Friedrichssegen konnten sich verschiedentlich nicht über Grundeigentumsverhältnisse einigen. Der Magistrat behandelte die Neuregelung der Grundeigentumsverhältnisse an den der Grube Friedrichssegen überwiesenen Gemeindegrundstücken. Die Grube Friedrichssegen hat seit dem Jahre 1829 bezw. 1852 verschiedene Walddistrikte und einzelne Parzellen Brachstücke, Oedland etc. teils gekauft, teils in Benutzung genommen, ohne Bezahlung dafür zu leisten. Das gesamte z. Zt. in Benutzung der Grube Friedrichssegen befindliche Gelände ist jetzt kartiert worden, da aber die Eintragungen im Stockbuch nicht vollständig erfolgt sind, ist kaum genau festzustellen, für welche Ländereien eine Kaufsumme an die Stadt gezahlt ist. Der Magistrat ist zwecks endgültiger Regelung der Eigentumsverhältnisse mit der Grube Friedrichssegen in Unterhandlungen getreten und empfiehlt der Stadtverordnetenversammlung folgenden Vorschlag zur Annahme: Sämtliche Ländereien, welche die Grube Friedrichssegen jetzt in Besitz hat, werden derselben in Eigentum überschrieben. Die direkten (im vorliegenden Entwurf näher bezeichneten) Wege bleiben Eigentum der Stadt  Oberlahnstein, die Unterhaltspflicht fällt der Grube Friedrichssegen als fast alleinige Benutzerin zu. Einzelne, gleichfalls genauer bestimmte Brückenübergänge etc. werden auf Kosten der Grube Friedrichssegen hergestellt und von ihr unterhalten. Letztere übernimmt auch alle vertraglichen Lasten (Schul-, Polzeilasten etc.) und zahlt als einmalige Abfindungssumme an die Stadt Oberlahnstein 4 000 Mark. Ferner besteht Rückfallrecht für den Fall, daß die Grube 10 Jahre oder länger außer Betrieb sein sollte. Die Versammlung erklärt sich im Prinzip damit einverstanden und ermächtigt den Magistrat zu weiteren Verhandlungen auf vorstehend skizzierter Grundlage. Nach einem Gutachten des Landvermessers Feilner aus Wiesbaden, hat dieser im Jahre 1905, im Auftrag der Gesellschaft daraufhin eine Bestandsaufnahme des gesamten Grundeigentums der Grube Friedrichssegen erstellt. Auch die Stadt Oberlahnstein hatte einen aus Mitgliedern der Stadtverordneten-Versammlung bestehenden Unterausschuss gebildet. Auf Grund des Gutachtens des Landvermessers Feilner fand eine einvernehmliche neue Feststellung des Grundeigentums der Grube Friedrichssegen statt, da als Ergebnis des Gutachtens die Grube nur 52,61 ar = 210, 44 Ruten mehr im Besitz hatte. Dem Gutachten des Landvermessers Feilner aus Wiesbaden liegt ein Situationsplan des Friedrichssegener Tales bei, in dem alle Grundstücke, Gebäude und Anlagen eingezeichnet sind. Daraus geht hervor, daß im Jahre 1905 113 Gebäude in den 4 Ortsteilen Ahl (Ahlerhof), Neue Welt, Kölsch Loch und Tagschacht zur Grube Friedrichssegen gehörten.

Die Bergbau - Aktiengesellschaft Friedrichssegen zu Friedrichssegen a. d. Lahn hatte laut nachfolgender Einladung zur ordentlichen Generalversammlung eingeladen:

Die Aktionäre der Bergbau - AktiengesellschaftFriedrichssegezu Friedrichssegen an d. Lahn werden hiermit zu der am 24. Juni 1905, vormittags 12 Uhr in Ems, "Hotel Guttenberg" stattfindenden ordentlichen Generalversammlung eingeladen.

---------------Tages-Ordnung---------------

1. Erstattung des Jahresberichtes.
2. Vorlage und Genehmigung der Bilanz sowie des Gewinn- und Verlustkontos für das Geschäftsjahr 1904/1905.
3. Beschlußfassung über Verwendung des erzielten Reingewinns.
4. Entlastung des Vorstandes und Aufsichtsrates.
5. Aufsichtsratwahlen.

Zur Teilnahme an der Generalversammlung sind gemäß § 20 der Statuten nur diejenigen Aktionäre berechtigt, welche ihre Aktien oder die Depotscheine der Reichsbank über ihre Aktien, oder die Urkunde über deren Hinterlegung bei einem Notar spätestens am dritten Werktage bis abends 6 Uhr vor dem Versammlungstage, das Datum der Versammlung nicht mitgerechnet, bei der Gesellschaftskasse in Friedrichssegen an der Lahn oder dem Bankhaus Samuel Zielenziger, Berlin NW., Dorotheenstraße 42, hinterlegt haben. Über diese Hinterlegung werden Empfangsscheine ausgestellt, welche als Einlaßkarten zur Generalversammlung dienen.

Berlin, den 29. Mai 1905 Der Aufsichtsrat: Max Rosenthal, Vorsitzender Bergbau-Aktien-Gesellschaft Friedrichssegen

Dem Geschäftsbericht über das Betriebsjahr 1904/1905, erstattet in der Generalversammlung am 24. Juni cr, entnehmen wir folgendes:

Das am 31. März 1905 beendete Geschäftsjahr der Gesellschaft hat einen recht befriedigenden Verlauf genommen.
Produziert wurden:

364 071 Kg Bleiglanz mit 67,7 % Pb und 51,4 Gramm Ag,
6 584 299 Kg Zinkblende mit 45,6 % Zn,
4 795 798 Kg Spateisenstein.

Hierzu ist zu bemerken, daß bis auf den Spateisenstein, den die Gesellschaft seit Mitte November 1904 auf Lager nahm, die gesamte Produktion zur vertragsmäßigen Ablieferung gelangte. Die Notierung der Metallpreise ergab für die Gesamtproduktion

in Bleiglanz einen Wert von Mark 59 001, 08,
für Zinkblende Mark 832 395, 70,
für Spateisenstein Mark 13 034, 46,
zusammen: Mark 904 431, 24.

Die Nebeneinnahmen an Gartensand, Alteisen, Mieten etc. betragen Mark 36 332. 87.

Ferner sind an Halbprodukten (Spatblende) zu verrechnen Mark 3 798, 00. Die Gesamteinnahmen betragen mithin: Mark 944 562, 11, welchen einen Betriebaufwand von  Mark 517 176, 69 gegenübersteht sodaß ein Betriebsüberschuß Mark 427 385, 42 verbleibt. Die "Allgemeinen Kosten" betragen Mark 93 843,60 mithin bleibt ein Betriebsgewinn von Mark 333 541,82. Hiervon sollen u. a. verwandt werden: Für Abschreibungen Mark 119 040, 74, dem Reservefonds zuzuführen Mark 10 695,05 Tantiemen an den Vorstand und Gratifikationen für die Beamten Mark 6 895, 52, Gewinnanteile für die Aktionäre Mark 177 625, 00 und statutarische Tantiemen an den Aufsichtsrat Mark 4 740,52. verwendet werden.

Beschäftigt wurden 346 Mann und zwar 205 Bergleute,
98 Aufbereiter,
43 Hilfsarbeiter wie Schreiner, Schlosser, Fuhrleute etc.
Der Durchschnittslohn pro 8 resp. 12stündiger Schicht betrug
a. für unterirdisch beschäftigte Arbeiter (55,5 % der Belegschaft) = 4, 29 Mark,
b. für über Tag beschäftigte Arbeiter (37,9 % der Belegschaft) = 3, 03 Mark,
c. für jugendliche Arbeiter (6,6 % der Belegschaft) = 1, 35 Mark.

(Aus Lohnabrechnungen dieser Jahre ist zu ersehen, daß den Mitarbeitern der Grube Friedrichssegen für die allgemeine Knappschaftskasse 2, 66 %, für die Krankenkasse der Grube Friedrichssegen 1, 00 % und für die Invaliditäts- und Altersversicherung 0, 8 % vom Arbeitslohn einbehalten wurden.)

Um dem Mangel an Bergleuten während der Sommermonate zu begegnen, wird beabsichtigt, in den Feld- resp. Gangörtern nach und nach den maschinellen Bohrtrieb einzuführen. An Neuanlagen ist die Einrichtung einer elektrischen Licht= und Kraftzentrale zu erwähnen, welche den Förderhaspel auf dem Providence-Schachte, die Schlosserei, Schmiedewerkstätten, Holzschneiderei, die Außenbeleuchtung vom Hauptschachte bis zur Aufbereitung, die Beleuchtung des Hauptschachtes und des Maschinengebäudes daselbst zu bedienen hat. Diese Neuanlage besteht außer der Antriebsmaschine und den nötigen Verbindungsleitungen sowie Schalttafelanlagen, 1 Gleichstrom-Nebenanschluß-Dynamo für eine Leistung von 40 K.W., 1 Gleichstrom-Nebenschluß-Motor für eine Dauerleistung von 10 P.S., 1 Gleichstrom-Nebenschluß-Motor für eine Leistung von 13,5 P.S., 1 Gleichstrom-Hauptstrom-Motor, ventiliert gekapselt für eine intermittierende Leistung von 12 P.S., 1 elektr. Scheidegebläse, bestehend aus 1 Zentrifugalventilator, 1 mit einem Gleichstrom-Nebenschluß-Motor direkt gekuppelten Hochdruckventilator, einer Anzahl Differential-Bogen- und Glühlampen. Die stetige Entwicklung des Betriebes, sowie die zunehmende Förderung und die dementsprechend wachsende Aufgabe der Wasserhaltung einerseits, die Verteuerung der Materialien, sowie der Arbeiterlöhne anderseits lassen die Ausnutzung dieses uns zu Gebote stehenden wirkungsvollen Mittels, um die Leistungsfähigkeit des Werkes weiter zu erhöhen bezw. den Betriebskoeffizienten zu ermäßigen, geboten erscheinen. Nach jahrelangen Verhandlungen mit der Königlichen Regierung ist endlich im Zusammenhang mit der Lahnkanalisation von der Mündung bis Ems zunächst, auch die Wehrerhöhung in Ahl, welche einen integrierenden Teil derselben bildet, im Prinzip genehmigt und eine tatkräftige Unterstützung in sichere Aussicht gestellt worden. Der Bericht schließt mit der Erwartung, daß, falls die Metallpreise sich nicht wesentlich verändern sollten, auch das neue Geschäftsjahr sich günstig gestalten werde. Über den Geschäftsbetrieb der Bergbau-Aktiengesellschaft wird berichtet: Der Betriebsüberschuß für das 3. Quartal des laufenden Geschäftsjahres beträgt 109 051 Mark gegen 91 102 Mark im 3. Quartal 1904-05, in welchen Ziffern Verwaltungs-, Handlungs- und sonstige Unkosten bereits verrechnet sind. Der Gewinn hätte sich nicht unwesentlch höher gestellt, wenn die Produktion nicht aus Gründen, die als vorübergehend gelten, gegenüber der vorjährigen zurückgeblieben wäre. In den 3 ersten Quartalen des laufenden Jahres stellt sich der Betriebsüberschuß, ohne Berücksichtigung des aus dem verflossenen Jahre übernommenen Gewinnvortrags, nunmehr auf 246 737 Mark gegen 214 482 Mark in den 3 ersten Quartalen 1904-05, diesmal somit um 32 254 Mark höher. Nach den bisher getroffenen Dispositionen dürfte ein Teil der projektierten elektrischen Neuanlagen bereits in etwa einem halben Jahr dem Betrieb übergeben werden können.

So zu lesen im Lahnsteiner Tageblatt des 13. Februar 1906.

Aus Sondererhebungen im Jahre 1905 sind folgende Stichtagsangaben über die Mitareiter der Grube Friedrichssegen bemerkenswert:

Von den Beschäftigten wohnen 93 in Friedrichssegen, 133 in den umliegenden Dörfern, 83 stammen aus dem Westerwald, 12 aus dem Rheinland und 30 Mitarbeiter sind italienische Mitarbeiter. In der Aufbereitung waren im September 1904
26 jugendliche Arbeiter im Alter zwischen 14 und 16 Jahren,
42 jugendliche Arbeiter zwischen 17 und 21
und 18 volljährige (über 21 Jahre alte) Arbeiter,
im März 1905 23 jugendliche Arbeiter zwischen 14 und 16 Jahren
sowie 43 Jugendliche zwischen 17 und 21 Jahren und 18 großjährige Arbeiter,
im Mai 1905 4 jugendliche im Alter zwischen 13 und 14 Jahren,
23 zwischen 15 und 16 Jahren,
24 zwischen 17 und 21 Jahren
und 28 Großjährige beschäftigt.
Demnach waren rund 3/4 aller Aufbereiter unter 21 Jahre alt. Aus Prüfungsbemerkungen prüfender Stellen geht hervor, daß ab dem Jahre 1901 die Arbeitsbücher dieser jugendlichen Arbeiter etwa alle 3 Monate unverhofften Prüfungen unterzogen wurden. Bei den Prüfungen ergaben sich keine Beanstandungen. Aus dem Jahre 1905 sind auch die Temperaturen der Grubenwetter vorhanden. So wurde auf der VII. Sohle in einer Tiefe von 284 m an 4 verschiedenen Orten Temperaturen von 16, 17, 18 und 17 Grad gemessen. Im Maschienraum des inneren Gruenschachtes (109 m Tiefe) wurden 19 Grad, auf der II. Tiefbausohle in 110 m Tiefe 15,2 Grad und auf der III. Tiefbausohle in 143 m Tiefe 15,4 Grad gemessen. Bereits am 24. April 1906 finden wir unter: Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen a. d. Lahn folgendes:

Wie verwaltungsseitig mitgeteilt wird, soll bei gleichem Abschreibungsmodus wie im Vorjahr wieder eine Dividende von 7 % bei höherem Vortrage auf neue Rechnung zur Verteilung gelangen. Der höhere Zinkkurs kam der Gesellschaft insofern zu statten, als Gangpartien, die bei niedrigem Zinkpreise nicht bauwürdig sein würden, verwertet werden konnten. Hierdurch wurde der Erzgehalt des Roherzes gedrückt, sodaß die Produktionsziffer diejenige des Vorjahres nicht erreichte, zumal die Aus- und Vorrichtungsarbeiten diese weniger begünstigten und sich in erhöhtem Maße Arbeitermangel fühlbar machte. Die Aufschlüsse stehen im Augenblick befriedigend und ist die anstehende Erzreserve ziemlich unverändert. Die vor längerer Zeit in Angriff genommenen Vorarbeiten zwecks Erschließung weiterer Erzlagerstätten dürften im Laufe des neuen Geschäftsjahres beendet werden können und ist u.a. die Erschließung der Lagerstätte des "Bärnskopferganges" sowie der nördlichen Fortsetzung des "Liegenden- und des Hauptganges" jenseits der oxidigen Zone zu erwarten. Nachdem in etwa Jahresfrist beendeten Ausbau der Wasserkraft ist die Verarbeitung weiterer Gänge (Erzlagerstätten) in Aussicht genommen. Die elektrische Anlage wird teilweise bereits im Jahresverlaufe dem Betrieb übergeben werden können. Schließlich ist die Errichtung einer Zinkhütte vorgesehen. Es sind die Vorarbeiten hierfür bereits soweit gediehen, daß das Projekt laut "Emser Zeitung" binnen kurzem bei den Behörden zur Vorlage gelangen wird.

Es gibt auch noch anderes zu bemerken:

Friedrichssegen, den 23. November 1905

An den letzten Tagen der vorigen Woche veranstalteten die hiesigen Jagdherren Treibjagden. Am ersten Jagdtage kamen laut Emser Ztg. 2 Rehe und 16 Hasen zur Strecke, am zweiten ein Rehbock, 7 Rehe, 34 Hasen, 1 Fuchs und mehrere Haselhühner. Nach Schluß der Jagd fand im schön geschmückten Kasinosaale das übliche Schüsseltreiben statt.

Unter dem 13. Juli 1906 wird im Lahnsteiner Tageblatt berichtet:

Oberlahnstein, den 13. Juli 1906

Neue Industrie.

Die Bergbau-Aktiengesellschaft in Friedrichssegen beabsichtigt die Errichtung und den Betrieb einer Zinkhütte und ist bereits mit einem dahingehenden Baugesuch an den hiesigen Magistrat herangetreten. In Verbindung mit der Zinkhütte soll eine Schwefelsäurefabrik betrieben werden, wodurch die bei einem Zinkhüttenbetrieb entstehenden schädlichen Schwefeldünste gebunden würden. Der Magistrat hat sich eine sorgfältige Prüfung vorbehalten, ob und inwieweit eine Schädigung der Umgebung durch den Zinkhüttenbetrieb entstehen könnte, steht im übrigen aber dem neuen Unternehmen wohlwollend gegenüber. Aus dem Bericht der Handelskammer Limburg entnehmen wir, welch schönen Aufschwung die in unserer Gemeinde liegende Grube Friedrichsse-gen genommen hat. Besonders hervorzuheben ist die hohe Ausbeute an Zinkblende. Wie an dieser Stelle bereits mitgeteilt, beabsichtigt die Gewerkschaft die Erweiterung ihres Betriebes durch Errichtung einer Zinkhütte und Schwefelsäurefabrik. Von seiten der hiesigen Gemeinde kann eine solcher Beschluß nur begrüßt werden. Ängstlichen Gemütern, welche fürchten, daß durch eine Zinkhütte die Umgebung gefährdet werden könnte, diene zur Beruhigug, daß das heutige Verfahren bei der Verwertung der Zinkblende ohne die geringste Schädigung der Nachbarschaft erfolgt. Früher war dies wohl anders. Allein seitdem die bei dem Rösten des Zinkerzes auftretende Säure als schätzbares Nebenprodukt durch Umwandlung in wertvolle Schwefelsäure  verwandelt wird, treten überhaupt keine schädlichen Gase mehr in die Atmosphäre und die Produktion des gerösteten Erzes zu metallischem Zink geschieht ohne Auftreten schädigender Dämpfe. Wir hoffen und wünschen, daß das Projekt recht bald zur Ausführung gebracht wird, und rufen der Gewerkschaft Friedrichssegen ein herzliches "Glück auf" zu.

So sieht es das Lahnsteiner Tageblatt.

Unter Industrielles finden wir hier eine weitere Meldung im Lahnsteiner Tageblatt vom 28. August 1906:

Die Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen plant, wie schon mitgeteilt, die Errichtung einer Zinkhüttenanlage (Zinkhütte, Rösthütte, Müffeliere) mit Schwefelsäurefabrik und sucht um die Baugenehmigung dafür beim hiesigen Magistrat nach. Geplant ist, die Anlage auf der früheren, der Gesellschaft gehörigen Ahlerhütte, zu erbauen. Die Pläne bezw. die Zeichnungen liegen auf dem Rathause zur Einsicht der Interessenten offen. Sie lassen den großen Umfang des neuen Industriezweiges erkennen, wo vielen Arbeitern Erwerbsgelegenheit geboten wird. Außer kleinen Baulichkeiten sind 3 große Gebäude von je über 80 Meter länge zu errichten. Das Ganze wird nach Fertigstellung keinen schlechten Eindruck machen und sind nach fachmännischem Urteile auch nennenswerte Schädigungen des Waldbestandes nicht zu befürchen, da die Nutzbarmachung der neuesten technischen Fortschritte auf diesem Gebiete ein Austreten schädlicher Dämpfe als ausgeschlossen erscheinen läßt. Es dürfte deshalb zu Einwendungen gegen das neue Unternehmen keine schwerwiegenden Gründe vorliegen, zumal ja auch bewohnte Ortschaften in unmittelbarer Nähe des Betriebes nicht vorhanden sind, während ja z.B. die Kurstadt Ems eine Blei- und Silberhütte, die zur Verschönerung der Gegend jedenfalls ebensowenig beiträgt, beherbergt. in Braubach ist dasselbe der Fall.

Die Betriebsergebnisse der Jahre 1903 bis 1911 geben Beispiele, wie auch unter der Ägide der neuen Aktiengesellschaft die Erträge nicht ge-

steigert werden konnten. Die abgebauten cbm (m3) betrugen in den Jahren:

1903/1904 = 19 387 Tonnen und stiegen in den Jahren
1906/1907 = noch einmal auf 24 338 Tonnen an.

Dazu ergänzend für das Geschäftsjahr 1905/1906 noch folgende zusätzliche Angaben:

Oberlahnstein, den 21. September 1906:

Bekanntlich gestattet der Abschluß für das verflossene Geschäftsjahr 1905/1906 die Verteilung einer Dividende von wieder 7 %. Dem Bericht des Vorstandes ist zu entnehmen, daß 250 073 Kilogramm (364 071 Kilogramm) Bleiglanz, 5 770 063 Kilogramm (6 584 299 Kilogramm)Zinkblende und 4 053 584 Kilogramm (4 795 798 Kilogramm) Spateisenstein gewonnen wurden. Geschüttet wurden 38 855 310 Kilogramm Roherze mit einem durchschnittlichen Erzgehalt von 29,5 Proz. Für die Produktion der Gesellschaft berechnet sich ein Wert von 198,- (162 046) M. für 100 Kilogramm Bleiglanz = 49 500  Mark (59 002 M), von 146,17 (126 421) M. für 1000 Kilogramm Zinkblende = 843 455 M. (832 395 M.) und von 3, 89 M. (2 718 M.) für 1000 Kilogramm Spateisenstein = 15 748 Mk. (13 034 M).

Die Nutzbarmachung der dem Werke zugehörigen Wasserkraft zu Ahl steht nunmehr in absehbarer Zeit bevor. In Ausarbeitung befindet sich das von uns seinerzeit erwähnte Projekt zur Erbauung einer Zinkhütte. Der Maschinenbau-Anstalt Humboldt in Kalk bei Köln wurde die Ausnutzung des Gebrauchsmusters Nr. 249 472 für zweiteiligen Walzring gegen prozentuale Beteiligung übertragen (Cobl. Ztg).

Weiter wird am 30. 9. 1906 über die am 26. 9. 1906 stattgehabte Generalversammlung berichtet.

Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen:

In der am 26. 9. stattgehabten Generalversammlung, in der 419 500 Mk. Aktien vertreten waren, wurden Generaldirektor Hocks (Rheinisch-Nassauischer Bergverein), Karl Junghans, Leipzig und Rentier Jacques Zielenziger, Berlin, neu in den Aufsichtsrat gewählt. Nach den Mitteilungen der Direktion beträgt der Betriebsgewinn in den ersten 5 Monaten des laufenden Geschäftsjahres unter Berücksichtigung sämtlicher Unkosten ca. 60 000 Mk. mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahres. Die Arbeiten betreffs Ausbau der Wasserkraft sind, wie weiter gemeldet wurde, seit einigen Monaten im Gange, sodaß gegen Juli nächsten Jahres die Aufnahme des elektrischen Betriebes auf dem ganzen Werk zu erwarten ist, die sowohl eine Erhöhung der Produktion als auch nicht unwesentliche Betriebsersparnisse zu Folge haben dürfte. Die Vorarbeiten zur Errichtung einer Zinkhüttenanlage sind beendet; das Konzessionsgesuch liegt bereits den Behörden vor. Zur Sicherung des für den Zinkhüttenbetrieb nötigen Erzbedarfs, der die Zinkproduktion der eigenen Grube nicht unerheblich übersteigen wird, besteht die Absicht, den Bergwerksbesitz durch bereits gesicherte und seit Jahren gewinnbringende Neuerwerbungen zu erweitern.Die genannten 7 % Dividende waren dann auch leider die vorletzten Dividendenzahlungen der Bergwerks-Aktiengesellschaft Friedrichssegen.

Oberlahnstein, den 23. November 1906

Die Zinkhütte für Friedrichssegen genehmigt!

Über die Sitzung des Bezirksausschusses vom 22. d, Ms. entnehmen wir einem Bericht des "Rheinischen Kurier", Wiesbaden, folgendes:

Von der Bergbau-Aktiengesellschaft "Friedrichssegen" ist eine Zinkhütte und Schwefelsäurefabrik auf dem Terrain der Ahler Hütte, wo sich früher ein Hochofen befand, in der Gemarkung Oberlahnstein geplant. Nachdem die üblichen Publikationen erfolgt sind, haben die Umwohner, die Abteilung für Domänen und Forsten bei der hiesigen Regierung, die Magistrate von Oberlahnstein, Niederlahnstein und Ems, die Gemeinden Miellen, Frücht, Nievern, Fachbach, die Nieverner Hütte usw. Einspruch gegen die Konzessionserteilung erhoben, weil sie der Ansicht sind, daß durch die entweichenden schwefligen Säuren, den sich im Betrieb entwickelnden Staub sowie die Abführung der Fabrikabwässer in die Lahn, Schädigungen ihrer Interessen sich ergäben. Im Verfolge eines früheren Beschlus-ses des Bezirksausschusses sind in Stolberg bei Aachen und Berg-Gladbach Parallelanlagen besichtigt worden, ohne daß sich dabei ein Moment gegen die Konzessionserteilung ergeben hätte. Es ist vielmehr festgestellt worden, daß allerdings durch Anlagen nach einem veralteten System die Kreszens auf den Nachbargrundstücken schwer gelitten hat, während die neuen Fabrikationssysteme keinen Anlaß mehr zu Klagen geben. Auf demselben Standpunkt steht der hiesige Gewerberat, der dabei jedoch im ganzen 42 Bedingungen aufgestellt hat, die der Konzessionärin eventuell aufzuerlegen seien. Anderer Ansicht ist der Vertreter der Abteilung für Domänen und Forsten bei der hiesigen Regierung. Selbst bei allen möglichen Vorsichtsmaßnahmen, meint er, lasse sich das Entweichen schwefliger Säuren nicht ganz vermeiden, und der Einfluß dieser Säuren auf die Waldungen, insbesondere aber Obst- und Traubenblüte müsse ein erheblicher Schaden bringender sein. Obgleich zum Beispiel die Braubacher Blei- und Silberhütte nicht soviel mit schwefliger Säure arbeite, sei auf eine Entfernung von drei Kilometern noch ein von ihr angerichteter Schaden nachzuweisen. Sie zahle jährlich 1 000 Mk. an die Stadt Braubach als Entschädigung.

Bürgermeister Dr. Schubert als Vertreter des Kur- und Badekommisariats in Ems sowie der Stadt Ems selbst befürchten eine erhebliche Schädigung besonders der Kurinteressen durch die Anlage. Schon die einfache Tatsache, der Existenz eine in der Luftlinie nur 4 1/2 Kilometer und auf dem Landwege 7 1/2 Kilometer vom Kurbetrieb entfernten derartigen Anlage müsse beängstigend auf die Kurgäste wirken. Sollte es möglich sein, die Anlage in ein Seitental zu verlegen, so werde dadurch der Widerspruch von Ems gegenstandslos.Allen Behauptungen über etwaigen eventuell anzurichtenden Schaden widerspricht sowohl der Gewerberat wie der Vertreter der um die Konzession einkommenden Gesellschaft. Der Letztere erklärt die Verlegung der Anlage in ein Seitental für unangängig, wohl aber will man alle Vorkehrungen treffen, die geeignet seien, eventuellen Schaden von der Nachbarschaft abzuwenden. Das nach langer Verhandlung heute gefällte Urteil verwirft die erhobenen Einsprüche und erteilt die nachgesuchte Konzession unter den vom Gewerberat festgesetzten Modalitäten sowie den weiteren Bedingungen, daß

1. der Kamin 140 Meter über die Talsohle zu liegen kommt
2. zur Erledigung von der aus der Anlage sich ergebenden Schadensersatzansprüche ein Schiedsgericht eingesetzt wird und
3. die Abwässer mittels geeigneter Leitung und eines Schachtes in die Lahn einzuführen sind,
4. sofern die der Konzessionärin auferlegten Bedingungen sich als nicht ausreichend erweisen die Anlieger vor Schaden vollständig zu bewahren, ohne Anspruch auf Entschädigung alle Vorkehrungen, die geeignet sind, dieses Ziel zu erreichen, getroffen werden müssen. Bei Erfüllung dieser Bedingungen hält der Bezirksausschuß jede Schädigung Dritter für ausgeschlossen.

Am 17. Januar 1908 fand eine Befahrung der Grube Friedrichssegen statt.

Warum diese vorgenommen wurde ist nicht bekannt. Wir vermuten aber ,daß

es sich hier um eine rutinemäßige Besichtigung durch die Bergbehörde gehandelt haben könnte, weil zum gleichen Zeitpunkt auch die Nachbargruben in Braubach, Nievern und Ems befahren wurden.

Sie wurde vorgenommen von einem Bergassessor a. D. und Bergamtsdirektor Hilt aus Düsseldorf und dem Berghauptmann Vogel. Diese beiden Herren wurden von dem Grubenverwalter und Obersteiger der Grube Friedrichssegen begleitet.

In der Niederschrift steht darüber folgendes geschrieben:

Auf die Besichtigung der Abbaureste über der Stollensohle wurde verzichtet,

weil diese für die Beurteilung der Verhältnisse im Tiefbau, welche alle in Zu-

kunft eine Rolle spielen werden, unerheblich sind.

Wir fuhren ein durch den Heinrichstolln und Hauptschacht zur 2. Tiefbausohle und von hier durch den blinden Schacht zur 3. Tiefbausohle; wir besichtigten hier einen Abbau im liegenden Trumm des liegenden Mittels, der mässig und einen solchen im hangenden Trumm, der schlecht war. Darauf besichtigten wir die Vorrichtungsstrecke im liegenden Gang A, der ca. 20 cm Blende mit wenig Bleiglanz führte. Sodann gings in die Abbaue eines liegenden Mittels des liegenden Ganges; hier war Blende in wechselnder, zum Teil gut bauwürdiger Menge zu sehen. Durch die Abbaue, welche über der 5. Sohle im liegenden Mittel umgehen und gut standen, hindurch erreichten wir die 5. Tiefbausohle und fuhren durch einen blinden Schacht zur 6. Tiefbausohle; hier wurde uns ein Abbau im neu erschlossenen südlichen Teil des liegenden Ganges gezeigt, der schöne Erzführung aufwies; bemerkenswert ist, daß hier mehr Bleierze brechen als in den übrigen besichtigten Abbauen. Dasselbe ist der Fall in einer neu erschlossenen Firste des Neuhoffnungsganges über der

4. Sohle, der zum Schluß der Befahrung besucht wurde.

Wir fuhren dann durch den Maschinenschacht zu Tage; die hier besichtigten

Maschinen sind veraltet, aber anscheinend in gutem Zustande.

Die Leistungsfähigkeit der Fördereinrichtungen scheint eine beschränkte zu

sein.

Es werden jetzt gefördert pro Tag ca. 110 t Roherze = ca. 33 000 t im Jahr.

Die Förderung an Roherzen betrug:

im Jahre 1907: ca. 38 200 t

im Jahre 1906: " 42 600 t

im Jahre 1905 " 57 573 t;

sie ist also in den letzten Jahren ständig zurückgegangen.

Die Schüttung pro cbm. betrug:

im Jahre 1907 ca. 1,66 t = pro qm ca. 1,60

im Jahre 1906 ca. 1,55 t = pro qm ca. 1,50

im Jahre 1905 ca. 1,58 t = pro pm ca. 1,54

im Jahre 1903 ca. 2,15 t = pro qm ca. 1,97;

sie ist durchweg niedriger als in Mercur (Bad Ems) und Rosenberg (Braubach).

Die wichtigsten Höhenlagen zwischen Rosenberg (Braubach), Friedrichssegen und Bergmannstrost (Nievern) sind folgende:

 

Rosenberg (Braubach) Friedrichssegen Bergmannstrost

Moritzstollen Tiefer Stolln

am Maschinenschacht + 114,21 Hauptschacht ... + 241,81 Mundloch ..77,50

Herrgottstolln................ + 71,57 Heinrichstolln ... + 190,91 Feldort......87,39

1. Tiefbausohle........... + 32,10 Felixstolln.......... + 192,97

2. Tiefbausohle........... - 7,49 Carlstolln.......... + 166,82

3. Tiefbausohle........... - 47,26 Moritzstolln ....... + 107,68

Rheinufer b. Braubach ca. + 64 m III. Tiefbausohle + 95,27

IV. Tiefbausohle + 64,10

VI. Tiefbausohle - 7,55

VII. Tiefbausohle - 42,46

VIII. Tiefbausohle - 92,46

XI. Tiefbausohle - 242,40

Die söhligen Entfernungen betragen von Bärnskopfer Schacht nach dem

Maschinenschacht Friedrichssegen ca. 800 m.

Die söhligen Entfernungen betragen vom Bärnskopfer Schacht

nach der Markscheide Rosenberg ca.1 300 m

Markscheide Rosenberg nach Schacht Rosenberg ca. 1700 m

Die söhligen Entfernungen betragen vom Maschinenschacht

Friedrichssegen nach Feldort tiefer Stollen Bergmannstrost ca. 700 m.

Die Leistungen pro Hauerschicht in Friedrichssegen wurde zu 1,15 t

Roherz angegeben.

Diese Zahl, die mir sehr hoch erscheint, ist offenbar auf anderer Grundlage

berechnet, wie die Leistungen auf den Emser Gruben.

Schließlich wurde die Aufbereitung besichtigt; sie ist zweckmäßig erbaut,

gut erhalten und kann 140 t verarbeiten; ein zweites, ebenso großes System

könnte ohne große Schwierigkeiten am Talgehänge errichtet werden.

Die Aufbereitung ist modern eingerichtet; die Aufbereitungskosten pro t Roherz

betragen ca. 2,50 Mark.

Bermerkenswert ist die magnetische Aufbereitung und Laugerei; die letzten

Abgänge aus dieser haben noch ca. 3 % Zn (Zink); man ist in dieser Beziehung auf Friedrichssegen viel weiter wie in Ems, wo, wie oben erwähnt

ist, noch große Lager unangereicherter spätiger Schlammblende der Weiter-

verarbeitung harren.

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In den folgenden Jahren wurden immer weniger cbm (m 3) abgebaut:

1907/1908 = 18 504 cbm

1908/1909 = 11 382 cbm

1909/1910 = 19 917 cbm

1910/1911 = nur noch 7 278 cbm.

Für 1910 und 1911 veröffentlicht die Handelskammer Limburg/Lahn

für die Bergbau-Aktiengesellschaft Frieddrichssegen folgende Förderzahlen:

1910 1911

394 213 Kg Blei 168 486 Kg Blei

2 079 585 Kg Zink 1 172 410 Kg Zink

2 501 110 Kg Spath 1 181 145 Kg Spath

Die rückläufigen Förderungen mußten mit beträchtlichen Kostensteigerungen

erbracht werden.

So kostete der cbm-Abbau im Jahre 1903/1904 noch 27,00 Mark und

stieg bis in die Jahre 1910/1911 auf 55,00 Mark an.

Dazu mag auch der 1903 an die Maschinenbauanstalt Humboldt in Köln

vergebene Auftrag für ein neues Walzwerk (die Bauzeichnungen hierzu sind

hier vorhanden) im Pochwerk Kölsch Loch beigetragen haben.

Selbst die im Jahre 1907 zum Preise von 2 Mio Mark erworbene und we-

sentlich günstiger arbeitende Erzgrube "Gute Hoffnung" bei Werlau am

linken Rheinufer konnte nicht verhindern, daß die Gesellschaft in immer

schwierigere finanzielle Bedrängnis geriet und schon 1911 außer einer

Hypothekenschuld von 1,9 Mio Mark noch laufende Verbindlichkeiten und

Schulden in Höhe 0,5 Mio Mark besaß. (Zur Erinnerung: bei Gründung der AG

im Jahre 1903 waren 509 000 Mk Verbindlichkeiten vorhanden).

Trotz des durchschnittlichen Jahresgewinnes von 232 000 Mark, den die Grube Gute Hoffnung zwischen 1907 und 1913, einbrachte, war der Niedergang nicht mehr aufzuhalten.

Im Jahre 1908 wird auch noch eine Zinkgrube Laura für 725 000 Mark ange-

kauft.

Hierzu folgender Bericht des Lahnsteiner Tageblattes vom 3. September 1908:

Bergbau A. G. Friedrichssegen

Auf der Tagesordnung der zum 22. September einberufenen Generalver-

sammlung steht auch ein Antrag auf Erhöhung des Aktienkapitals um 600 000 Mark. Für die neuen Aktien wird das Bezugsrecht der Aktionäre ausgeschlossen. Sie dienen der Barzahlung der angekauften Grube Laura an den Vorbesitzer.

Ferner hat die Gesellschaft über die Ausgabe von Obligationen unter Bezug-

nahme auf den Generalversammlungsbeschluß vom 31. Januar Entscheidung zu treffen.

Der Ankauf des Zinkbergwerks Laura zum Preise von Mk. 725 000 geschah

auf Beschluß des Aufsichtsrates. Der Kaufpreis ist zahlbar am 1. September

1908. Die Deckung kann nach Wahl der Gesellschaft durch Aktien belegt werden, worüber die Generalversammlung zu entscheiden haben wird. Der

Grubenbesitz umfaßt 8 Maximalfelder. Der Betrieb geht bereits seit dem

1. April für Rechnung der Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen.

Der oben erwähnte Beschluß der Generalversammlung vom 31. Januar bezüglich der Aufnahme einer Anleihe betrifft die Deckung der Kosten für

den Zinkhüttenbau und der damals erworbenen Grube Werlau, wofür ein Be-

trag von 2 Millionen Mark in Aussicht genommen war.

Das Aktienkapital der Gesellschaft beträgt gegenwärtig 4 Mill. Mark.

 

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Wie man ja im Bericht über die Grube Laura vom 3. September 1908 lesen

kann, hat die Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen eine Grube mit diesem Namen für 725 000 Mark erworben.

Aus dem Bericht geht leider nicht hervor, wo diese Grube gelegen ist.

Aus der Beschreibung der Grube "Gute Hoffnung" bei Werlau am Rhein

in "Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland - 4 - Der

Metallerzbergbau Teil II von Dr. Slotta, Bochum" entnehmen wir aber folgenden Hinweis:

Von 1907 bis 1912 betrieb die Bergbau AG Friedrichssegen die Grube

Gute Hoffnung. Dieses Bergbauunternehmen betrieb die Grube Friedrichs-

segen bei Niederlahnstein und die Grube LAURA bei Oberbachem.

(Oberbachem liegt bei Bonn-Bad Godesberg).

Der Obersteiger Adami fertigte am 18. Mai 1909 einen technischen Bericht

über die Abteilung Laura und stellt darin fest:

Die Abt. Laura hat den gehegten Erwartungen durchaus nicht entsprochen

zufolge fast plötzlichen Vertaubens der Erzmittel und dazu beigetragen, das

durch die schwierigen Verhältnisse auf Friedrichssegen bedingte Defizit zu

erhöhen anstatt, wie angenommen, zu vermindern, wenn nicht gar auszu-

gleichen.

Der Betrieb wurde hier aus Mangel an den nötigen Betriebsmitteln einstweilen

bis auf die Unterhaltung der Baue eingestellt.

Auch die 1907 von der Bergwerks-AG Friedrichssegen erworbene Grube

Gute Hoffnung bei Werlau am Rhein wird von Dr. Slotta als technisches Denkmal beschrieben:

Die Betriebsperiode von 1897 bis 1907 war wohl die bislang erfolgreichste.

Ein Befahrungsbericht vom Jahre 1909 gibt ein etwas näheres Bild von den

Betriebsverhältnissen der Werlauer Grube. Demnach hatte man drei bauwür-

dige Partien: das Erzmittel des Christianschachtes, das des Mittelschachtes

(einschließlich des Florenzschachtes) und das Mittel des Gustavschachtes

(einschließlich des Friedrich- und Franzschachtes). Diese drei Erzmittel waren

durch Blindschächte (mit Ausnahme des Gustavschachtes, der nach über Tage reichte) aufgeschlossen gewesen: Alle Schächte förderten getrennt von

einander und hatten auch getrennt arbeitende Wasserhaltungen. Diese starke

Zersplitterung der Betriebsanlagen und -mittel wurde dadurch gemildert, daß

man schon damals eine zentrale Kraftstation mit Drehstromerzeugung hatte,

mit der man alle kleinen Fördermaschinen und Pumpen mit Ernergie versor-

gen konnte.

Diese Betriebsschwerpunkte des Mittel- und Gustavschachtes waren durch den Friedrich-Wilhelm-Stollen miteinander verbunden. Über diese Strecke

wurde die Aufbereitung transportiert, die vor dem Mundloch des Stollens angelegt worden war. Der Christianschacht förderte durch den Christian-Stollen zur Aufbereitung. Schon 1909 lag die tiefste Sohle im Christianschachter Erzmittel 280 m unterhalb der Friedrich-Wilhelm-Sohle, die tiefste Sohle im Mittelschachter Mittel 270 m und im Gustavschachter Mittel 160 m unter der Stollensohle. Der Sohlenabstand lag bei 30 m. Die Aufbereitung war im Jahre 1908 durch eine Vergrößerung der Wäsche auf 100 t/Tag Durchsatz vergrößert worden, so daß eine Verarbeitung von rd. 30 000 t Rohhaufwerk im Jahr gewährleistet werden konnte.

Besonders hinderlich erwies sich aber für die weitere Entwicklung der Grube

der Umstand, daß die Teufen unterhalb der Christian- bzw. Friedrich-Wilhelm-Stollensohle beim Christian- und Mittelschacht nicht mit einem, sondern mit zwei abgesetzten Blindschächten zu erreichen waren. Beim Vordringen in die Teufen hatte man so zwar zunächst Investitionen für neue, stärkere Fördermaschinen gespart, doch dafür Transportkosten eingetauscht. Dieses Umsetzen der Förderung machte sich immer erschwerender bemerkbar und war ein wesentlicher Grund für die Rentabilitätsschwierigkeiten der Grube.

Der Christianschacht erreichte im Jahre 1911 schon die 320-m-Sohle, der

Gustavschacht im gleichen Jahr sogar die 430-m-Sohle. Als Folge dieses

Raubbaus und des Zusammenbruchs der Bergbau-AG Friedrichssegen im

Jahre 1913 brachte das Jahr 1913 auch der Grube Gute Hoffnung den Konkurs: Die Grube stand anschließend unter Zwangsverwaltung, bis sie 1916 aus der Liquidationsmasse des Unternehmens von der neu gegründeten Werlauer Gewerkschaft bei der Zwangsversteigerung erworben wurde, die sie dann bis in die fünfziger Jahre hinein weiterbetrieb.

- - - -

Der geplante Bau einer eigenen Zinkhütte in Ahl geht scheinbar nicht so ein-fach von statten. Zu diesbezüglichen Aktivitäten der Bergwerks-Aktienge-

sellschaft Friedrichssegen erfährt die "Deutsche Bergwerks-Zeitung":

Zwischen der Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen und dem

"Märkisch-Westfälischen Bergwerksverein" in Lethmathe wird eine Fusion

derart geplant, daß Friedrichssegen die Lethmather Gesellschaft in sich auf-

nehmen soll.

Weiter erfährt die "Deutsche Bergwerks-Zeitung", der Aktionär, der einen ent-

sprechenden Antrag auf die Tagesordnung der Hauptversammlung des Mär-

kisch-Westfälischen Berwerksvereins setzen ließ, der Vorsitzende des Auf-

sichtsrates der Bergbau-A.G. Friedrichssegen, Bankier Rosenthal, Berlin, ist.

Über die Motive, von denen sich die Verwaltung der Gesellschaft Friedrichs-

segen leiten läßt - Vorstand und Aufsichtsrat unterstützen mit Ausnahme eines Mitgliedes den Verschmelzungsvertrag -, ist zu berichten, daß die Gesellschaft Friedrichssegen seit längerer Zeit dahin strebt, für die Umfangreiche Förderung ihrer Gruben eine eigene Verhüttungsanlage zu schaffen. Die Konzession für die Errichtung einer Zinkhütte wurde im Frühjahr d. Js. erteilt, nachdem eine außerordentliche Generalversammlung vom 31. Januar 1907 bereits die Beschaffung der hierfür erforderlichen Mittel durch Ermächtigung des Vorstandes zur Aufnahme einer Anleiheschuld von 2 Millionen Mark beschlossen hatte. Der letztgenannte Beschluß wurde in der letzten Hauptversammlung am 21. September d. Js. bestätigt.

Die Unterbringung der Anleihe scheint aber auf Schwierigkeiten gestoßen zu sein, infolgedessen sind von der Verwaltung Erwägungen über eine anderweitige Lösung der Zinkhüttenfrage angestellt worden und sie haben dazu geführt, eine Verschmelzung mit dem Märkisch-Westfälischen Bergwerksverein anzubahnen. Zwischen den Aufsichtsräten und den Vorständen beider Gesellschaften sind bereits Verhandlungen geführt worden, die, nachdem Lethmathe die von Friedrichssegen eingereichten Unterlagen geprüft hat, zu einer Ablehnung des Antrages seitens der Verwaltung des Märkisch-Westfälischen Bergwerksverein gekommen sind. Infolgedessen hat der Vorsitzende des Aufsichtsrates von Friedrichssegen unter Berufung auf den § 254 des Handelsgesetzbuches seinen Antrag auf Beschlußfassung über Übertragung des Gesellschaftsvermögens von Lethmathe als Ganzes an die andere Gesellschaft auf die Tagesordnung der am 10. Dezember stattfindenden Hauptversammlung des Märkisch-Westfälischen Bergwerksvereins setzen lassen.

Die Verwaltung von Friedrichssegen vertritt die Auffassung, daß durch die

Vereinigung der beiden Unternehmungen der Boden für ein rationelleres

Arbeiten geschaffen wird.

Friedrichssegen würde davon absehen, den Bau einer eigenen Zinkhütte auszuführen, und gleichzeitig die ausgedehnte Erzförderung zur Verhüttung auf den Lethmather Anlagen unterbringen können, während sich für den Märkisch-Westfälischen Bergwerksverein der Vorteil ergäbe, daß er durch

seine Unabhängigkeit vom Erzmarkte in eine weit vorteilhaftere Stellung

als bisher gerate.

Handel und Industrie:

Friedrichssegen, den 12. Dezember 1908

Die Fusion zwischen dem Märk.-Westf. Bergwerksverein und Friedrichssegen

ist abgelehnt worden.

Wie aus Lethmathe gemeldet wird, gab in der Generalversammlung des Mär-

kisch-Westfälischen Bergwerksverein die Verwaltung zu den Anträgen betref-

fend die Verschmelzung mit der Bergwerks-Aktiengesellschaft Friedrichs-

segen eine Erklärung dahingehend ab, daß sie aus der Verschmelzung für den Märkisch-Westfälischen Bergwerksverein wohl gewisse Vorteile erblicke,

daß sie aber an Hand der von Friedrichssegen eingereichten Grundlagen den Antrag nicht befürworten könne.

Wohl sei sie bereit, die Sache weiter zu prüfen und dann, falls sich eine geeignete Grundlage finde, einer neuen außerordentlichen Generalversamm- lung entsprechende Anträge zu unterbreiten; eine Beteiligung an der Diskussion lehne sie prinzipiell ab. Der Antrag wurde dann schließlich nach langen persönlichen Erörterungen mit 1289 Stimmen abgelehnt, wobei die Mehrzahl der Verwaltungsmitglieder des Märkisch-Westfälischen Bergwerksvereins sich der Abstimmung enthielt.

Mit diesem Beschluß kann jedoch die Fusion nicht als vollständig abgetan

werden; vielmehr soll aus den Direktoren der beiden Werke und einem hervorragenden Bergsachverständigen eine Kommission gebildet werden, die neue Grundlagen für die Verschmelzung feststellt und sie dann dem Aufsichtsrate beider Gesellschaften unterbreitet.

- - - -

Über die von der Bergwerks-Aktiengesellschaft 1907 erworbenene Grube

Werlau wird folgendes berichtet:

Grube Werlau 8. September 1908

Die Bergwerks-Aktiengesellschaft Friedrichssegen, die seit einigen Jahren

im Besitze der hiesigen Bleierzgrube ist, hat im letzten Jahre immer mehr

Bergleute eingestellt, sodaß die Belegschaft augenblicklich 350 Mann zählt,

wovon 210 in der Grube und 140 vor Tag arbeiten.

Die Stollen reichen schon bis unter die Dörfer Karbach, Hungenroth und faßt

unter Utzenhain. Die Bleierze finden großen Absatz, sodaß in den letzten Monaten stets Doppelschichten gemacht werden mußten. Von der Blockstation Werlau aus ist vor einigen Jahren auch ein Anschlußgleis nach der Grube gelegt worden.

Die Bergleute aus den Dörfern des Hunsrückens können durch einen vor einigen Jahren gebauten Einfahrstollen mit Förderschacht, der in der Nähe

des Dorfes Holzfeld auf der sogenannten "Horst" liegt, an ihre Arbeitsstellen

fahren.

 

- - - -

Wiesbadener Schwurgericht.

Sitzung vom 19. Februar 1908

Es wird verhandelt wider den Wirt Johann M. vom Ahlerhof bei Friedrichs-

segen, wegen vorsätzlicher Körperverletzung mit Todesfolge. Dreizehn

Zeugen und zwei Sachverständige sind geladen. Es wird M. zur Last gelegt,

am 27. Oktober v. J. den italienischen Arbeiter Pezolti mit einer Spitzhacke

so geschlagen zu haben, daß der Mann an den beigebrachten Verletzungen

starb. An dem genannten Tage hatte es bekanntlich in dem Lokale des Ange-

klagten Streit gegeben, in dem die Italiener eine gefährliche Haltung annah-

men. M. der sich ernstlich bedroht sah, griff nach dem ihm am nächsten er-

reichbaren Verteitigungsinstrument, einer Spitzhacke, und wehrte die Italie-

ner ab. Der Arbeiter Pezolti trug eine Kopfverletzung davon, an deren Folgen

er starb. M. wurde der gefährlichen Körperverletzung mit Todeserfolg ange-

klagt, zunächst aber auf freiem Fuß belassen. Erst vor einiger Zeit wurde er

in Untersuchungshaft genommen. Die heutige Verhandlung zog sich bis in

die Abendstunden hin. Die Geschworenen sprachen den Angeklagten der

vorsätzlichen Körperverletzung mit Todeserfolg nicht schuldig, worauf der

Freispruch erfolgte, gemäß dem übereinstimmenden Antrag des Ersten

Staatsanwaltes Hagen, sowie des Verteitigers, Rechtsanwalt Braß.

(Lahnsteiner Tageblatt)

** *** **

Die Wiesbadener Strafkammer hatte in ihrer Sitzung am 9. April 1908 über einen Streit zwischen Arbeitern der Grube Friedrichssegen zu befinden.

Unter den auf der Grube Friedrichssegen beschäftigten Leuten bestehen

seit längerer Zeit schon Differenzen zwischen den eingesessenen und

Fremden, namentlich Hunsrücker Arbeitern .

Auch am 17. Juli des v. J. hatte man einen Streit auszufechten. Zunächst

mittags karambolierten einige von ihnen. Abends rückten dann verschiedene

Burschen den Hunsrückern in dem Schlafsaal zu Leibe, schlugen die Türen

ein und traktierten die Insassen mit Latten, Messern resp. einen derselben mit

Fußtritten. Die Maurer E. und K. Sp., L.K., der Bergmann A.B., und der Ackergehilfe K. sind daraufhin wegen schwerer Körperverletzung resp. gemeinschaftlichem Hausfriedensbruch vor die Strafkammer geladen..

Das Urteil spricht B., K, und B. frei, belegt aber L. und Sp. mit je 30 Mark Geld-

strafe. (Lahnsteiner Tageblatt)

Ab 1908 wurden die 1898 unter Wasser gesetzten Tiefbausohlen

VII bis XI wieder gesümpft.

Es gibt einen internen Bericht der Abteilung Friedrichssegen vom

21. März 1909 in dem die schlechten Resultate des zu Ende gehenden

Geschäftsjahres 1908/1909 begründet werden:

"Die schlechten Resultate des zu Ende gehenden Geschäftsjahres sind in

folgenden Tatsachen begründet:

Bis 1897 wurde im wesentlichen der Hauptgang gebaut und zwar bis zu

XI. Sohle. Seit dieser Zeit bewegt sich der Abbau auf den Mitteln des liegenden Ganges über der VII. Sohle, da man 1897 den Tiefbau hatte ersaufen lassen.

Hier irrt der Verfasser: Der 1898 zuständige Bergverwalter Adami be-

richtet in privaten Aufzeichnungen über seine Erlebnisse seiner Dienst-

zeit auf Grube Friedrichssegen:

Am 16. Februar 1898 kam dann die Wasserhaltung außer Betrieb und

am 23. August 1898 nach 6 Monaten und 7 Tagen war die Grube bis zu

VII. Sohle 200 m ersoffen.

Es war vorauszusehen, daß die Mittel des liegenden Ganges nach einer Reihe

von Jahren ihrer Erschöpfung entgegengehen würden. Zur Aufschließung neuer Mittel in dem seit langen Jahren bekannten Baufeld war es unbedingt

erforderlich, den Tiefbau zu sümpfen (= trockenpumpen eines ersoffenen

Grubenbaues.) Der Beginn der Sümpfungsarbeiten war abhängig von dem

Ausbau der elektrischen Zentrale. Leider wurde dieselbe nicht, wie beabsich-

tigt, Oktober 1907, sondern erst Oktober 1908, betriebsfertig, ein Zeitpunkt,

wo die Erschöpfung der Mittel des liegenden Ganges über der VII. Sohle nicht allzu fern war. Da nicht mit Sicherheit bestimmt werden konnte, wann der Tiefbau frei sein würde, wurde beschlossen, vorderhand die Produktion zu verringern. Diese unvermeidliche Maßnahme mußte im Gefolge haben, dass die Tagesanlagen schlecht ausgenutzt wurden. Hierzu kommt, dass das Ausbringen des liegenden Ganges über der VII. Sohle entsprechend der nahenden Erschöpfung, die uns zwang, innere Mittel in Angriff zu nehmen,

allmählich nachliess, dass ferner der Betriebskoeffizient durch steigende Zinslasten ungünstig beeinflusst wird und dass obendrein zufolge einer ungünstigen Konjunktur die Preise für Zink und Blei stark fielen.

Alles in allem ist es somit erklärlich, wenn im verflossenen Jahre mit Zubusse gearbeitet wurde.

Zur Zeit ist das Sümpfen der Tiefbaue nahezu vollendet und hoffen wir in ca 2 Monaten die noch im Tiefbau über der XI. Sohle anstehenden Mittel zum Abbau vorgerichtet zu haben.

Gemäß den Angaben unseres Verwalters Adami, der den Betrieb vor dem

Unterwassersetzen des Tiefbaues leitete, darf mit grosser Wahrscheinlich-

keit angenommen werden, dass sich die Grube von dieser Zeit an freifahren

wird.

Die weitere Entwicklung hängt in der Hauptsache davon ab, welche Auf-

schlüsse im Felde nach Nord und Süd sowie unter der XI. Sohle und im

Bärnsköpfer Gangzug gemacht werden, und mit welchen Durchschnitts-

preisen für Zink und Blei zu rechnen ist.

Friedrichssegen d. 21. III. 09.

gez. Stockmeier

Zwecks Herstellung regulärer Betriebsverhältnisse sind noch zu inverstiren:

1. Für Teufen von Schacht vor No. 20

100 m a 400 MK (fertig ausgebaut) 40 000 MK

2. Für Querschlag vor diesem Schacht nach

liegendem und Neu Hoffnungsgang

insgesamt 500 m a 50 MK 25 000 MK

3. Für Untersuchung des südlichen Feldes 10 000 MK

4. Für Umwandlung der Fördermaschine in elektrische 30 000 MK

(Projekt hängt ab von den Erfahrungen über

Ergiebigkeit der Wasserkraft)

5. Für weitere Untersuchung des Bärnsköpfer Ganges

wenn VI. Sohle günstig ausfällt, 400 m a 50 MK 20 000 MK

6. Für Bahnablage (MK 2 900) und Diverses 5 000 MK

7. Noch zu erwartender Betriebszuschuss und Unvorherge-

sehenes 70 000 MK

==========

Summa: 200 000 MK

==========

Als letzten Versuch neue Erzlager zu finden hat man dann 1910, ca 600 m östlich vom Tagschacht entfernt, ab der XI. Tiefbausohle das Abteufen zur XII, XIII. und XIV. Tiefbausohle begonnen, die jeweils 20, 45 und 70 m unter der XI. Tiefbausohle liegen.

Nennenswerte Erträge konnten aber nicht gefördert werden.

Ein Jahr später wurde in einem weiteren internen Bericht über die Grube

Friedrichssegen begründet, warum das Geschäftsjahr 1909/1910 unbefrie-

digend ausfiel:

Die Grube Friedrichssegen ist in eine schwierigen Situation geraten, weil die

bauwürdige Gangmasse bis auf 6 282 cbm zurückgegangen ist.

Der Rückgang wird in Folgendem begründet:

1. Der liegende Gang und der lgde Gang a setzen auf der nördlichen

Hauptkluft ab und ist der Versuch, dieselbe jenseits der Kluft wieder zu ver-

fahren bisher erfolglos geblieben.

2. Der Hauptgang wurde an 2 Stellen im Nordfeld angefahren, leider stand

derselbe in beiden Anbrüchen im eisernen Hut.

3. Der Versuchsort ins westl. Feld VI. S (Bärnskopfer Gänge) traf wohl ver-

schiedene Gänge, doch ist deren Ausfüllung tauber Quarz.

4. Während des Jahres 1909 wurden allein über der 40 m Sohle 7 540 cbm

Hangmasse als unbauwürdig abgeschrieben; da die Erzführung beim lgd.

Gang erst bedeutend tiefer unter der Tagesoberfläche beginnt, als ange-

nommen worden war.

5. Nach dem alten Cubikmeter-Buch wurden unter der VIII. Sohle an bauwür-

digen Gangmitteln angegeben:

auf dem lgd. Gang VIII. Sohle 9 786 cbm

" " " " IX. " 9 647 cbm

" " Hauptgang 1 984 cbm

" " N.H.G. (Neu Hoffnungs-Gang) 135 cbm.

Als die Sümpfungsarbeiten beendet und die Strecken soweit aufgeräumt

waren, bot sich aber ein ganz anderes Bild.

a. Auf dem lgd Gang VIII. Sohle stehen noch 2 Abbaue, wo von einem noch

504 cbm, auf dem anderen noch etwa 250 cbm abzubauen sind; voraus-

gesetzt, daß sich letzterer abbauwürdig zeigt, da der Abbau bis heute

noch nicht fahrbar ist.

Es wären demnach auf der VIII. Sohle nur etwa 3 004 cbm vorhanden,

während 9 786 cbm angegeben wurden.

b. Auf der IX. Sohle stehen bis jetzt im lgd Gang 399 cbm bauwürdige

Gangmasse an. Ein zweiter Abbau, der brauchbare Spatblende liefern

sollte, fand sich, ganz im Wasserquarz und rauhem Spateisen-

stein stehend, vor. Auf letzterem Abbau ist ein Überhau mit der VIII.

Sohle in Durchschlag gebracht worden und wird in diesem der Gang

etwa 25 m über der IX. Sohle geschlossener, und findet sich auch

Blende vor dieser Gangmasse muß erst noch untersucht werden,

ehe mit diesen m3 gerechnet werden kann. Im Übrigen zeigt sich der

liegende Gang auf der XI. Sohle im Wasserquarz stehend, rauh und

unbauwürdig.

Statt mit 9 647 cbm ist also vorläufig auf der IX. Sohle mit 399 cbm auf

dem lgd. Gang zu rechnen. Sollte die in dem Überhau anstehende

Gang masse bauwürdig sein, so würden evtl. noch 1 500 cbm

hinzukommen.

c. Die auf dem Hauptgang angegebenen cbm sind auf verschiedene Soh-

len verteilt und meistens schwebend; sodaß die Aufräumungsarbeiten

nach diesen teurer würden, als Erz vorhanden wäre. Auch hat man

gegen die Angaben ein voll berechtigtes Mißtrauen, da man schon

solch traurige Erfahrungen über die Angaben betr. des lgd. Ganges

gemacht hat.

Vom Hauptgang sind 2 Abbaue fahrbar und in Betrieb; No. 20 über der

XI. und No. 20 über der XII. Sohle.

No. 20 über der XI. Sohle sollte noch 483 cbm anstehend haben, wo

aber bloß mit etwa 60 cbm zu rechnen ist, da der übrige Teil des Abbau-

es rauher Quarz u. Spat führt, also unbauwürdig ist.

. . . . . . . und sollen dieselben mehr ins lgde unseres Felix-Stollen .....

sodaß ich nie die Bärnsköpfer Gänge als Fortsetzung der Gänge von

Rosenberg (Grube Braubach) halte. Auch der frühere Bergrevierbeamte,

Bergrath Ulrich, vermutet in einem Eintrag ins Gesehenbuch vom Jahr

1898, daß die Rosenberger Gänge im liegenden des Felix-Stollens

durchsetzen werden.

In einem Zeitraum von 3 Jahren würden wir hiernach über folgende bauwür-

digen Gangmittel verfügen: d.h. wenn nur die unter a und b I. II. III. und IV. erwähnten Arbeiten einschlagen:

1. Wenn die Abbaue jetzt eingestellt werden, bleiben stehen 2 707 cbm

2. Auf VIII. Sohle unter a 3 004 cbm

3. " IX. Sohle unter b 1 899 cbm

" I. 10 200 cbm

" II. 4 500 cbm

" III. 9 000 cbm

 

 

" IV. 3 000 cbm

========

Sa. 34 310 cbm

========

 

Bei einer Roherzförderung von 140 t pro Tag werden monatlich 12 bis

13 00 cbm abgebaut werden. Es ist doch aber auch ganz ausgeschlos-

sen, daß in dieser Zeit in den erwähnten anderen Versuchsarbeiten kein

Aufschluß erfolgen sollte, und ist es sehr leicht möglich, daß durch einen

solchen Aufschluß die cbm Zahl auf eine viel größere Höhe gebracht würde.

Grube Friedrichssegen, 28. März 1910

gez. Fachinger

- - - -

Die Grube Friedrichssegen hatte durch das Abteufen zur 14. Tiefbausohle

vom höchsten Einstiegschacht, dem Früchter Schacht bei + 352 m üNN bis zum Sumpf der 14. Tiefbausohle - 334 üNN eine Gesamtteufe von 686 m.

- - - -

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Grube:

4 Schächte: (Anhang 2, s. Seite 349)

den Hauptmaschinenschacht -Tagschacht -,Teufe 484 m (s.Anhang 2, Nr. 30)

den Bärnskopfer Schacht, Teufe 95 m (s.Anhang 2, Nr. 41)

den Schacht Providence - Zuversicht -, Teufe 91 m (s.Anhang 2, Nr. 38)

den Früchter Schacht, Teufe 103 m (s.Anhang 2, Nr. 42)

und 2 Blindschächte

den inneren Grubenschacht -, Teufe 197 m (s.Anhang 2, Nr. 39) und

einen Blindschacht von der XI. bis zur XIV. Sohle -Teufe 70 m -.

9 Stollen:

Moritz-Stollen gelegen an der Neuen Welt (s.Anhang 2, Nr. 9A)

Carl-Stollen gelegen an der Neuen Kaserne (s.Anhang 2, Nr. 17)

Bärnskopfer- gelegen im Grubengebiet Bärnskopf (s.Anhang 2, Nr. 41)

Stollen

Felix-Stollen gelegen im Kölsch Loch (s.Anhang 2, Nr. 40)

Heinrich-Stollen gelegen im Kölsch Loch (s.Anhang 2, Nr. 34)

Alter Stollen gelegen gegenüber dem Tagschacht (s.Anahng 2,Nr. 31)

Peter-Stollen gelegen auf dem Tagschacht (s.Anhang 2, Nr. 35)

Wasser-Stollen gelegen beim Bergmannsfriedhof (s.Anhang 2, Nr. 36A)

Remy-Stollen gelegen beim Judenfriedhof Frücht (s.Anhang 2, Nr. 43)

 

16 Tiefbausohlen:

10 Tiefbausohlen gehen vom Hauptmaschinenschacht Tagschacht aus,

1 Tiefbausohle (die 5.) geht vom inneren Grubenschacht aus,

1 Tiefbausohle geht vom Schacht Providence aus (50 m.Sohle),

1 Tiefbausohle geht vom Bärnskopfer-Schacht aus,

3 Tiefbausohlen gehen 600 m nord-östlich vom Hauptmaschinenschacht

- Tagschacht - mit einem Gesenk von der 11. Tiefbausohle in die Teufe.

Die Gesamtlänge der Strecken und Stollen der Grube Friedrichsegen

beträgt ca 18 000 m, wovon ca 15 000 m mit Schienensträngen versehen waren.

Das Grubengebiet der Grube Friedrichssegen ist in amtlichen Plänen

genau vermessen.

Als Grundlage dieser Vermessung dient der Meridian von Schloß

Schaumburg bei Balduinstein an der Lahn.

Zur genauen Bestimmung der Lage von Stollen, Sohlen und Schächten

ist mittels dieses Meridians ein Gitternetz über das Grubengebiet gezo-

gen, wobei quadratische Flächen von 100 X 100 m entstanden sind.

So kann man noch heute genau errechnen, wo im Grubengebiet Fried-

richssegen eine bestimmte Anlage zu suchen ist.

Zur Verdeutlichung wird anschließend das Grubengebiet Bärnsköpfe

beschrieben, weil dieses Gebiet, das man als eigenständige Grube innerhalb des Grubengebietes Friedrichssegen bezeichnen kann, sich

dazu bestens eignet (s. Karte auf Seite 137).

So wie das Grubengebiet Bärnsköpf sind auch alle anderen Schächte

und Stollen der Grube Friedrichssegen bechrieben.-

Nach der Geschichte der Stadt Oberlahnstein hat die Grubengesellschaft

Friedrichssegen von der Stadt Oberlahnstein im Jahre 1859 bei den Bärns-

köpf einige Waldparzellen gekauft.

1862 wurde im Grubengebiet Bärnsköpf eine Dampfmaschine aufgestellt

und eine Röhrenleitung daselbst, im Distrikt Birkelstein, gelegt.

Wie aus anderen Unterlagen hervorgeht, wurde ein Schachthaus mit

Wohnungen gebaut.

Das Grubengebiet um die Bärnsköpf umfaßt ein Gebiet von ca 300 m X 300 m.

Es liegt im Quadrat - 4 600 m bis - 4 900 m und - 21 300 m - 21 600 m.

Der Bärnsköpfer-Stollen und der Bärnsköpfer Schacht liegen im Quadrat

- 4 600 m bis - 4 700 m und - 21 400 m bis - 21 500 m.

Sie haben folgende Koordinaten:

A: Bärnsköpfer-Stollen: - 4 667 m und - 21 445 m

B: Bärnsköpfer-Schacht: - 4 685 m und - 21 405 m

Der Bärnsköpfer-Stollen wurde im Jahre 1870 angesetzt und erreicht

mit allen Abzweigen insgesamt nur ca 230 m Länge.

Wann mit dem Abteufen am Bärnsköpfer-Schacht begonnen wurde

ist leider nicht genau bekannt.

Wir vermuten die Zeit um 1862, weil der Herzolich Nassauische Oberbergrath

F. Ordernheimer in seinem Buch "Das Berg- und Hüttenwesen im Herzogthum

Nassau" aus dem Jahre 1865 erwähnt, daß der Maschinenschacht auf den

Bärnsköpfen bereits eines Teufe von 20 Lachter (= 41,84 m) hat.

 

Der Felix-Stollen, der 1872 im Kölsch Loch bei + 193 m ü NN

angesetzt wurde, kommt fast genau auf der Linie - 21 325 m auf das

Grubengebiet Bärnsköpf zu und hat rund 600 m zurückgelegt, als er

1880 im Bärnsköpfer Grubengebiet anlangte.

Er verzweigt sich im Quadrat - 21 300 m und - 21 400 m und - 4 600 m

und - 4 700 m.

Bevor der Felix-Stollen den Bärnsköpfer-Schacht erreichte, wechselte

er von Linie - 21 356 m zur Linie - 21 400 m, bei der er sich weiter in

den Berg schiebt.

Mit dem Felix-Stollen kommt die VI. Tiefbausohle der Grube Friedrichssegen,

sie hat beim Hauptmaschinenschacht -Tagschacht - eine Teufe von 234 m

unter Erdoberfläche und + 8 m ü NN, versetzt um 30 m im Grubengebiet

Bärnsköpfe an. So kann man es auf Stollenplänen sehen. Dabei muß man

aber berücksichtigen, daß der Felix-Stollen bereits 1880 im Grubengebiet Bärnsköpfe anlangte, und die VI. Tiefbausohle erst im Jahre 1908, nachdem

sie erst 1905 vom Hauptmaschinenschacht Tagschacht aus auf den Weg

zum Grubengebiet Bärnsköpf gebracht wurde, also erst 28 Jahre später

als der Felix-Stollen.

In diesen Vortrieb muß man große Erwartungen geknüpft haben, wenn man noch 1903 lesen konnte, daß zur Zeit 50 000 m3 Erzmittel anstehen und noch

1906 von der Felix-Stollen-Sohle ein Gesenk abteufte.

Die VI. Tiefbausohle liegt rund 185 m tiefer als der Felix-Stollen.

Die VI. Tiefbausohle kreuzt bei den Koordinaten - 4 670 m und - 21 356 m

den Felix-Stollen.

 

Sie verzweigt 22 m hinter den Koordinaten - 4 670 m/ - 21 356 m noch

einmal in Richtung zum Felix-Stollen, den sie nach 10 m erreicht und

biegt dann nach Westen ab.

Die VI. Tiefbausohle endet nach 85 m im Planquadrat

- 4 700 m / - 4 800 m und - 21 200 m und - 21 300 m bei den

Koordinaten - 4 730 m / - 21 375 m.

Nach "Raum und Bedeutung des Emser Gangzuges" von Dr. Ing

Fritz Herbst, Aachen und Dr. rer. nat. Heinz-Georg Müller, Bad Ems,

herausgegeben von der Grube Mercur, Bad Ems, wurde der Bärns-

kopfer-Schacht bei + 288 m ü NN angesetzt und auf die Sohle des

Felíx-Stollens, der im Kölsch Loch bei + 193 m ü NN sein Mundloch

hat, abgeteuft und erreicht somit nur eine Teufe von 95 m.

Die VI. Tiefbausohle wurde im Jahre 1875 vom Hauptmaschinen-

schacht - Tagschacht - erreicht.

Die VI. Tiefbausohle ist auch Endpunkt des "Inneren Grubenschachtes"

im liegenden Gang.

Es steht zu vermuten, daß, wie der Felix-Stollen, auch die VI. Tiefbau-

sohle, zur Lösung des Bärnsköpfer Gangzuges in Richtung Bärnsköpfer

Grubengebiet weiter getrieben wurde.

Auch hier hat sich scheinbar die Hoffnung auf weitere, rentablere Erzvorkommen nicht erfüllt, sonst hätte man sicher den Bärnsköpfer-

Schacht weiter abgeteuft.

Daß man diese Hoffnung auch im Jahre 1906 noch nicht ganz aufge-

geben hatte zeigt, daß von der Felix-Stollen-Sohle ein Gesenk (ein

unter das Sohlenniveau abgetriebener, nicht durchschlägiger Schacht)

angesetzt wurde.

Der Felix-Stollen hat eine Gesamtlänge von 1 500 m .

(Erklärungen zum Situationsplan der Werkanlagen der Grube Friedrichssegen, (s.Anhang 3, Nr. 40, Seite 352).

Die Hoffnung auf weitere, rentablere Erzvorkommen nährte sich sicher

auch noch dadurch, daß im Bärnsköpfer-Grubengebiet in den

Planquadraten - 4 500 m und - 4 600 / - 21 400 m und - 21 500 m,

sowie in den Planquadraten - 4 700 m und - 4 800 m und- 21 500 m

und - 21 600 m, und - 21 600 m / - 21 700 m Tagebau (Pinge) be-

trieben wurde, weil hier zu Tage ausstreichende Erzgänge verfolgt

wurden.

--------------

 

 

Neben den zuvor erwähnten Grubenbauen, waren an der Erdoberfläche

eine große Anzahl Werkanlagen errichtet, die mit ihren Kaminen dem

Friedrichssegener Tal ein besonderes, industrielles Aussehen verliehen.

Für Zwecke der Grube Friedrichssegen waren 12 freistehende Kamine

errichtet.

8 Kamine waren rechteckige und

4 Kamine waren Rundkamine.

Die Standorte waren:

1 Rundkamin beim Wasserkraftwerk an der Lahn ( 40 Meter hoch).

Heute betrieben durch die Main-Kraftwerke AG, Frankfurt/M-Höchst

2 Viereckige Kamine an der Aufbereitung Nr. III unterhalb Knoppsweiher

in der Nähe der Neuen Welt

(1 Kamin hiervon stand in Richtung Kölsch Loch rechts neben der

Aufbereitung III und

1 Kamin hiervon stand in Richtung Kölsch Loch links neben der Straße

und dem Erzbachlauf, Kaminreste sind heute noch zu sehen.)

1 viereckiger Kamin unterhalb der ehemaligen Gasfabrik an der Knopps-

Wiese (an der Försterderdell)

Die Übereste waren vollständig mit Haldenmaterial zugeschüttet. Diese

Kaminübereste wurden erst bei der erneuten Aufbereitung der Halden der

Grube Friedrichssegen in den Jahren 1952 bis 1957 freigelegt.

Diese Überreste wurden 1978 leider gänzlich beseitigt.

Dort, wo der beschriebene Kamin stand, waren nach bekann-

ten Plänen 2 Vorratstaschen (von je 100 Tonnen Fassungs-

vermögen) der Aufbereitung Nr. III angelegt,

in der ein Vorrat an Erzen eingelagert war, wenn aus der

Grube einmal nicht genügend Haufmaterial zur Verfügung

stand. Es konnte in solchen Fällen auf den Vorrat dieser

Vorratstaschen zurückgegriffen werden.

Dazu gehörte eine Trockenanlage, für die eine

Dampfmaschine erforderlich war.

Die Anlage wird in Katasterplänen aus der Grubenzeit als:

Schacht-Röstofen bezeichnet.

1 viereckiger Kamin in der Gasfabrik an der Knopps-Wiese (Försterdell)

gelegen

1 viereckiger Kamin in der Aufbereitung II am Glückmanns-Krämers -Häus-

chen gelegen

1 viereckiger Kamin rechts unterhalb des Weihers im Kölsch Loch,

rechts neben der Straße in Richtung Kölsch Loch

Kaminreste sind noch zu sehen.

1 Rundkamin links, unterhalb des Weihers im Kölsch Loch

(Vorhandenen Bildern nach zu urteilen, muß er der größte Kamin der

Grube Friedrichssegen gewesen sein.)

2 viereckige Kamine, jeweils am Standort der zwei Scheidhäuser

im Kölsch Loch

1 Viereckiger Kamin am Hauptmaschinenschacht - Tagschacht -

(Kaminreste sind am alten Sportplatz an der linken oberen Ecke

noch zu sehen)

1 Rundkamin am Hauptmaschinenschacht - Tagschacht.

Von den 12 erwähnten Kaminen sind 8 auf alten Bildern aus der Gruben-

zeit zu sehen.

Es sind dies:

der Kamin am Kraftwerk an der Lahn,

Der Kamin in der Aufbereitung II am Glückmanns-Krämers-.Häuschen,

die 4 Kamine im Kölsch Loch

und die

2 Kamine am Hauptmaschinenschacht - Tagschacht -.

Der Rundkamin des Kraftwerkes an der Lahn ist als einziger noch

erhalten.

Im Tonwerk, welches ja auch von der Bergwerks-AG Friedrichssegen

gebaut wurde, standen 4 Rundkamine, von denen heute noch 2 zu

sehen sind.

- - - -

In der Grube Friedrichssegen wurden in den angeführten Grubenbauen

zuletzt 3 Erzgänge gebaut.

Hauptgang, liegender Gang und Neuhoffnungsgang.

Die Gänge setzen auf dem Südostflügel des Erzsattels auf und liegen

zwischen zwei streichenden Aufschiebungen. Die nordwestliche Aufschie-

bung dürfte dem Hauptbesteg, die südöstliche der Kloppaufschiebung

entsprechen.

Das durchschnittliche Streichen des Hauptganges betrug 165 - 170 Grad,

sein Einfallen 70 - 80 Grad. Durch NE bis O-W streichende Seitenverschie-

bungen wurde der Gang in einzelne Teile zerlegt, die als Mittel bezeichnet

wurden. Am Hauptgang waren 1912 26 (1861 18, 1864 23) solcher Mittel bekannt geworden. Die Mächtigkeit dieser Mittel schwankt zwischen wenigen Zentimetern bis maximal 20 m. Durch bedeutende Mächtigkeit sollen sich vor allem die "Mittel" 18, 20 und 22 ausgezeichnet haben.

Der liegende Gang wurde von der Peter-Stollen-Sohle bis zur IX. Tiefbausohle

gebaut. Auf der X. und XI. Tiefbausohle wurde der Gang zwar ausgerichtet,

wurde aber auf beiden Sohlen unbauwürdig vorgefunden. Der Gang bestand

hier im wesentlichen aus Eisenspat, der mit Quarz wechesellagerte.

Der Neuhoffnungsgang der Grube Friedrichssegen war als bauwürdiger Gang

erst von der VI. Tiefbausohle an bekannt und wurde bis zur XIV. Tiefbausohle abgebaut.

So steht es in älteren Unterlagen geschrieben.

Seit der Befahrung der Grube Friedrichssegen am 17. Januar 1908

durch die Herren Hilt und Berghauptmann Vogel ist jedoch bekannt,

daß sich der Neuhoffnungsgang bis über die IV. Tiefbausohle ausdehnte.

Südlich vom Friedrichssegener Tal sind durch den Moritz-Stollen, die

Bärnskopfer Gänge angefahren. Die Gänge sind schmal und führen

nur stellenweise einige Zentimeter Zinkblende und Bleiglanz.

Abbau hat auf diesen Gängen nicht stattgefunden.

Wenn man die Haufwerksförderung von 1884 bis 1911 der durch Interpolation

ermittelten Konzentratproduktion von ca. 130 000 t gegenüberstellt und auf die

Konzentraterzeugung von 1854 - 1883 von ca. 70 000 t umrechnet, ergibt

sich für diesen Zeitraum eine Haufwerksförderungvon ca. 425 000 t. Dies

würde bedeuten, daß die Gesamthaufwerksförderung von 1854 bis 1911

ca. 1,25 Mio t betragen haben dürfte. Auch diese Zahl ist mit einer gewissen

Skepsis zu betrachten, da auch Eisenspatkonzentrate erzeugt und verkauft

wurden, die in den vorgenannten Zahlen nicht enthalten sind.

So mag die Haufwerksproduktion der Grube Friedrichssegen auch höher ge-

wesen sein als 1,25 Mio t. Eine andere geschätzte Zahl von 1,8 Mio t ist si-

cherlich zu hoch ausgefallen. Sie hat allenfalls unter Einschluß des Uraltberg-

baus, der bis zur Teufe 270 m umgegangen ist, ihre Berechtigung.

Aus dem Produktionsdiagramm geht auch hervor, daß das Verhältnis der

Konzentrate zueinander sich im Laufe der Zeit stark geändert hat. Während

bis etwa 1886 die Bleiglanzproduktion höher war als die Blendeerzeugung,

sind beide Produkte bis 1895 etwa gleich stark vertreten. Von diesem Jahr

an geht aber die Bleiglanzerzeugung stark zurück, ein Beweis für die bei der

Lagerstätte Friedrichssegen wie bei vielen anderen Ganglagerstätten zu beob-

achtende Abnahme der Bleiglanzmineralisation an der Gangausfüllung mit zu-

nehmender Tiefe (Stockwerksbildung). Dies deutet vielfach auf stärkere Ver-

rauhung zur Teufe hin, sodaß auch von daher kaum eine Hoffnung auf eine Fortsetzung der Vererzung und der tiefsten abgebauten Sohle besteht.

Die Untertagebelegschaft der Grube schwankte in dem Zeitraum von 1884

bis 1911 erheblich zwischen Spitzenbeträgen von 222 angelegten Arbeitern

in 1887 und 52 in 1898. Der Durchschnitt betrug 165 Mann Untertage, zu de-nen ca. 120 Mann Übertage gerechnet werden können, insgesamt also ca.

285 Arbeiter.

Die Bergwerks-Aktiengesellschaft Friedrichssegen beschäftigte in den letzen

13 Jahren ihres bestehens folgende Mitarbeiter im Jahresdurchschnitt:

Jahr Gesamt- davon davon Von den Arbeitern

zahl unter über ernährte Angehörige

===========================================

1901 205 176 129 721

1902 304 164 140 695

1903 313 175 138 743

1904 358 201 157 761

1905 344 197 147 760

1906 355 206 149 685

1907 347 205 142 738

1908 281 146 135 641

1909 271 184 87 660

1910 275 152 123 605

1911 186 109 77 468

1912 79 35 44 -

1913 13 - 13 -

======================================

Daraus errechnen sich für die angegebenen Jahre rund 249 Arbeiter im

Jahresdurchschnitt.

Für die drei letzten Jahre der Betriebszeit der Grube Friedrichssegen sind

die Krankenstände der Mitarbeiter bekannt:

==========================================

Jahr Erkrankungen von Arbeitern von Arbeitern

Gesamtzahl unter Tage über Tage

==========================================

1910 503 185 318

1911 409 160 249

1912 228 83 145

==========================================

Es ist interessant festzustellen, daß die Bergleute unter Tage weniger er-

krankten als ihre Kollegen über Tage.

- - - -

Der genaue Grund der Betriebseinstellung ist aus vorhandenen Unterlagen

nicht zu ersehen. Es existiert ein Gutachten eines Herrn Dr. Köhler aus dem

Jahre 1912 . Demgemäß müssen in diesem Jahr noch Untersuchungsarbei-

ten gemacht worden sein, die nach Ansicht des Gutachters erfolgversprechend

waren. Er schließt daraus, daß die "beschlossene Einstellung der Grube ledig-

lich aus Geldmangel und nicht etwa deshalb erfolgt, weil alle Möglichkeiten

erschöpft sind, um bauwürdige neue Aufschlüsse zu machen."

Diese Behauptung erhält gewicht durch die im Grundbuch der Bergwerke eingetragenen erheblichen Hypotheken und Belastungen, deren letzte erst

im Jahre 1919 gelöscht wurde.

Andererseits scheinen nennenswerte Vorräte nicht mehr vorhanden gewesen

sein, wenn man die Zukunft der Grube Friedrichssegen alleine in einigen Un-

tersuchungen sieht.

Es wird, wie so oft, mehrere sich überschneidende bzw ergänzende Gründe

für den Stillegungsbeschluß gegeben haben; nicht zuletzt schrumpfende Erzvorräte und die der Beurteilung der Bauwürdigkeit sehr hinderliche, starke

Zerstückelung der Erzgänge dieses Typs durch Störungen.

- - - -

Die Grube Friedrichssegen war und ist in Fachkreisen nicht nur wegen ihrer

auf sehr hohem Niveau befindlichen Aufbereitungsverfahren und -anlagen,

sondern auch vor allem wegen der Vielfalt an verschiedenartig vorkommen-

den Mineralen sehr bekannt. Bleiphosphate und Pyromorphite von Friedrichs-

segen sind in jedem naturwissenschaftlichen Museum vertreten.

Die Mineralisation der Gangspalten der Friedrichssegener Gänge,

wurden im Lauf der verschiedenen tektonischen Phasen der varistitischen

Orogenese wiederholt aufgerissen und durch hydrothermale Lösungen aus-

gefüllt. So besteht die Gangfüllung aus altersmäßig unterschiedlichen Mine-

ralen. Diese sind in der Nähe der Erdoberfläche durch Oberflächenwässer

und entlang junger tiefreichender Spalten, auch durch kohlensäurehaltige

Tiefenwässer oxidiert worden.

Die Gänge der Grube Friedrichssegen haben aus diesem Grunde eine

Oxydkappe, ohne jedoch eine Zementationszone auszubilden. Übertägige

Quarzrippen kennzeichnen den zu Tage austretenden Gangbereich, der

in die unterschiedlich tiefreichende Oxydzone übergeht. Letztere besteht

aus Quarzgittern und Quarzstreifen mit eingelagerten, feinkörnigem Erz-

und Eisenoxyd, sowie hydroxydhaltigem Material. Der an der Gangmasse

stark beteiligte Spateisenstein ist hier in Brauneisenstein umgewandelt

worden. Die ehemals vorhandene Zinkblende wurde ausgelaugt; der größ-

te Teil des widerstandsfähigeren Bleiglanzes blieb dagegen erhalten.

Der Bleiglanz ist daher schon größtenteils in einer früheren Abbauperiode

- wahrscheinlich uraltbergbau - gewonnen worden, was aus dem Längen-

profil bis zu der maximalen Teufe von 270 m abzulesen ist. Als Hauptmetall-

träger traten neben Bleiglanz in der Oxydzone hauptsächlich Pyromorphit

in Form von Grün-, Braun- und Schwarzbleierz und, wenn idiomorph aus-

kristallisiert, als sogenannte Emser Tönnchen auf.

Weitere Minerale sind Cerrusit, Mimetesit, Malachit und Azurit, sowie

recht selten, gediegen Kupfer und Silber.

Im darunterliegenden Sulfidbereich tritt als älteste Gangfüllung Spateisen-

stein auf. Er sieht gelbbraun bis hellgelblich aus und ist mittel- bis grobkörnig

ausgebildet. Er ist durch die jüngere Zinkblende teilweise verdrängt worden

und bildet mitunter die gesamte Gangfüllung oder liegt als Bindemittel einer

Zinkblende - Siderit - Brecci vor.

Nach der Zinkblende folgt eine erneute Quarzmineralisation und den Abschluß

der Hauptvererzung bildet der Bleiglanz. Er verdrängt seinerseits teilweise

die Zinkblende, dringt auch in das Nebengestein ein und folgt den neuen

Klüften im Gangbereich und Nebengestein. Er ist meist feinkristallin aus-

gebildet. Der Kupferkies tritt mit dem Bleiglanz auf und bildet in ihm Linsen

und Streifen.

In unterschiedlicher Tiefe der Grube Friedrichssegen verrauhen die Blei- Zink-

erzgänge und gehen in eine Quarz-Eisenspatzone über, die nicht weiter aufgeschlossen wurde.

Sekundäre Umlagerungen in den Gängen betreffen den Bleiglanz und die

Zinkblende. Hier ist besonders die Honigblende zu nennen, die eine auf

Klüften ausgeschiedene Mineralisation ohne wirtschaftliche Bedeutung

darstellt.

Noch heute sind Mineralen aus der Grube Friedrichssegen sehr begehrt.

Daß dem so ist, geht aus einem Bericht vom 30. August 1984 hervor:

Mineralien jetzt nicht mehr umsonst

Halde in Friedrichssegen ist Ziel vieler Sammler

Lahnstein. Zur Kasse gebeten werden jetzt die Mineraliensammler auf der

Halde der ehemaligen Blei-Zinkgrube in Friedrichssegen bei Lahnstein.

Ausgelöst wurde diese vom Besitzer getroffene Entscheidung vermutlich

durch das kommerzielle Sammeln einiger instinktloser Profitsammler, die

teilweise ihre dort gefundenen Stücke zu horrenden Preisen auf Mineralien-

börsen verkaufen.

Veröffentlicht wurde diese nicht unerwartete Nachricht in einer Mineralien-

fachzeitschrift, die in der ganzen Welt vertrieben wird.

Die Halde dieser Grube ist eine bekannte klassische Fundstelle für Sammler

aus dem In- und Ausland. Nicht selten trifft man dort Holländer, Belgier, Fran-

zosen, Östereicher, Schweizer sowie Sammler aus dem gesamten Bundes-

gebiet.

Zu finden sind dort nach Expertenschätzungen über 100 verschiedene Mineralien, meist Sekundärbildungen, die im Mokrobereich liegen. Angefangen vom leuchtend roten Cupriten, intensiv grünem Brochantit und Malachit, durchscheinendem Cerusit, azurblauem Linarit und Azurit, feinnadeligem Serperit, honiggelben und rubinroten Zinkblendekristallen, schwarzglänzendem Coronandit und transparentem Gips bis hin zu den weltberühmten braunen und grünen Pyromorphiten. Letztere - sind je nach Ausbildung - als "Emser Tönnchen" - bei Mineralogen und Sammlern in der ganzen Welt geschätzt.

Dem Vorschlag, den ein Mineraliensammler aus Singhofen an den Kreis ge-

richtet hatte, die Halde vom Besitzer anzupachten und so für Touristen und

Sammler eine zusätzliche Fremdenverkehrsattraktion zu schaffen, ist man

unverständlicherweise nicht nachgekommen.

Halden ehemaliger Bergwerke werden in ganz Deutschland und dem benach-

barten Ausland längst nicht alle rekultiviert, sondern werden für Sammler, Uni-

versitäten und nicht zuletzt für wissenschaftliche mineralogische Forschungszwecke erhalten.

In dieser Beziehung hat man im einst großen Bergbaugebiet des Rhein-Lahn-Kreises etwas versäumt.

Bleibt zu hoffen, daß diese als bergbauhistorisch zu bezeichnende Grube

Friedrichssegen weiterhin zum Mineraliensammeln begehbar sein wird.

Diesen Bericht kann man durch die nachfolgende Aufzählung der bereits

wissenschaftlich untersuchten Mineralenfunde ergänzen:

 

Die Minerale der Grube Frierichssegen

Gangerzen und Erze

 

Silberamalgan (Kongsergit, Landsbergit) (Ag,Hg)

Chalkosin Cu2S

Zinkblende (Zn,Fe)S

Kupferkies CuFeS2

Fahlerz, Tennantit Cu3(As,Sb)S3,25

Bleiglanz Pbs

Linneit Co3S4

Pyrit FeS2

Gersdorffit NiAsS

Bournonit PbCuSbS3

Hydrohämatit, Hämatit Fe2O3+-H2O, Fe2O3

Quarz SiO2

 

Supergene oder sekundäre Bildungen

Während die ursprünglich gebildeten Erze und Gangarten als die primären Minerale bezeichnet

werden, versteht man unter den sekundären oder auch supergenen Phasen diejenigen Verbin-

dungen, die durch die Einwirkung von atmosphärischen Einflüssen wie O2, CO2 und H2O durch

Oxidation und/oder Reduktion aus den Primärphasen entstehen. Sie werden vom Bergmann gern

auch als Hutminerale bezeichnet, weil sie überwiegend im oberen Teil der Erzgänge also im Hut

auftreten. Im Emser Gangrevier war dieser Teil der Lagerstätte besonders gut auf den Gängen

der Gruben Bergmannstrost (Nievern) und Friedrichssegen ausgebildet.

Gerade auf der Grube Friedrichssegen reicht die Umbildungszone von der Tagesoberfläche bis

in eine Teufe von 700 (!) m. Daher kommt sicherlich auch die Feststellung, daß die Grube Fried-

richssegen von allen Emser-Gang-Gruben die meisten Hut-Mineralen hat.

Sieht man einmal von dem seltenen Vorkommen zweier unabhänig von einander auftretenden

Umbildungszonen der Lagerstätten in Tsumeb/Nabibia ab, so sind 700 m durchgängige Verwit-

terungszone in einem Erzgang in unseren Breitengraden etwas Spektakuläres. Nicht umsonst

sind die wunderschönen Pyromorphit- und Cerussitstufen von Bad Ems weltberühmt und hoch-

geschätzt. Neben dem Halden- und ehemaligen unter Tage-Material wurden auch einige Schlacken-

stücke auf reliktischem und Sekundärmaterial untersucht.

 

Kupfer Cu

Silber Ag

Gold Au

Quecksilber Hg

Schwefel a - S

Akanthit (Silberlanz) Ag2S

Zinnober HgS

Covellin CuS

Embolit Ag(Br,CI)

Jodargyrit AgJ

Cuprit Cu2O

Tenorit CuO

Chalkophanit ZnMn3O7.3H2O

Aragonit CaCO3

Siderit FeCO3

Cerussit PbCO3

Azurit Cu3[OH|CO3]2

Malachit Cu2[(OH)2|CO3]

Rosasit (Cu,ZN)2[(0H)2|CO3]

Hydrozinkit (Zinkblüte) Zn5[(OH)3|CO3]2

Aurichalkit (Zn,Cu)5[(OH)3|CO3]2

Hydrocerussit Pb3[OH|CO3]2

Leadhillit (monoklin),Susannit (trigonal), Pb4[,OH)2|SO4|(CO3)2]

Holdawit Mn3[(OH,CI)4|CO3]

Reevesit Ni6Fe2[(OH)16|CO3].4H2O

Linarit PbCu[(OH)2|SO4]

Hidalgoit PbAl3[(OH)6|AsO4|SO4]

Corkit PbFe3[(OH)6|PO4|SO4]

Elyit Pb4CU[(OH)8|SO4]

Morenosit ß - NiSO4.7H2O

Posnjakit Cu4[(OH)6|SO4].H2O

Wroewolfeit Cu4[(OH)6|SO4].2H20

Glaukokerinit (Zn,Cu)10AI4[(OH)30|SO4].2H2O

Devillin CaCu4[(OH)3|SO4]2.3H2O

Schulenbergit (Cu,Zn)[(OH)10|(CO3,SO4)2].3H2O

Ramsbeckit (Cu,Zn)15[(OH)11|(SO4)2]2.6H2O

Pyromorphit Pb5[CI|(PO4)3]

Hopeit Zn3[PO4]2.4H2O

Köttigit Zn3[AsO4]2.8H2O

Erythrin Co3[AsO4]2.8H2O

Hörnesit Mg3[AsO4]2.8H2O

Den Bekanntheitsgrad der Grube Friedrichsegen kann man auch in zahlreichen Veröffentlichungen über dieselbe entnehmen:

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Autor Jahr der Ver- Titel

öffentlichung

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J.D. Engels 1808 Über den Bergbau der Alten in den Ländern

des Rheins, der Lahn und der Sieg

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J.J. Noeggerath 1847 Imprägnation von Erzen im Nebengestein me-

tallischer Gänge, Kölnische Löcher an der

Lahn, (Kölnische Zeitung Nr. 360 vom 25.12.

1847 1. Beilage)

_________________________________________________________

Autor Jahr der Ver- Titel

öffentlichung

-------------------------------------------------------------------------------------------------------

Fr.Wenkenbach 1861 Beschreibung der im Herzogthum Nassau an

der unteren Lahn und am Rhein aufsetzen-

den Erzgängen.

-------------------------------------------------------------------------------------------------------

F.Sandberger 1864 Amalgan von der Grube Friedrichssegen

bei Oberlahnstein.

-------------------------------------------------------------------------------------------------------

R. Drahme 1867 Braunbleierzkrystalle von der Grube

Friedrichssegen bei Oberlahnstein

-------------------------------------------------------------------------------------------------------

H. Heymann 1868 Über Pyromorphit mit Umhüllungspseudomor-

phosen von Brauneisenstein nach Weisblei-

erz von Friedrichssegen bei Braubach

-------------------------------------------------------------------------------------------------------

G. Seligmann 1876 Über das Erzvorkommen auf der Grube

Friedrichssegen bei Oberlahnstein

Beschreibung der auf der Grube Fried-

richssegen vorkommenden Mineralien

------------------------------------------------------------------------------------------------------

B. Kosmann 1877 Pseudomorphose von Eisenoxydhydrat

nach Weißbleierz von Friedrichssegen

------------------------------------------------------------------------------------------------------

G. Seligmann 1878 Neue Krystallformen am Weißbleierz von

der Grube Friedrichssegen bei

Oberlahnstein

-----------------------------------------------------------------------------------------------------

H. v. Dechen 1883 Silberamalgan von der Grube

Friedrichssegen bei Oberlahnstein

-------------------------------------------------------------------------------------------------------

Unbekannt 1884 Elektromagnetische Aufbereitung der

Grube Friedrichssegen (Zeitschrift des

Vereins deutscher Ingenieure Jahrgang

1884 Seite 463)

-------------------------------------------------------------------------------------------------------

A. Heberle 1891 Die elektromagnetische Aufbereitung der

Grube Friedrichssegen bei Oberlahnstein

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G.Schnorrer-Köhler 1990 Die Minerale des Emser Gangzuges

------------------------------------------------------------------------------------------------------

In diesem Zusammenhang dürften die Hinweise auf die Lage der Grube

Friedrichssegen von Interesse sein:

 

sie reichen von Friedrichssegen bei Oberlahnstein

bis Friedrichssegen bei Braubach am Rhein aber auch

von Friedrichssegen bei Ems.

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Seit dem Übergang der Grube Friedrichssegen auf das Bankhaus Zielenziger, Berlin, im Januar 1900 sind erfreulich viele bauliche Veränderungen vorgenommen worden, wie aus Bauanträgen an die Stadt Oberlahnstein zu entnehmen ist.

Folgende Neu- und Umbauten wurden vorgenommen:

11. Oktober 1900 Herrichten eines Arbeiteraufenthaltsraumes am

Pochwerk

10. Januar 1901 Errichtung eins Schuppens für den Hauptantrieb

der neuen Aufbereitung und dreier Aborte für Arbeiter

10. April 1901 Bauliche Veränderungen im Casino-Gebäude;Ver-

größerung der Gasträume (auf 157 Sitzplätze)

03. Mai 1901 Umbau eines Gebäudes auf dem Ahler Hofgut

17. August 1901 Anlage eines Dampfkessels im Pochwerk

23. Mai 1903 Bau einer Grubenbahnbrücke über die Straße von

Ahl nach dem Tagschacht an der Neuen Kaserne

09. Juni 1903 Anlage eines Versammlungsraumes

26. Juni 1903 Umbau der Aufbereitung (Walzwerk)

22. September 1903 Umbauarbeiten im Direktoren-Haus

13. Oktober 1904 Neubau Förderanlage Schacht Providence

14. Juni 1905 Errichtung von Aborten im Büro-Gebäude und

Beamtenwohnung

20. September 1905 Neuer Antrag zur Errichtung der Grubenbahn-Brücke

an der Neuen Kaserne

25. September 1905 Errichtung von 2 russischen Kaminen in der Hand-

scheidung

17. Februar 1906 Errichtung eines Badehauses und einer Schmiede

28. Juni 1906 Treppe in der Aufbereitungsanlage aus Beton

einbauen (Vorarbeiten für Neue Kaserne)

07. Juli 1906 Verschiedene bauliche Veränderungen an Arbeiter-

Kasernen und Bau einer Remise

27. November 1906 Umbau eines Gebäudes zu einem Büro und

Werkstattgebäude

30, November 1906 Bau einer Kegelbahn am Casino im Kölsch Loch

03. Dezember 1906 Umbau einer Aufbereitungsanlage zu einer Arbeiter-

Kaserne (daraus wird die Neue Kaserne)

06. Mai 1910 Errichtung eines Kamines mit Fuß auf dem Ahler

Hofgut

 

Als letzte große Baumaßnahme errichtete die Grube Friedrichssegen in den

Jahren 1906/1907 ein Wasserkraftwerk an der Lahn bei Ahl.

Dazu schrieb das Lahnsteiner Tageblatt am 13. September 1906:

Die Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen läßt zur weiteren Nutzbar-

machung der Wasserkraft der Ahlerhütte umfassende Veränderungen und

Neuanlagen vornehmen.

Die Ausführung des gesamten Projekts ist den Felten- und Guilleaume-Lah-

meyerwerken, Aktiengesellschaft in Frankfurt am Main, übertragen worden,

die ihrerseits die sehr bedeutenden Bauarbeiten durch die Herren Gebr.

Baltzer, Diez a. d. Lahn, ausführen lassen.

Für die Bewältigung der Erdarbeiten trafen heute kroatische Arbeiter (ca. 50

Mann) auf Ahl ein, woselbst in dem Hüttengebäude Schlafstellen und Kantine

eingerichtet werden. Der Kantinenbetrieb wird von dem Pächter der Ahlerhof-

Wirtschaft, Herrn Mösch, übernommen.

Im Oktober wurden durch eine Anzeige im Lahnsteiner Tageblatt weitere:

40 - 50 tüchtige

Erdarbeiter

gegen guten Lohn gesucht.

Bau Elektrizitätswerke

Friedrichssegen a./L

Hier betrieb man nach Fertigstellung auch noch eine inzwischen demontierte Dampfturbine.

An die Existenz dieser Kesselanlage erinnert noch heute der hohe

Backsteinschornstein, der im Südosten des Kesselhauses steht.

Das Lahnsteiner Tageblatt bringt am 27. Februar 1912 unter anderem eine

kurze Notiz:

Wie verlautet, ist das hiesige Elektrizitätswerk durch Kauf in anderen

Besitz übergegangen.

Das Lahnsteiner Tageblatt berichtet über die Lage des Friedrichssegener

Elektrizitätswerkes wie folgt:

In unsere Briefkasten-Rubrik war gestern eine Nachricht über das Elektri-

zitätswerk Friedrichssegen gelangt, die aber trotz Information doch falsch war,

denn das auf Oberlahnsteiner Seite stehende Werk steht doch auf Niederlahn-

steiner Boden.

Niederlahnstein hat nämlich bei Ahl noch eine kleine Gerechtigkeit auf der

linken Lahnseite und gerade darauf ist das neue Werk gebaut.

(Ausgabe 181 vom 7. August 1912, Seite 3)

Dieses Wasserkraftwerk wird heute von der Lahn-Kraftwerke AG,

Frankfurt-Höchst, ferngesteuert, betrieben.

Es befindet sich in gutem Zustand und ist in den Jahren 1936 und 1972/1973 umgebaut und renoviert worden.

Das hübsche, ansprechende zT verputzte Backsteingebäude ist auf

massiven Stahlfundamenten an einem etwa 500 m langen Oberwasser-

kanal angelegt. Noch heute trägt es neben der Jahreszahl 1907 die bergmännischen Insignien "Hammer und Schlägel" als Zeichen seiner

Herkunft.

Dieses ehemalige Grubenkraftwerk ist der einzige Teil des Bergwerks

Friedrichssegen, der relativ unverändert durch die Zeitläufe gekommen ist.

Es ist sehr zu begrüßen, daß die Betreiberin des Kraftwerkes, das jährlich

ca. 5 Mio KWh ins Netz liefert, die Bausubstanz in so gutem Zustand hält

und die Renovierung in schonender, die bestehenden Formen erhaltender

Weise, durchgeführt hat.

Das Kraftwerk gehört heute zu den guten Beispielen eines technischen

Denkmals von regionaler Bedeutung.

Wie wir von der Main-Kraftwerke-AG am 14. August 1995 erfahren haben,

ist geplant während des Winters 1995/1996 ein Live-Museum in dem Kraft-

werk einzurichten. Dabei soll dann auch die alte Turbine ausgebaut und auf-

bewahrt werden. Ein löbliches Tun.

000 ooo 000

Bezeichnent für die gesamte Situation in Friedrichssegen ist auch eine

Niederschrift einer Orts- und Schulbesichtigung vom 10. Dezember 1909.

Unter dem 20. 01. 1910 berichtet der Kreisarzt des Kreises St. Goars-

hausen folgendes:

Bei der am 10. Dezember 1909 in Friedrichssegen stattgehabten Orts- und

Schulbesichtigung sind nachstehende Übelstände, die im allgemeinen gesundheitlichen Interesse einer baldigen Beseitigung bedürfen, vorgefunden

worden:

Im Ort: 1. Auf den meisten Höfen fehlen die Jauchegruben, dieselben sollen,

wo erforderlich, angelegt werden.

Ordnung und Reinlichkeit lassen auf einzelnen Höfen zu wünschen

übrig.

2. Ein Teil der Verkehrswege befindet sich in einem unsauberen

und schmutzigen Zustande, dieselben müssen instandgesetzt

und gehalten werden.

3. Die flüssigen Abgänge der Wäsche müssen genügend geklärt

werden, ehe sie in die Lahn gelangen.

4. Die Brunnenkammer der im Oberdorf gelegenen Wasserleitung

ist defekt und schlecht bedeckt, sodaß Tageswasser in dieselbe

gelangen kann; hier muß umgehend für Abhülfe gesorgt werden.

Die im Unterdorf gelegene Wasserleitung, deren Wasserentnahme-

stelle, weil unzugänglich, nicht kontrolliert werden kann, soll zeit-

weise trübes Wasser führen. Es muß daher irgend ein Defekt in der

Leitung sein, den man feststellen und abändern muß.

Eine bakteriologische Untersuchung beider Leitungen muß von

Zeit zu Zeit stattfinden, und ist jetzt in die Wege zu leiten.

Der zum Tonwerk gehörige Brunnen ist besser abzudecken.

In der Schule:

6. Die alten schlechten Schulbänke sind nach und nach durch andere

zu ersetzen.

St. Goarshausen, 20. 1. 10

Der Kreisarzt gez. Unterschrift

 

Der Magistrat der Stadt Oberlahnstein schreibt dazu unter dem 12. Februar

1910 (Tagebuch Nr. 1131) an den Königlichen Landrat in St. Goarshausen:

Unter Rücksendung des Protocolls des Herrn Kreisarztes über die gesundheit-

lichen Verhältnisse in der Grubenkolonie Friedrichssegen, übergeben wir

gleichzeitig Abschrift einer Erklärung der zur Straßen= pp. Unterhaltung uns

gegenüber verpflichteten Grubenkolonie Friedrichssegen und berichten zu pos. 3. Es handelt sich offenbar um Ableitung des zur Erzwäsche verwendeten

Wassers; dasselbe enthält nur Lehm und dergl. unschädliche Substanzen und

bitten wir von der Auflage der Klärung Abstand zu nehmen.

Zu Nr. 4 sind wir schon lange mit der Medicinal-Untersuchungsstelle in Wies-

baden in Verbindung getreten, die Wasseruntersuchung wird in der aller-

nächsten Zeit stattfinden.

gez. Schütz

Die vom Magistrat erwähnte Erklärung der Bergbau-Aktiengesellschaft

Friedrichssegen vom 8. Februar 1910 lautet:

An den verehrl. Magistrat zu

Oberlahnstein

*****************

Auf Ihr gefälliges Schreiben vom 5. or. Tageb.=Nr. 801 teilen wir folgendes mit:

Im Ort: 1. Mit Ausnahme vom Hauptschacht, wo noch das Tonnensystem in

Anwendung ist, sind überall Jauchegruben. Für Reinlichkeit wird ge-

sorgt werden.

2. Während einer Regenperiode, wie sie zur Zeit der Besichtigung

herrschte, sind die Wege überall aufgeweigt und schmutzig.

Wir haben jedoch schon lange mit der Beschotterung schlechter

Stellen begonnen und werden selbige fortsetzen.

3. Möchten bei dieser Gelegenheit anfragen, ob der Herr Kreisarzt

hier zuständig ist. U.E. nur die Bergbehörde.

4. Es handelt sich hier um den Verputz im Inneren des Einsteigloches

zur Kammer und um einen neuen Deckel. Sobald kein Frost mehr

eintritt wird diese Sache erledigt, ebenfalls die übrigen Anstände.

Was die Untersuchung des Wassers anbelangt, so beziehen wir

uns auf Ihr gefl. Schreiben vom 3. November vo. Js. Tageb.=Nr:

9434, worauf uns bislang noch keine Geräte zur Wasserentnahme

seitens der Medicinal-Untersuchungsstelle zugegangen sind.

6. Die Schulbänke sind zwar alt, aber noch in brauchbarem Zustande.

Bergbau-Aktiengesellschaft

Friedrichssegen

gez.: Leuschner

Es wird anscheinend im Grubengebiet nur noch das Notwendigste, und das auch nur noch nach Aufforderung, erledigt.

Das Trinkwasser wurde alsbald untersucht und in Ordnung befunden.

Aus den Jahren 1911, 1912 und 1913 finden wir in der Presse immer wieder Hinweise auf das bevorstehende Ende der Grubenherrlichkeit in unserem Bergbaudorf Friedrichssegen.

Im Jahr 1911 werden als Mitglieder der Geschäftsleitung folgende Herren

neben Direktor Leuschner genannt:

Assessor Hintze, Assessor Haße, Geheimrat Köhler.

Aber auch dieses anscheinend hochkarätige Trio konnte den Konkurs

nicht mehr abwenden.

Zur Standortsicherung der Grube Gute Hoffnung bei Werlau am Rhein

hat die Bergbau-AG Friedrichssegen in deren Raum Bergwerksverlei-

hungen beantragt.

Das Lahnsteiner Tageblatt berichtet in seiner Nr. 150 vom 4. Jul 1911:

Bergwerksverleihung

Bergbau-Akt.-Ges. Friedrichssegen a. d. Lahn.

Aus Bonn, 30. Juni 1911, wird der "Frkf.Ztg" geschrieben:

Das Oberbergamt Bonn hat der Bergbau-Akt.-Ges. Friedrichssegen

(Lahn) unter dem Namen Herkules I. das Bergwerkseigentum in den

Gemeinden St. Goar, Utzenhein, Badenhard und Niederburg im Kreis

St. Goar belegenen Felde, das einen Flächeninhalt von 2 199 729

Quadratmeter hat, unter dem Namen "Herkules II.", das Bergwerks-

eigentum in den Gemeinden Utzenheim, St. Goar und Badenhard,

im Kreis St. Goar belegenene Felde, das einen Flächeninhalt von

2 199 000 Quadratmeter hat, unter dem Namen "Edle Rose", das

Bergwerkseigentum in den Gemeinden Niedert, Mühlschad, Hausbay

und Bickenbach im Kreise St. Goar belegenen Felde, das einen

Flächeninhalt von 2 199 949 Quadratmeter hat, unter dem Namen

"Karlsglück", das Bergwerkseigentum in den Gemeinden Beltheim

und Gödenroth im Kreise Simmern, das einen Flächeninhalt von

2 199 382 Quadratmeter hat und unter dem Namen "Neu Hoffnung 4"

das Bergwerkseigentum in den Gemeinden Sevenich und Frankweiler

im Kreise Simmern und Bickenbach im Kreise St. Goar, das einen

Flächeninhalt von 2 199 000 Quadratmeter hat, zur Gewinnung der im Felde

vorkommenden Blei- und Zinkerze verliehen.

- - - -

Aus dem Jahresbericht der Handelskammer Limburg a. d. Lahn kann man

entnehmen, daß die Erzförderung von 1909 auf 1910 rückläufig war.

Die Erzeugung der Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen betrug:

1910 1909

394 213 Kg Blei 229 789 Kg Blei

2 079 585 Kg Zink 2 631 253 Kg Zink

2 501 110 Kg Spath 2 803 260 Kg Spath.

Der Frankfurter Zeitung hat das Lahnsteiner Tageblatt die folgende Nachricht

entnommen:

1. August 1911

Bei der Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen ergibt sich nach der "Frkft. Ztg." für das am 31. März 1911 abgelaufene Geschäftsjahr auf der

Grube Werlau ein Bruttogewinn von 220 000 Mk., während auf der Grube

Friedrichssegen ein Verlust von rund 150 000 Mk. eintrat, sodaß die Gesell-

schaft einen Brutogewinn von nur 70 000 Mk aufweist und somit die Abschrei-

bung nicht voll verdient hat.

Indessen stehen auf dem Sanierungsgewinn nach Deckung der Unterbilanz

noch etwa eine halbe Million Mark zur Verfügung, welcher Betrag, vermutlich für die Abschreibungen sowie für außerordentliche Abschreibungen und

Rückstellungen verwendet wird, sodaß eine neue Unterbilanz entsteht.

Unter dem 28. 9. 1911 wird im Lahnsteiner Tageblatt dann der Geschäfts-

bericht für das Geschäftsjahr 1910/1911 abgedruckt:

Bergbau-A.G. Frierichssegen zu Friedrichssegen a. d. L.

Nach dem Geschäftsbericht erzielte die Gewerkschaft in dem am 31. März abgelaufenen Geschäftsjahr 1910/11 einen Rohgewinn von 394 193 Mk.

(290 070 Mark).

Demgegenüber belaufen sich die Unkosten, Zinsen usw auf 319 956 Mk. (388 894 Mk.), sodaß ein Betriebsgewinn von 75 086 Mk. (94 823 Mk. Verlust) ver-

bleibt.

Nach Abschreibung von 205 831 Mk. (191 882 Mk. Abschreibungen und 299 233 Mk. Betriebsverlust bei der Grube Laura) ergibt sich ein Verlust von

130 745 Mk. (i.V. unter Berrücksichtigung des 4 101 Mk. betragenden Ge-

winnvortrags vom Vorjahr 581 837 Mk. Verlust).

Dieser Verlust wird durch den Buchgewinn aus der im Jahre 1910 durchgeführten geldlichen Maßnahme im Betrag von 1 094 396 Mk. gedeckt,

sodaß hiernach ein Buchgewinn von 963 650 Mk. verbleibt.

Dieser soll folgende Verwendung finden: 581 837 Mk. zur Deckung der Unter-

bilanz aus 1909/10, 13 505 Mk. zur Abschreibung des Rests bei der Grube

Laura, 200 170 Mk. zu außergewöhnlichen Abschreibungen und 168 147 Mk für eine neu zu bildende Rücklage.

Das Aktienkapital beträgt nach der Durchführung dieser Umgestaltung

4 244 000 Mk..

Zu Bemerken ist, daß die von der Hauptversammlung vom 29. Juni 1910 bewilligte Begebung von 1 1/2 Millionen Mk. Schuldverschreibungen, welche durch weitere Ausgabe von Vorzugsaktien bis zum Gesamtbetrag von 3 Millionen Mk. zurückgezahlt werden sollen, bisher nicht erfolgt ist. -

Die Erzeugung der Gesellschaft betrug im Jahr 1910/11 :

1 522 213 Kg (1 322 906) Bleierze, 9 046 657 Kg (9 436 933) Zinkerze,

2 052 828 Kg ( 2 195 630) Spateisenstein, und 143 485 Kg (14 719) Kupfer-

erze.

Im Berichtsjahr erforderte die Abteilung Friedrichssegen einen Zuwachs von

92 930, 37 Mk., der sich um die Belastung von 73 661,14 Mk. für Zinsen usw auf 146 491,51 erhöht.

Die Abteilung Werlau arbeitete dagegen mit einem Betriebsgewinn von

296 176,02 Mk., der sich um die Belastungen von 74 598,26 Mk.für Zinsen usw auf 221 577,75 Mk. ermäßigt. -

Der Gewinn aus dem Vertriebe des Schwimmverfahrens (Schwimmaufbe-

reitung) war für das verflossene Jahr noch nicht zu erzielen und nicht auch für das neue Geschäftsjahr erst in der zweiten Hälfte zu erwarten.

Auch die Verarbeitung fremder Erze in der eigenen Anlage war nicht durch-

führbar, weil einerseits die Werke zu hohe Preise verlangten, andererseits

die Eisenbahnverwaltungen, trotz wiederholten Eingaben, den Ausnahmeta-

rif für diese minderwertigen, unfertige Erze bislang nicht gelten lassen wollen.,

 

Schon im Hinblick auf die am 31. 12. 1911 stattfindende, für die Grube Fried-

richssegen wichtige, Generalversammlung, wird für diese schon das Feld ent-

sprechend bestellt.

Hierzu ist folgender Bericht, den das Lahnsteiner Tageblatt dem Berliner

Tageblatt entnommen hat, von großer Bedeutung.

Bergbaugesellschaft Friedrichssegen, den 1. 12. 1911

Von beteiligter Stelle wird dem Berliner Tageblatt geschrieben:

Im letzten Jahresbericht der Gesellschaft gelangte in Übereinstimmung mit

früheren Jahresberichten zum Ausdruck, daß der Werlauer Grubenbesitz sich

in andauernd guter Entwicklung befinde und reichlich Überschüsse abwerfe,

während der Friedrichssegener Grubenbesitz infolge seiner Aufschließungs-

arbeiten den größten Teil dieser Überschüsse absorbiere.

In den Kreisen der Großaktionäre wird deshalb geltend gemacht, daß allein

der Werlauer Besitz auf Grund seiner gegenwärtigen Erträgnisse in der Lage

sei, das ganze Aktienkapital der Gesellschaft angemessen zu verzinsen, sodaß eine Abtrennung des Friedrichssegener Besitzes im Interesse einer

baldigen Dividendenverteilung schnellstmöglichst anzustreben sei.

Die Verwaltung der Gesellschaft beschäftigt sich im Verfolg dieser Anregungen gegenwärtig mit derartigen Erwägungen.

Die Friedrichssegener Abteilung verfügt über eine wertvolle Zinkhüttenkonzession, deren Ausnutzung in die Wege geleitet ist.

Außerdem besitzt die Gesellschaft unmittelbar an der Lahn eine große

elektrische Zentrale mit Wasserkraft, die 600 - 700 Ps abgibt, sowie endlich

die Grube selbst, die in letzter Zeit allerdings bessere zum Teil befriedigende

Aufschlüsse zu verzeichnen hat.

Durch die Nutzbarmachung dieser Besitzteile und die Abstoßung der Grube

Friedrichssegen würde die Gesellschaft gleichzeitig in die Lage kommen,

ihre Finanzen zu regeln.

Die Werlauer Abteilung bringt auf Grund der letztmonatlichen Betriebsergeb-

nisse ohne Berücksichtigung der auf ihren Teil gegenwärtig anfallenden

Zinsen, aber unter Abrechnung sämtlicher Verwaltungs- und sonstigen Unko-

sten, Steuern etc. einen reinen Betriebsgewinn von 420 000 - 480 000 Mark

per anno.

Der Grubenbesitz der Abteilung Werlau hat in letzter Zeit durch zirka 16 neue

Feldverleihungen in unmittelbarer Nähe eine wertvolle Erweiterung erfahren,

die als Reserve für späteren Abbau verbleiben soll.

Dagegen dürfte der alte Werlauer Besitz in absehbarer Zeit eine nicht unbe-

trächtliche Erhöhung der gegenwärtig zirka 7 500 Tonnen Zinkerze und zirka

1 200 Tonnen Bleierze pro anno betragenden Produktion zulassen, nachdem die seit länger als Jahresfrist im Gange befindlichen Arbeiten unter Tage be-

endet sein werden.

Darüber, in welcher Weise die Teilung beziehungsweise Abtrennung der

Betriebe zu erfolgen hätte, sind die Erwägungen noch nicht abgeschlossen.

Diese Erwägungen sind wohl dann in einer Sitzung des Aufsichtsrates behan-

delt worden.

Unter der Rubrik Industrie lesen wir am 12. 12. 1911 im Lahnsteiner Tageblatt:

In einer vorige Woche stattgehabten Sitzung beschäftigte sich der Aufsichts- rat der Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen mit den Plänen der Ab-

trennung des gesamten Besitzes der Abteilung Friedrichssegen.

Nach deren Durchführung würde, wie der "Cölnischen Volkszeitung" mitgeteilt

wird, der Werlauer Bergwerksbesitz, der selbst bei sehr niedrigen Zinkpreisen

gewinnbringend abgebaut wurde, die Grundlage der Gesellschaft bilden.

Werlau erbringt gegenwärtig, ohne Berücksichtigung der auf seinen Teil ent- fallenden Zinsen, einen reinen Betriebsgewinn von rund 40 000 Mark den Monat.

Für die elektrische Zentrale in Friedrichssegen sind ernsthafte Käufer gegen

bare Zahlung vorhanden.

Eine auf den 30 12. 1911 einberufene außerordentliche Hauptversammlung

soll über den Verkauf Beschluß fassen.

Der Grundbesitz in Friedrichssegen nebst Anlagen soll zu einem bestimmten

Werte auf eine Gewerkschaft übergehen.

Zum Ausgleich der dadurch entstehenden Unterbilanz soll die Zusammenle-

gung sämtlicher Stamm- und Vorzugsaktien gleichmäßig von 2 : 1 vorgeschla-

gen werden und gleichzeitig der Bezug einer neuen Aktie zu 1 000 auf 2 000

Mark zusammenglegte Aktien angeboten werden, sodaß aus 4 alten Vorzugs- oder Stammaktien gegen Zuzahlung von 1 000 Mk. drei neue Vorzugsaktien

entstehen.

Durch die Zuzahlung erwerben die Aktonäre zugleich das Bezugsrecht auf die

Kuxe (= Wertpapier über den Anteil an einer bergrechtlichen Gewerkschaft,

-tschechisch "kusek" = kleiner Anteil -) der neuen Friedrichssegener Gewerkschaft.

Die Besitzer der alten Vorzugsaktien erhalten in Höhe der früher geleisteten Zuzahlungen Genußscheine.

Nach Zahlung einer Dividende von 9 % auf die neuen Vorzugsaktien wird die

eine Hälfte des alsdann etwa noch verbleibenden Gewinns zur Tilgung der

Genußscheine, die andere Hälfte zur Ausschüttung weiterer Dividende auf die

Vorzugsaktien benutzt. Sobald aber die zur Tilgung berechtigten Genußscheine zurückgezahlt sind, wird der über 9 % verbleibende Gewinn

zwischen Vorzugs- und Stammaktien geteilt.

Die Erlaubnis zum Betreiben einer Zinkhütte geht nicht an die Gewerkschaft

über, sondern verbleibt bei der Gesellschaft, die wegen Verwertung derselben

gegenwärtig ebenfalls in Unterhandlung steht.

Nach Durchführung dieser Pläne würde die Gesellschaft so viele Geldmittel

erhalten, daß die geldlichen Verhältnisse geordnet werden könnten, während

das gesamte Aktienkapital alsdann im Höchtfalle rund 3 100 000 Mark betra-

gen würde.

Da der Betriebsgewinn von Werlau gegenwärtig über 480 000 Mark das Jahr

beträgt, so ist, wie die Verwaltung betont, auf Grund der gegenwärtigen Betriebsverhältnisse mit angemessener Verzinsung des Aktienkapitals zu

rechnen.

Am 2. Januar 1912 berichtet das Lahnsteiner Tageblatt:

Eine in Ems vorige Woche (31.12.1911 d. Chronist) stattgefundene außerordentliche

Generalversammlung der Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen

beschloß die Veräußerung des Friedrichssegener Werkes und ihrer Grund-

stücke der Umgebung. Außerdem erfolgt eine Zusammenlegung der Aktien

nebst einer Zubuße seitens der Vorzugsaktien. Für die nächsten drei Monate

wurde dem Vorstand und Aufsichtsrat ein Ausschuß von drei Aktionären mit

dem Recht allseitiger Prüfungen zur Seite gestellt.

-------

Trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage in unserem Friedrichssegener Tal

finden sich immer noch Männer, die das Vereinsleben hochhalten.

So wird ebenfalls am 2. 1. 1912 berichtet:

Der Kriegerverein "Glück auf" Friedrichssegen hielt am Sonntag dem 24. Dezember 1911 seine Generalversammlung ab, in welcher der seitherige Vorstand wiedergewählt wurde. Der Verein zählt zur Zeit 36 Mitglieder, darunter 5 Veteranen.

(Teilnehmer am Krieg gegen Frankreich in den Jahren 1870/1871)

Im Lauf des Jahres hat sich im Verein eine Schießabteilung gebildet, die mit

der Errichtung eines Schießstandes begonnen hat.

Nach Fertigstellung desselben werden regelmäßig Schießübungen für die

Mitglieder abgehalten.

Weiter ist auf Anregung des Vereins ein Spiel- und Turnverein gegründet

worden und wird beabsichtigt, diesen an den Jung-Deutschland-Bund anzu-

gliedern.

Die Kaisersgeburtstagsfeier findet in gewohnter Weise am Sonntag, dem

28. Januar 1912 statt.

Die Arbeiten zur Errichtung des Schießstandes durch den Kriegerverein

"Glück auf" gingen zügig voran und konnten schon im März 1912 abgeschlos-

sen werden.

Es wird hierüber berichtet:

Friedrichssegen, 21. März

Der Kriegerverein "Glück auf" hat hier auf der Berghalde am Hauptschacht

einen Schießstand errichet, der allen Anforderungen der Jetztzeit entspricht.

Die Einweihung fand am verflossenen Sonntag statt.

Trotz des nicht sehr erfreulichen Wetters hatten sich mehrere Offiziere von Koblenz und des Bezirkskommandos Oberlahnstein sowie Herr Bürgermeister

Schütz, Oberlahnstein, zur Teilnahme an der Feier eingefunden.

Am Schießstand hielt ein Mitglied des Kriegervereins eine kurze Begrüßungs-

ansprache und bracht ein Hoch auf S. Majestät aus.

Die Weihschüsse wurden von den Herren Offizieren abgegeben.

Herr Oberstleutnant von Rantzau beglückwünschte den Verein zu seinem

schönen Schießstand.

Im Kasinosaale entwickelte sich dann eine urgemütliche Nachfeier, die den

Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Konzertstücke der Coblenzer Pionierkapelle, Reden, Toaste und frohe

Vaterlandslieder wechselten in bunter Folge.

Das edle Fürstenbräu von Donaueschingen mundete vortrefflich und trug

wesentlich zur fröhlichen Stimmung bei.

Der neuerbaute Schießstand wurde dann auch viel genutzt.

So wird berichtet:

Am kommenden Sonntag, dem 28. Juli 1912 findet auf vielfachen Wunsch

auf dem Schießstand des hiesigen Krieger-Vereins "Glück auf" das erste

Preisschießen innerhalb des Kreisverbandes statt.

Die Veranstaltung wird von Fachkundigen mit Spannung erwartet, da der

Schießstand des genannten Vereins in jeder Weise den militärischen An-

forderungen entspricht und die Schießleitung die Gewähr dafür bietet, daß

nur gute Schützen Erfolg haben werden.

Die Preise wurden von befreundeter Seite gestiftet.

Es ist durchaus zu begrüßen, daß eine derartige Veranstaltung in unserem

Kreisverbande zustande gekommen ist. Daher wäre es sehr zu wünschen,

wenn alle Vereine nach Möglichkeit der Aufforderungen des Kreisverbands-

vorstandes für Teilnahme an diesem Schießen nachkommen würden.

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Es gibt in dieser Zeit noch wichtigeres zu berichten.

Die am 31. 12. 1911 durchgeführte Hauptversammlung unserer Gruben-A.G.

fand nicht nur in der heimatlichen Presse Beachtung.

Das damals renomierte Handelsblatt der "N. Z." berichtete unter dem Tietel:

"Die Konkurenz als Opposition"

Vor kurzer Zeit beschäftigten wir uns bereits unter der gleichen Überschrift

mit der eigentümlichen Stellung, welche die Frankfurter Metallfirma Beer-

Sonderheimer u. Co. und die ihr nahestehende Tellus-Gesellschaft in der An-

gelegenheit der Rekonstruktion der Bergbau-Akt.-Ges. Friedrichssegen ein-

nimmt.

Durch die inzwischen abgehaltene Generalversammlung, über deren Verlauf

wir ausführlich berichtet haben, sind unsere Ausführungen voll bestätigt worden.

Leider ist durch die Stellungnahme der Firma Beer,-, Sonderheimer u. Co. in

der Generalversammlung die dringend notwendig gewordene Rekonstruktion

der Bergbau-Akt.-Ges. Friedrichssegen verzögert worden, obwohl die Ver-

waltung in der Versammlung selbst dargelegt, daß eine Verschiebung der

Beschlüsse für das Unternehmen und die Aktionäre unter Umständen die un-

heilvollsten Folgen haben könnte.

In der Tat war durch die ablehnende Haltung der Beer- Sonderheimer-Gruppe

die Gefahr eines Konkurses der Friedrichssegen-Gesellschaft in bedrohliche

Nähe gerückt, und nur durch die Bemühungen der Verwaltung und das Entge-

genkommen der Lahmeyer-Gesellschaft als Gläubiger von Friedrichssegen

ist die Gefahr abgewendet worden.

Diese Vorgänge scheinen umso bedenklicher, wenn man in Berücksichtigung

zieht, daß die Beer, Sonderheimer-Gruppe diese Gefahr heraufbeschworen hat, indem sie, die tatsächlich nur Stammaktien der Gesellschaft besitzt, mit

einem schwer verständlichen Interesse für die Rechte der Vorzugsaktien eintrat.

Allerdings vertrat Justizrat Gehrke, der Vertrauensmann der Tellus-Beer-Sonderheimer-Gruppe, auch einen großen Posten Vorzugsaktien, deren Be-

sitzer jedoch schwerlich mit dem Verhalten einverstanden sein dürfte, hätten sie vorher gewußt, um was für Ziele es sich im letzten Ende bei dieser Gruppe

handelt.

Ein Interesse an einem Konkurse der Friedrichssegen-Gesellschaft hat niemand, weder Stamm- noch Vorzugsaktionäre; dieses Interesse hat ledig-

lich die Tellus-Gesellschaft als Konkurenz.

Da sie allein nicht die Macht besitzt, dieses Ziel zu erreichen, so scheint es auch nicht gerade gerechtfertigt, daß sie die Aktien der ein von ihnen durch-

aus entgegengesetztes Interesse vertretenden Aktenbesitzerin in einem solchen Sinne - selbst wenn ihr die Vertetung übertragen worden ist - benutzt.

Die letzte Generalversammlung hat zur Klärung der Verhältnisse viel beigetragen.

Für die am 24. Januar 1912 stattfindende Generalversammlung kann allen

wirklichen Aktionären nur dringend angeraten werden, ihrerseits selbst auf

eine Wahrung ihrer Interessen zu achten und sie jedenfalls nicht einer Gruppe anzuvertrauen, deren Ziele den wahren Aktionärsinteressen gerade entgegen-

gesetzt sind.

Über die schon erwähnte außerordentliche Generalversammlung vom 31. 12.

1911 in Ems wird schon am 4. 1. 1912 ausführlich berichtet:

Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen

In der bereits erwähnten außerordentlichen Generalversammlung der Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen in Ems am 31. Dez. v. Js. verlas

der Vorsitzende eine längere Erklärung, die eine Rechtfertigung der Verwal-

tung in Bezug auf die bisherigen Mißerfolge der Gesellschaft darstellen sollte.

Die kostspieligen Sümpfungs- und Aufschlußarbeiten auf dem alten

Friedrichssegenbesitz hätten in erster Linie die augenblicklich schlechte

Situation verursacht, da sie außerordentlich kostspielig waren und die geför-

derten Erzmengen in keinem Verhältnis zu den Betriebsunkosten standen.

Obgleich man die Hoffnung auf den alten Friedrichssegenbesitz doch nicht

ganz aufgegeben habe, wolle man die finanzielle Lage der Gesamtgesell- schaft nicht weiter verschlechtern und den Aktionären die Entscheidung darüber überlassen, ob mit der beantragten Beteiligung an einer neuzubildenten Gewerkschaft, die Aufschlußarbeiten fortgesetzt werden sollen, ohne daß die Finanzlage der Gesellschaft dadurch berührt werde.

Justizrat Dr. Gehrke wiederholte dann seinen Antrag auf Vertagung sämtlicher

Anträge und Einsetzung einer Prüfungskommission zur Begutachtung darü-

ber, ob die vorgeschlagene Sanierung die Lebensfähigkeit der Friedrichssegen-Gesellschaft künftighin garantieren könne.

Die Verwaltung sprach gegen die Vertagung, da dringliche Zahlungsverpflich-

tungen vorliegen. -

Im weiteren Verlauf der Generalversammlung wurden nach achtstündiger

Erörterung die Sanierungsanträge zur Abstimmung gestellt und nach Ansicht

des Vorsitzenden mit 2 819 Stimmen gegen 2 414 Stimmen des Justizrates

Gehrke (Frankfurt a.M.) angenommen.

Justizrat Gehrke gab gegen die Beschlüsse, soweit sie sich auf die Sanierung und die Abstoßung des alten Friedrichssegenbesitz beziehen, Protest zu Protokoll.

Die Versammlung nahm teilweise einen sehr stürmischen Verlauf.

Von der Verwaltung wurde wiederholt erklärt, daß der Konkurs vor der Tür

stehe, wenn man durch die Sanierung sowie durch die Veräußerung der elektrischen Zentrale und den Verkauf der Zinkhüttenkonzession der Gesell-

schaft nicht neue Mittel an die Hand geben würde.

Das Ergebnis der ganzen Verhandlungen ist, daß die Situation der Gesell-

schaft genau so kritisch ist, wie vor der Generalversammlung.

Es wurde noch angeregt, in Rücksicht darauf, daß man noch nicht wisse, ob

der Protest gegen die Beschlüsse einen Erfolg haben werde, eine neue

Generalversammlung einzuberufen, um Neues über die Abstoßung des alten

Friedrichssegenbesitzes und die Zusammenlegung der Aktien bzw. Schaffung neuer Aktien zu beschließen.

Diesem Antrag wurde schließlich stattgegeben, und die Generalversammlung

auf den 24. Januar festgesetzt.

Darüber lesen wir dann am 25. Januar folgende kurze Nachricht:

Die gestern in Ems tagende außerordentliche Generalversammlung der Aktionäre der Grube Friedrichssegen fiel zu Gunsten derselben aus.

Der Betrieb wird also weitergeführt, es und sollen demnächst mehr Arbeiter eingestellt werden, zumal neuerdings reichhaltige Erze gefunden wurden.

Wir werden noch näher darauf zurückkommen.

Dies geschah schon unter dem 26. Januar 1912:

Friedrichssegen: Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen a.d. Lahn

In der außerordentlichen Generalversammlung in Ems, die wiederholt über

die bekannten Sanierungsanträge zu beschließen hatte, waren 2 178 500

Mark des Aktienkapitals mit 4 457 Stimmen vertreten. Die Tellusgesellschaft

in Frankfurt a. M., von der die Opposition in der letzten außerordentlichn Ge-

neralversammlung ausging, und die damals über 2 440 Stimmen verfügte,

hatte diesmal nur 50 000 Mark Stammaktien angemeldet, war aber nicht in

der Versammlung vertreten.

Die der Versammlung vorliegenden Anträge waren dieselben wie in der letzten

Versammlung, nur bezüglich der Zusammenlegung der Aktien lauteten die Vorschläge anders. Während früher eine Zusammenlegung der Vorzugs- und

Stammaktien im Verhältnis 2 : 1 erfolgen sollte, wurde jetzt vorgeschlagen,

für je 4 500 Mark Stammaktien oder 4 000 Mark Vorzugsaktien, auf die eine

Zahlung von 1 000 Mark geleistet werden, 2 500 Mark neue, mit 9 % Dividende ausgestattete Vorzugsaktie auszugeben.

Die Stammaktien, auf die eine Zuzahlung nicht erfolgt, sollen im Verhältnis von 9 : 3, Vorzugsaktien im Verhältnis 8 : 3 zusammengelegt werden. Die Versammlung stimmte nach längerer Erörterung den Vorschlägen der Ver-

waltung zu, jedoch wurde die Zuzahlung auf 4 000 Mark alte Stammaktien von 1 000 Mark auf 1 100 Mark erhöht.

Die Versammlung beschloß ferner, daß der Betrieb der alten Grube Friedrichs-

segen schon ab 1. Januar d. Js. für Rechnung der neu zu bildenden Gewerk-

schaft geführt werden soll. Die Sanierung gilt nur dann als durchgeführt, wenn

durch die Zuzahlung mindestens 600 000 Mark neue Mittel hereinkommen. Die

Verwaltung rechnet damit, daß insgesamt 2 075 000 Mark neue Mittel durch

die vorgeschlagene Sanierung hereinkommen, und zwar 700 000 Mark durch

die Verwertung der elektrischen Zentrale und der Zinkhüttenkonzession,

125 000 Mark durch den Verkauf der Schiefergrube und 1 250 000 Mark

durch die Zuzahlung und aus dem Erlös der neu auszugebenden Vorzugsaktien. Es würden dann den 2, 4 Millionen betragenden Schulden

2 075 000 Mark an Werten gegenüberstehen, und die Grube Werlau, auf die

sich der Betrieb künftig erstrecken würde, wäre dann mit 325 000 Mark

Schulden belastet.

Über die Verhältnisse auf Werlau äußerte sich die Verwaltung sehr günstig.

Das Erzvorkommen sei gut und es läge keinerlei Anlaß zur Annahme vor,

daß sich die Verhältnisse später verschlechtern würden.

Die Verwaltung rechnet jährlich mit einem Bruttoverdienst von 400 000 Mark.,

und selbst bei einem Nachgeben der Zinkpreise können die darauf entste-

henden Ausfälle durch Erhöhung der Produktion hereingewirtschaftet werden.

Im Laufe der Verhandlung teilte die Verwaltung noch mit, daß die Tellusgruppe

beabsichtige, im Falle des Nichtzustandekommens der heutigen Sanierung, das ganze Unternehmen zu erwerben und es in eine belgische Aktiengesellschaft einzubringen.

Die Beschlüsse der Generalversammlung vom 24. Januar 1912 wurden eiligst

verarbeitet.

Dazu gehört auch der entsprechende Eintrag im Handelsregister B beim

Königlichen Amtsgericht in Niederlahnstein.

Bekanntmachung

Im hiesigen Handelsregister Abt. B. Nr. 12 ist bei der Firma

"Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen zu Friedrichssegen

a. d. Lahn" folgendes eingetragen worden:

In der Generalversammlung vom 24. Januar 1912 ist eine Änderung der

Höhe des Aktienkapitals beschlossen worden, die durch folgende Maß-

nahmen erfolgen soll:

Diejenigen Stammaktionäre, welche auf je Mk. 4 500.- jetziger Stammaktien

eine Zuzahlung von Mk. 1 100.- und diejenigen alten Vorzugsaktionäre, wel-

che auf je Mk 4 000.- alte Vorzugsaktien eine Zuzahlung vom MK. 1 000.-

leisten, erhalten für je Mk. 4 500.- jetziger Stammakatien oder für je

4 000.- alter Vorzugsaktien MK. 2 500.- in Stücken vom Mk. 1 000.- oder

MK. 1 500.- nominal mit Vorzugsrechten nach Inhalt des Protokolls vom

24. Januar 1912. Die Rechte der alten Vorzugsaktien werden aufgehoben.

Die alten Stamm- und Vorzugsaktien, bei deren Einreichung eine Zuzahlung

nicht erfolgt, werden zusammen und zwar die jetzigen Stammaktien im Ver-

hältnis von 9 zu 3, die alten Vorzugsaktien im Verhältnis von 8 zu 3 bewertet.

Es sollen weitere neue Vorzugsaktien mit den gleichen Vorzugsrechten in

Stücken von MK. 1 000.- oder MK. 1 500.- nominal bis zu einem solchen

Betrage ausgegeben werden, daß dadurch, einschließlich der erwähnten

Zuzahlungen, der Gesellschaft M 1 250 000.- neue Barmittel zufließen.

Die neuen Aktien werden zum Nennwert ausgegeben.

Niederlahnstein, 5. Februar 1912

Königliches Amtsgericht.

Nr. 81 vom 9. April 1912 des Lahnsteiner Tageblattes:

Bekanntmachung

Im hiesigen Handelsregister B Nr. 12 ist bei der

Firma Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen zu Friedrichssegen

a. d. Lahn folgendes eingetragen worden.

Die in der Generalversammlung vom 24. 12. 1912 beschlossene Änderung der

Höhe des Aktienkapitals durch Umwandlung oder Zusammenlegung sowie die

Einräumung von Vorzugsrechten ist insoweit erfolgt, als Mk. 2 416 500 alte

Vorzugsaktien und Mk. 627 637,50 Stammaktien, auf welche die festgestzten

Zuzahlungen geleistet worden sind in insgesamt Mk. 1 859 000 neu Vorzugs-

aktienumgewandelt worden sind, während Mk. 687 500 alte Vorzugsaktien

und Mk. 512 362, 50 Stammaktien auf welche die festgesetzten Zuzahlungen

nicht erfolgt sind, insgesamt Mk. 428 600 Aktien ohne Vorzugsrecht zusammengelegt worden sind.

Das Aktienkapital beträgt demnach:

Mk. 1 859 000

Mk. 428 600

--------------------

Insgesamt: Mk. 2 287 600

--------------------

Niederlahnstein, den 30 März 1912

Königl. Amtsgericht

- - - - -

Über den neu gegründeten "Turn- und Spielverein" íst zu lesen:

Friedrichssegen, 5. Februar 1912 - Jugendpflege -

Am gestrigen Sonntag Nachmittag vollführte der hiesige "Turn- und Spielverein" unter der Leitung des "Kriegervereins" einen Kriegsmarsch nach Becheln, wobei unterwegs trotz der Kälte ein schönes Kriegsspiel ausgefochten wurde. Die Teilnahme war recht zahlreich und alle waren bei der Rückkehr sehr befriedigt über den so schön verlebten Nachmittag.

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Am 14. März 1912 wurden im Auftrage der Bergbau-Aktiengesellschaft  Friedrichssegen am Amtsgericht hier 63 000 Mark Stammaktien öffentlich versteigert, die an Stelle solcher Stammaktien neu ausgegeben , aber gemäß dem Zusammenlegungsbeschlusse der außerordentlichen Generalversammlung vom 29. Juni 1910 zur Abstempelung nicht eingereicht worden sind. Das Höchstgebot, worauf der Zuschlag erfolgte, war 2 000 Mark. Zur Standortsicherung der Grube Werlau hat die Bergbau-Aktiengesellschaft      Friedrichssegen die Verleihung von weiterem Bergwerkseigentum beantragt.

Hierzu wird am 1. Mai 1912 berichtet:

Verleihung von Bergwerkseigentum

Der hiesigen Bergbau-Aktiengesellschaft ist das Bergwerkseigentum für die Bergwerke: Neue Hoffnung 5, Karlssegen, Helene, Gertrudssegen, Hubertusgrube und Kisselbach verliehen worden. Die Bergwerke liegen in den Gemeinden:Bickenbach, Kreis St. Goar,

Sevenig und Frankweiler, Kreis Simmern, Beltheim, Kreis Simmern, Badenhard, Birkenheim, Damscheid, Kreis St. Goar, Leiningen, Schwall, Lamscheid, Niedert, Mühlpfad, Utzenhain, Lingerhahn, Pfalzfeld, Hausberg, Maisborn, Laudert alle Kreis St. Goar, sind 2 199 952, 2 199 935, 1 984 044, 2 192 401, 2 199 684 7 199 706 Quadratmeter groß und enthalten Blei-, Zink- und Kupfererze.

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Friedrichssegen, den 29. März 1912

Besitzwechsel

Unser langjähriger und beliebter Wirtschaftsverwalter am Tagschacht und später auch im Kasino, Herr Karl Güll, hat die Gastwirtschaft des Herrn Wolf in Becheln gekauft und wird mit dem 1. April bereits auf denselben übergehen. Der große Bekanntenkreis dürfte Herrn Güll ein gutes Geschäft bringen.

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Am 14. Oktober 1912 wird über den Geschäftsbericht der BergbauAktiengesellschaft Friedrichssegen ausgeführt:

Der ungünstige Verlauf der Betriebsverhältnisse der Grube Friedrichssegen hat kurz vor dem Abschluß des am 31. März beendigten Rechnungsjahres zu den in der außerordentlichen Hauptversammlung vom 24. Januar 1912 gefaßten Beschlüssen geführt, gemäß welchen, nach Zusammenlegung der Aktien und Zuzahlung auf diese, das Aktienkapital Herabsetzung auf 1 859 000 Mark Vorzugsaktien und 428 600 Mark Stammaktien erfahren hat. Die Aussichten auf Erschließung neuer Erzmittel auf den tieferen Sohlen der Grube Friedrichssegen wurden von Sachverständigen durchaus nicht ungünstig beurteilt, wie denn auch noch unverritzte Erzgänge auf einigen Feldteilen der ausgedehnten Friedrichssegener Gerechtsame sichtbar zu Tage treten. Die geldlichen Verhältnisse, welche durch die letztjährigen umfangreichen Tiefbauarbeiten auf der Grube Friedrichssegen mangels eines sofort greifbaren Ergebnisses sehr ungünstig beeinflußt worden sind, verboten jedoch, die Aufschließungsarbeiten in wirksamer Weise durchzuführen, so daß die Aktionäre sich zu einer Abtrennung des Friedrichssegener Betriebes bzw. zu dessen Stillegung entschlossen haben. Dem Grubenbesitz kann trotzdem erheblicher Wert nicht abgesprochen werden; wir glauben demgemäß, zu gegebener Zeit dessen Abstoßung in Aussicht nehmen zu können. Neben den regelmäßigen Abschreibungen von 131 124 Mark auf Grube Friedrichssegen schlagen wir außerordentliche von 2 788 423 Mark vor, so daß der gesamte Friedrichssegener Grundbesitz nebst sämtlichen Anlagen über Tage, einschließlich des Grundbesitzes, mit 1 446 173 Mark zu Buche steht. Diese Zahl dürfte sich um 700 000 Mark verringern, die wir aus dem Erlöse des Verkaufes der elektrischen Zentrale zu erzielen gedenken, sowie um weitere 100 000 - 150 000 Mark, die aus dem Verkaufe der Maschinen eingehen dürften, so daß der alsdann verbleibende Buchwert des Gesamtbesitzes in Friedrichssegen - einschließlich der vorhandenen Wohn- und sonstigen Gebäuden, der Schiefergrube, des Grundbesitzes usw. - mit 600 000 - 650 000 Mark als niedrig bezeichnet  werden kann. Die Gesellschaft besitzt außerdem noch die Erlaubnis zum Betrieb einer Zinkhütte, die an das Friedrichssegener, an der Lahn belegene Gelände geknüpft ist, und um deren günstige Verwertung wir weiter bemüht bleiben. Die Grube Friedrichssegen erbrachte im Berichtsjahre - unter Berücksichtigung sämtlicher Unkosten, Steuern, Zinsen usw., aber ohne Berücksichtigung der Abschreibungen - einen Verlust von 206 579 Mark.

Unter dem 11. 11. 1912 erscheint dann noch folgende kurze Notiz:

Friedrichssegen, 11. Nov.

Da der Betrieb auf der Grube fast vollständig eingestellt ist, wurden die hier noch lagernden Bestände an Kohlen und das sonstige Material zur weiteren Verwendung nach der Grube Werlau bei St. Goar, die auch der Gesellschaft gehört, befördert.

Am 21. November 1912 schrieb das Lahnsteiner Tageblatt:

Der vollständige Stillstand der Grube ist nun nicht mehr fern. Von den wenigen Arbeitern, die hier noch arbeiten, werden am 1.Dezember 1912 wieder eine Anzahl entlassen. Es mögen dann kaum noch 10 Mann hier beschäftigt sein, gegenüber 1 000 vor mehreren Jahren. In der Nähe der hiesigen Station will ein Bäckermeister eine Bäckereiund ein Gastwirt eine Gastwirtschaft errichten. Beide Geschäftsleute kommen von der Grube Friedrichssegen und geben die Betriebe dort auf, weil sie wegen der fast vollständigen Ent-völkerung keinen Absatz und Verdienst mehr finden. Es wird immer ruhiger in unserem Bergbaudorf. In unserer früher so belebten schönen, im Wald so idylisch gelegenen Bergbaukolonie wird's von Tag zu Tag ruhiger und man fragt sich, was wohl aus den vielen Gebäuden werden wird, die sich nicht allein für jede Industrie, sondern auch für größere Anstalten, die eine ruhige und gesunde Lage beanspruchen (vielleicht auch passend für eins der heute entstehenden Erholungsheime d. R.), so vortrefflich eignen würden. Das herrliche Kirchlein ist schon von den Katholiken verlassen, und es wird nur noch ein evangelischer Gottesdienst abgehalten. Ein Lehrer, wenn nicht alle beide, werden die Stätte ihrer Wirksamkeit auch bald verlassen. Der zur Grube gehörende Ahlerhof mit dem bekannten Restaurationsbetrieb, soll verkauft werden, und es sollen hierfür bereits Liebhaber vorhanden sein. In dem ersten der unteren Gebäude, in den sogenannten Emser Häusern, befindet sich heute nur noch die Post und eine bezogene Wohnung, in dem Teil nach Lahnstein zu soll, wie es heißt, eine Wirtschaft geschaffen werden.

Im Volksmund hat man bereits den Namen Friedrichssegen in "Friedrichsruh" umgetauft.

So schreibt das Lahnsteiner Tageblatt am 7. Februar 1913.

Aus Frücht erscheint am 18. März 1913 die Notiz:

Am Sonntag wurden hier, aus Fridrichssegen und Frücht zusammen, 2 Knaben und ein Mädchen konfirmiert. In früheren Jahren, als die Grube Friedrichssegen noch vollauf im Gange war, wurden in beiden Orten über 30 Kinder jährlich aus der Schule entlassen.

Friedrichssegen, den 14. April 1913

Die Abbrucharbeiten auf der Grube Friedrichssegen sind schon sehr weit fortgeschritten. Aus dem Grubenschachte und vom sogannten Tagschacht sind sämtliche brauchbaren Eisenteile und sonstiges brauchbare Material schon entfernt. Die schweren Maschinenkessel und Eisenteile werden, um den Transport zu erleichtern, mit Sprengstoff auseinandergesprengt. Die noch betriebsfähige Grubeneisenbahn befördert die Abbruchteile nach der Eisenbahnstation. In etwa 5 Monaten soll der ganze Abbruch beendet sein.

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Es sind schon 10 Jahre her, als wir erstmals über die Neuverpachtung des Ahler Hofgutes berichteten. In der Ausgabe Nr. 104 vom 7. Mai 1913 ist wieder die Ausschreibung der noch bestehenden Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen zu lesen:

Ahler Hofgut

dicht bei der Station Friedrichssegen a. d. Lahn gelegen, soll auf mehrere Jahre neu verpachtet werden. Dasselbe umfaßt ca. 59 Morgen, bestehend aus ca. 21 Morgen Acker, 29 Morgen Wiesen, 3 Morgen Weideland und 6 Morgen Hofraum mit Hausgärten. In dem Hofhaus wurde von dem seitherigen Pächter Gastwirtschaft betrieben. Die Pachtbedingungen liegen auf unserem Büro zur Einsicht offen. Angebote sind bis 31. Mai cr. schriftlich von den Bewerbern in Personabzugeben.

Lahnsteiner Tageblatt Nr. 153 vom 5. Juli 1913

Bergbau-A.G. Friedrichssegen zu Friedrichssegen a. d. Lahn

Zu den geplanten Ausgaben von Schuldverschreibungen teilt die Verwaltung jetzt mit, daß nicht nur die Akionäre Schuldverschreibungen gegen Gewährung von Vorrechten für ihre Aktien beziehen sollen, sondern daß auch die Gläubiger, sowohl die hypothekarisch sichergestellten, als auch die ungedeckten, mit denen diesbezüglich Verhandlungen bereits angeknüpft worden sind, für ihre Forderungen durch Schuldverschreibungen befriedigt werden sollen. Die Schuldverschreibungen, welche den neuen Geldgebern angeboten werden sollen, sollen durch hypothekarische Eintragungen auf Grube Werlau vor den übrigen Hypotheken und sonstigen Gläubigern gesichert werden. Mit den gegenwärtig zur 1. Stelle eingetragenen Bankgläubigern (insgesamt etwa 370 000 M) werde versucht werden, eine Vereinbarung zu treffen. Von den übrigen Gläubigern habe sich bereits ein großer Teil mit dem Vorhaben der Verwaltung einverstanden erklärt. Das Abkommen sei indessen nur dann möglich, wenn sich sämtliche Gläubiger mit der Umwandlung ihrer Forderungen einverstanden erklärten. Sei dies nicht der Fall, so müsse die Liquidation des Unternehmens beschlossen werden. Der Antrag eines Aktionärs, über die Liquidation schon in der jetzt einberufenen Hauptversammlung zu beschließen, und den Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Bankier Rosenthal, abzuberufen, habe die Verwaltung aus Rücksicht auf das Gesetz nicht auf die Tagesordnung der am 14. Juli stattfindenden Haupversammlung gesetzt.

Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen.

Über den Geschäftsbericht des Rechnungsjahres 1912/1913 der BergbauAktiengesellschaft Friedrichssegen zu Friedrichssegen a. d. Lahn berichtet das Lahnsteiner Tageblatt am 16. Juli 1913.

Bergbau-A.-G. Friedrichssegen in Friedrichssegen an der Lahn

In der in Bad Ems unter dem Vorsitz des Bankiers Max Rosenthal (Berlin) abgehaltenen ordentlichen Hauptversammlung waren 21 Aktionäre mit Mark 430 000 Aktien und 430 Stimmen vertreten. Der Vorsitzende wies bei der Vorlegung des Geschäftsberichtes auf die Gründe hin, die zu der augenblicklichen, mißlichen Lage der Gesellschaft geführt hätten. Infolge des Widerspruchs der Nationalbank für Deutschland und der Dresdner Bank sei es nicht möglich gewesen, einen durch Tilgung von Hypotheken frei gewordenen Betrag von M 420 000 anderweitig zu verwenden. Andererseits habe die Felten und Guillaume Karlswerk AG dingliche Anrechte erworben, die befriedigt werden mußten, und die dazu geführt hätten, daß der Gesellschaft ein großer Teil jenes Betrages, der als Betriebsmittel gedacht war, entzogen wurde. Infolgedessen hätten die Arbeiten auf der Grube Werlau nicht so erfolgen können, wie es im Interesse des Betriebes notwendig sei. Dort ständen noch für ein Jahr Rücklagen an Erz an. Doch müßten große Vorrichtungsarbeiten unternommen werden, um einen regelrechten Betrieb durchführen zu können. Dafür hätten die Mittel gefehlt. Die Ergebnisse auf der Grube Werlau seien nämlich hinter dem Voranschlag in 1 1/2 Jahren um etwa M 200 000 zurückgeblieben. Dies sei erklärlich, wenn man berücksichtige , daß die inzwischen stillgelegte Grube Friedrichssegen einen Verlust von M 1 496 000 erbrachte, der natürlich von Werlau mit aufgebracht werden müßte. Der Aufsichtsrat hätte alles mögliche getan, was sich auf Grund von Gutachten vornehmen ließ. Nun sei Vorsorge zu treffen, daß durch die entsprechenden Arbeiten auf Werlau nicht ähnliche Verhältnisse eintreten würden, wie bei Friedrichssegen. Die Grube Friedrichssegen habe noch lange Zeit betrieben werden können, auch als die Hauptversammlung schon die Stillegung des Betriebs beschlossen habe, weil sich die Meinungen der Kaufleute und Erkundigungen im Aufsichtsrat scharf gegenüberständen.Die Gründung einer Gewerkschaft aus dem stillgelegten Friedrichssegener Besitz sei nicht möglich gewesen. Ein Aktionär, der mehr als 300 Stimmen für verschiedene große Berliner Banken vertrat, erklärte, daß diese zwar neuer Ordnung der geldlichen Verhältnisse wohlwollend gegenüberständen, auch gewillt seinen, daran mitzuarbeiten; sie hätten aber die Auffassung, daß die jetzt vorliegenden Vorschläge nicht genügend reif seien und eine ausreichende Grundlage nicht böten. Die Banken machten deshalb den Vorschlag, gemeinsam mit der Verwaltung über einen Plan zu beraten, die vorliegenden Anträge zurückzuziehen und, wenn eine neue Grundlage gefunden worden sei, eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen. Von einem anderen Aktionär wurde beantragt, eine neue außerordentliche Hauptversammlung zur Abberufung des Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Bankiers Max Rosenthals (Berlin) und mit dem Antrag auf Auflösung der Gesellschaft einzuberufen. Dieser Antrag wurde aber abgelehnt.Dagegen wurde der Antrag auf Vertagung angenommen. Im Zusammenhang damit erfolgte eine Beurkundung durch den Notar, nach welcher die Verwaltung in der Absicht, die von ihr gemachten Vorschläge von der Tagesordnung abzusetzen, die Aufforderung zur Anmeldung des Konkurses über das Vermögen der Gesellschaft erblickt. Diese Anregung wurde von den Mitgliedern des Aufsichtrates selbst befürwortet. Aus Äußerungen des Vorstandes, wie von Mitgliedern des Aufsichtsrates ging hervor, daß seit Monaten viele Forderungen gegen die Gesellschaft eingereicht worden sind, und daß diese zur Zeit aller baren Mittel entblöst ist. Die erforderlichen Betriebsmittel wurden in den letzten Wochen von einem Mitglied des Aufsichtsrates vorgestreckt. Die Hauptschwierigkeit bei der Regelung der geldlichen Angelegenheiten betehe in einer Forderung der Felten und Guillaume-Karlswerk, A.G., die sich eine M 250 000 betragende Restforderung mit erster Stelle sicher stellen ließ. Gegen die Form der Sicherheit hätten die Banken Einspruch erhoben. Am 20. d. Mts. läuft die Frist zur Anfechtung ab, so daß an diesem Tage auch die Forderung des Karlswerks fällig wird. Die Verwaltung nimmt an, daß ein Konkurs die einzige Möglichkeit zu einer außerordentlichen Versammlung mit sämtlichen Gläubigern biete, und daß es dann möglich sein werde, innerhalb des Konkurses einen Zwangsvergleich anstreben, um das Unternehmen auf eine neue Grundlage zu stellen.Jedenfalls ergaben die weiteren Erörterungen, die sich Stunden hindurch hinzogen und teilweise in uferlose sowie in persönlichen Bemerkungen verloren, daß die beiden vorigen "Sanierungen" der Gesellschaft überhaupt nicht genützt haben. Die einzig mögliche Schlußfolgerung aus diesem Geschäftsbricht war der Gang zum Konkursrichter.So geschah es dann auch.

Friedrichssegen, den 16. Juli 1913

Konkurs der Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen a. d. Lahn-

Wie nach dem Verlauf der Hauptversamllung vom 14. Juli 1913 kaum

anders zu erwarten war, hat der Vorstand am 16. Juli 1913 beim Amts-

gericht in Niederlahnstein den Antrag auf Eröffnung des Konkurs einge-

reicht, und dieser ist auch vom Amtsgericht angenommen worden.

Die erste Gläubigerversammlung findet am 29. Juli 1913 statt.

Konkursverwalter ist Justizrat Dr. Dahlem.

Oberlahnstein, den 29. Juli 1913

Konkurs Friedrichssegen

Gestern Vormittag fand am Amtsgericht Niederlahnstein die erste Gläubigerversammlung im Konkurse der Bergbau-Akt.Ges. Friedrichssegen statt, zu der eine große Anzahl Beteiligter erschienen war. Herr Justizrat Dr. Dahlem als vorläufiger Konkursverwalter vom Amtsgericht dazu ernannt, gab in längerem Vortrag die heutigen Verhältnisse bekannt und erklärte auch, wodurch der Konkurs zustande gekommen sei. Die Grube Friedrichssegen, welche seiner Zeit 800 000 M gekostet hat und  die Grube Werlau, die 2 Millionen kostete, sei heute inkl. Hypotheken mit  1 300 682 M eingetragenen Schulden belastet, und wenn man die weiteren Waren ect. Forderungen mit einschließt, seien etwa 2 000 000 Mark Schulden vorhanden. Die Konzession der Zinkhütte, welche die Grube besitzt, habe etwa 30 000 Mark gekostet. Die Grube Friedrichssegen ist vollständig stillgelegt und Grube Werlau wird mit von befreundeter Seite vorgeschossenem Geld unverändert weiter geführt, und ist die Ausbeute letzter Grube so, daß immerhin noch ein Gewinn erzielt wird. Aus der Reihe der Anwesenden konnte man keine Stimmung für den Weiterbetrieb von Friedrichssegen und Werlau hören und so wird zur Veräußerung geschritten werden müssen. Justizrat Dr. Dahlem ist der Meinung, daß Friedrichssegen und Werlau heute noch einen Wert von etwa 2 Millionen Mark repräsentieren, ein Preis, der heute bei günstiger Veräußerung lange nicht erreicht werden wird. Die Versammlung beschloß, Herrn Justizrat Dr. Dahlem als Konkursverwalter beizubehalten und wählte einen aus 5 Herren bestehenden Gläubiergerausschuß, der aber nach Erfordernis auf 7 Herren erhöht werden kann. Dem Gläubigerausschuß ist nun die Stillegung oder der Weiterbetrieb der Gruben an Hand gegeben und soll vor dem 15. August sämtlichen Beamten gekündigt werden. Hiervon werden jedoch einige noch erforderliche Herren bis zur vollständigen Auflösung des Konkurses zurückgehalten. Bis zur nächsten Gläubigerversammlung am 20. September 1913 hat der gewählte Ausschuß und der Konkursverwalter nun eine große Arbeit zu leisten, da in dieser Versammlung endgültig beschlossen werden soll, welche Betriebe und wie diese erhalten bleiben sollen.

Oberlahnstein, den 22. September 1913

Konkurs Silberwerk Friedrichssegen

Bei dem am Samstag am Amtsgericht Niederlahnstein stattgehabten Prüfungstermin der eingegangenen Forderungen wurde ein großer Teil vom Konkursverwalter als nicht berechtigt anerkannt. Die noch an die Arbeiter und Beamten teilweise recht beträchtlichen Forderungen für rückständige Löhne und Gehälter wurden als berechtigt anerkannt und kommen zur Auszahlung. Herr Justizrat Dr. Dahlem versprach in kurzer Zeit mit einem Zwangsvergleich den Gläubigern aufzuwarten. Die Grube Werlau, deren Betrieb immer noch einen Gewinn abwirft, soll vorbehaltlich weiterer Beschlußfassung einstweilen bis Ende dieses Jahres weitergeführt werden.  Das der Grube gehörige Ahler-Hofgut soll verkauft werden. Bereits eingegangene Gebote hierauf wurden als zu niedrig zurückgewiesen.

Niederlahnstein, den 23. September 1913

Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen in Konkurs

Am Samstag vormittag fand, wie bereits gemeldet, vor dem kgl. Amtsgericht der Prüfungstermin in dem Konkursverfahren über das Vermögen der Aktiengesellschaft Friedrichssegen statt, das am 16. April (Druckfehler, richtig Juli d. Chronist) eröffnet wurde. Zu dem Termin waren die meisten Großgläubiger mit ihren Rechtsbeiständen erschienen. Der Prüfungstermin ging schnell von statten, da der Konkursverwalter, Justizrat Dahlem, die Sache sehr gut vorbereitet hatte. Die aus Löhnen Gehältern, Reisespesen, Steuern usw bestehenden vorberechtigten Forderungen wurden fast alle anerkannt. Von den größeren Beträgen wurde eine Reihe als richtig anerkannt und vom Gericht festgestellt. Als nicht vorberechtigt waren folgende angemeldet:

Thielemann, Diez 212 272, 30 Mark davon 124 467, 05 Mark Ausfallforderung, 82 152, 25 Mark Wechsel, 4 000 Mark Vorschuß für das Konkursverfahren

Zielenziger, Samuel, Berlin 117 342, 10 Mark davon Darlehn auf Hypothek 91 492, 40 Mark, Wechselforderungen 6 624, 60 Mark, Hypotheken 18 057,10 Mark und Zinsen 1 168.- Mark

Petry - Dereur, Dampfkesselfabrik in Düren 10 429,00 Mark

Flothmann & Co. Herne 8 367,41 Mark Hypotheken, 2 340,56 Mark Warenforderungen

Max Rosenthal, Berlin 3 600,00 Mark

Vergütung Aufsichtsrat, Mehrer Aufsichtsratmitglieder je 18 000,00 Mark

Nationalbank für Deutschland,

Berlin 204 790,50 Mark aus Kontokorrentverkehr

Sprengstofffabrik Hopecke,

Berlin 11 621, 59 Mark aus Kontokorrentverkehr

13 700,00 Mark Ausfall aus HypothekenForderung

Bergassessor a. D. Hasse,

Berlin 3 378,00 Mark

Rheinische Kohlenhandel Reedrei GmbH, Mühlheim/Rhein 13 160,66 Mark

R. Schmidt, Grubenverwalter,

Prinzenstein 19 500,00 Mark Gehalt

1 360,00 Mark Dividende

Direktor Leuschner,

Friedrichssegen 81 000,00 Mark Gehalt bis 1918

13 500,00 Mark Nebenbezüge

44 941.00 Mark Entschädigung auErfindervertrag

Deutsche Vakuum-Öl-Kompagnie

Düsseldorf 14 299. 76 Mark

Maschinenmeister Fischer

Prinzenstein 9 750,00 Mark Gehalt bis 1916

1 202,00 Mark Nebenbezüge

Siemens - Schuckert, Berlin 19 884,51 Mark

Maschinen-Bau-Anstalt Humboldt

Köln - Kalk 14 411, 75 Mark

6 000,00 Mark Zinsen werden bestritten

Felten-Guillaume-Karlswerk, Köln-Mühlheim 291 581,45 Mark für Lieferung an Kraft 7 381, 51 Mark Prozesskosten

Oberingenieur Hollmann 14 800,00 Mark Aus Erfindervertrag

Geheimer Regierungsrat a.D. Höppner, Berlin 98 463,80 Mark davon 86 000,00 Mark eingetragene Hypothek

Susewind & Co 74,80 Mark

Marquardt, Beuel 50,60 Mark

Rechtsanwalt Dr. Ubbelohde, Berlin Friedenau 5000,00 Mark

Für das Felten-Guilleaume-Karlswerk ist bei einer Bank eine Sicherheitshypothek in Höhe von 800 000,00 Mark eingetragen.Die Forderung beträgt noch 300 000,00 Mark. Der Streit dreht sich um 500 000 Mark, und zwar darum, ob sie von dem Konkursverwalter gestrichen, oder Felten Guilleaume als Vorrecht anerkannt werden sollen. Auf alle Fälle will der Gläubiger die Auszahlung verlangen und die Sache im Prozeßwege verfolgen. Der Konkursverwalter teilte mit, daß in der nächsten Zeit ein Zwangsvergleichsvorschlag eingereicht werden würde, der allerdings nicht ohne Felten-Guilleaume zustande kommen kann. Die Hypothekengläubiger erklärten, bis Ende dieses Jahres, um den Vergleich nicht zu behindern, keine Zwangsversteigerung beantragen zu wollen. Der Konkursverwalter und Bergassessor Hasse empfehlen dringend den Weiterbetrieb der Grube Werlau, da sonst sehr großen Schaden und Verluste entstehen würden. Demgemäß wurde beschlossen.Die Hypothekengläubiger gaben auf Wunsch des Konkursverwalters die Zusicherung ab, daß sie vor Ablauf dieses Jahres keinen Antrag auf Zwangsversteigerung ihrer Pfandobjekte stellen würden.

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Friedrichssegen den 28. September 1913

In unserer Grubenkolonie herrschte gestern reges Leben. Das Kasiono war gut besetzt. Die von verschiedener Seite gebrachte Meldung von der Schließung des hiesigen Kasinos bestätigte sich nicht. Das Kasino und der Wirtschaftbetrieb bleibt auch weiterhin geöffnet, da dasselbe mit der Bergbau-Aktiengesellschaft nicht verbunden ist.

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Als letzte Meldung des Jahres 1913 zum Konkurs der Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen a. d. Lahn erscheint am 13. Dezember 1913 folgende Notiz:

In dem Konkursverfahren der Bergbau-Aktiengesellschaft Friedrichssegen ist auf Antrag des Konkursverwalters Termin auf den 22. Dezember 1913 anberaumt, in der Beschluß gefaßt werden soll, ob der Betrieb des zur Konkursmasse gehörigen Bergwerks Prinzenstein nach dem 1. Januar 1914 stillgelegt oder fortgeführt werden soll.

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Am Schlusse des Jahres 1913 war von der Grube Friedrichssegen nur noch leer geräumte Stollen, Sohlen und Schächte und leer stehende Anlagen über Tage vorhanden.Von Seiten der Verwaltung der Grube Friedrichssegen hatte man wohl zu lange gehofft und geglaubt, daß der Berg noch einiges an Erzen freigeben würde und hat dabei wohl vergessen, daß

"Der Bergbau als Zweig der Urproduktion, ebenso wie Land- und Forstwirtschaft und Fischrei, seine Erzeugnisse umittelbar der Natur abgewinnen und dabei an naturgebundene Umstände  an die Lagerstätten - gebunden ist. Im Gegensatz zu den anderen Urproduktionen wird seine Substanz jedoch abgebaut und erneuert sich nicht mehr.

Diese Feststellung des Chronisten wird auch durch die nachfolgenden Betriebsergebnisse erhärtet.

Betriebsergebnisse der Grube Friedrichssegen

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J a h r 1903/04 1904/05 1905/06 1906/07 1907/08 1908/09 1909/10 1910/11 Durchschnitt

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Abgebaute cbm 19 387 22 850 23 748 24 338 18 504 11 382 19 917 7 278 18 426

Gefördertes Roherz in t 38 890 42 843 38 855 38 242 33 773 26 256 28 351 20 830 33 505

1 cbm ergab an Roherz t 2,0 1,9 1,6 1,6 1,9 2,3 1,6 1,9 1,8

Bleifertigerzproduktion in t 476 364 250 183 225 205 250 385 292

Zinkerzfertigproduktion in t 6 165 6 584 5 770 5 693 4 284 3 272 2 059 2 126 4 494

Siederitfertigproduktion in t 3 938 3 108 4 054 3 422 3 631 1 966 2 196 2 053 3 046

Gehalt d. Bleierzes an Pb % 64,14 67,70 66,96 68,20 67,90 67,07 65,79 62,29 66,26

Gehalt d. Bleierzes an Ag

in g/o,1 t 52,36 51,40 48,61 50,30 55,90 55,07 49,21 51,09 51,74

Gehalt d. Zinkerzes an Zn % 45,55 45,60 45,95 46,20 43,80 45,50 43,33 46.65 45,32

Gewichtsausbringung

an Bleierz % 1,28 0,87 0,64 0,47 0,66 0,76 0,88 1,87 0,93

Gewichtsausbringung

an Zinkerz % 16,49 15,46 14,89 14,91 12,49 12,46 8,83 10,09 13,20

Gewichtsausbringung

an Siderit % 10,56 11,14 10,45 8,96 10,62 7,51 7,75 9,97 9,62

Betriebskosten M 468 466 517 177 501 867 516 369 508 888 398 447 323 409 277 905 439 066

Allgemeine Kosten M 85 319 93 843 102 444 104 254 108 902 117 733 185 382 193 920 120 225

Kosten je cbm M 27 25 24 24 33 45 38 55 34

Kosten je t Roherz M 14,05 14,18 15,51 16,29 18,16 19,61 17,95 21,46 17,15

Kosten je t Fertigerz M 52,25 52,05 59,99 66,75 75,89 96,31 101,10 96,80 75,14

Dividenden % 5 7 7 8 0 0 0 0

Abschreibungen M - 119 641 134 678 141 334 183 508 229 352 491 116 195 168

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Aktienkapital M a) Vorzugsaktien : 3 104 000

b) Stammaktien : 1 140 000

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Summe: 4 244 000

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Die wenigen Beschäftigten waren nicht mehr zu halten.

In Ahl war nur noch die Postagentur und eine Familie ansässig und in der Neuen Welt verblieben jedoch nur ein Teil, Kölsch Loch und Tagschacht wurden völlig verlassen.

Das Konkursverfahren zog sich immer mehr hin.

Zwangsversteigerungstermine wurden mehrmals angesetzt aber auch ebenso

oft wieder ausgesetzt. Dazu lieferte das Lahnsteiner Tageblatt wieder die be-

sten Unterlagen, die nachstehend wiedergegeben sind.

Friedrichssegen, den 21. Juli 1914

Die Bestrebungen, die Gruben der in Konkurs befindlichen Gesellschaft für

die Gläubiger und Aktionäre zu erhalten, gehen von einem früheren Spreng-

stofffabrikanten in Diez an der Lahn aus. Wie mitgeteilt wird, verspricht man

sich besonders von der Weiterführung des Betriebes auf der Grube Werlau

gute Erfolge. Sowohl die Gläubiger als auch die Aktionäre der Gesellschaft

werden zu einer gemeinschaftlichen Versammlung innerhalb der nächsten

Tage einberufen.

Erst in dieser Besprechnung will man sich über die Form und Durchführung

des Planes schlüssig werden, da es noch nicht feststeht, ob man das neue

Unternehmen als Aktiengesellschaft oder Gewerkschaft gründen wird.

 

Niederlahnstein, den 29. Juli 1914

Bergbau A.-G. im Konkurs

Im Coblenzer Hof fand am Montag eine Versammlung von Aktionären und  Gläubigern statt, behufs Beratung über eine Wiederaufrichtung der Aktiengesellschaft. Daß hierfür nur ein geringes Interesse besteht, bewies das Erscheinen von nur 11 Herren. Der Leiter der Versammlung, Ehlert - Berlin, gab einen Bericht über das von dem eingesetzten Ausschuß seit der letzten Versammlung geschehene. Annehmbare Vorschläge zur Wiederaufrichtung auf dem Wege eines Vergleiches mit den Gläubigern konnten nicht gemacht werden. Die von Direktor Leuschner gemachten Sanierungsvorschläge gründen sich auf die Beschaffung eines neuen Aktien-Kapitals. Hierfür fanden sich seither keine Geldgeber, sodaß der Vorsitzende am Schlusse der mehrstündigen Beratung feststellen mußte, daß die Versammlung ergebnislos verlaufen sei. Die noch in Betrieb stehende Grube Werlau wird am 4. August und das seit zwei Jahren stillliegende Werk Friedrichssegen am 5. August zwangsweise versteigert.

 Zwangsversteigerung

Auf Antrag des Konkursverwalters im Konkursverfahren über das Vermögen der Bergbau-Aktien-Gesellschaft Friedrichssegen zu Friedrichssegen soll das Bergwerkseigentum an dem im Grundbuch der Bergwerke von Niederlahnstein Band 1, Blätter 13-14-15 und 16 zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerkes auf den Namen der Bergbau-Aktien-Gesellschaft Friedrichssegen zu Friedrichssegen eingetragenen Bergwerke namens "Gott mit uns" für Blei und Kupfer-erz, "Wilhelm XVI" für Manganerz, "Hoffnung VI" für Nickelerz und die vereinigte Blei-, Silber-, Kupfer-, Zink, Schwefelkies-, Mangan-, Eisen-, und Schiefergrube Friedrichssegen am 5. August 1914, vormittags 10 Uhr durch das unterzeichnete Gericht - Gerichtsstelle - Zimmer 11 -versteigert werden. Das Bergwerk liegt im Kreis St. Goarshausen, Unterlahn und Koblenz - Land zunächst der Stadt Oberlahnstein, sind verliehen zu einer Feldgröße und zwar "Gott mit uns" von 494 229 Quadratlachtern, "Wilhelm XVI" von 2 189 979 Quadratlachtern, "Hoffnung VI" von 1 421 365 Quadratlachtern und das konsolidierteBergwerk Friedrichssegen von 33 327 397 qm. Niederlahnstein, den 14. Juli 1914

Königliches Amtsgericht.

Aus einer kurzen Notiz des Lahnsteiner Tageblattes vom 14. 11. 1914 entnehmen wir jedoch, daß die für den 5. 8. 1914 anberaumte Zwangsversteigerung der Grube Friedrichssegen nicht stattgefunden hat. Es wurde am 14. 11. 1914 notiert:

Amtsgericht.

Heute sollte am hiesigen Amtsgericht der Zwangsverkauf  der Grube Friedrichssegen stattfinden. Durch Beschluß des Gläubigerausschusses wurde dieser Termin jedoch aufgehoben und die Versteigerung fand nicht statt.

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